Olympische Fackel legt 8.000 Meilen zurück

70 Tage lang wird die Olympische Flamme vor der Eröffnungszeremonie am 27. Juli 2012 der Olympischen Spiele in London im Vereinigten Königreich unterwegs sein.

Der britische Fußballer David Beckham und die Vielseitigkeitsreiterin Zara Phillips präsentieren die Olympische Fackel. Foto: picture-alliance
Der britische Fußballer David Beckham und die Vielseitigkeitsreiterin Zara Phillips präsentieren die Olympische Fackel. Foto: picture-alliance

Dabei wird sie 1.018 Orte besuchen und rund 8.000 Meilen zurücklegen, 8.000 Fackelläufer tragen die Flamme vorbei an Stonehenge und "Nessie". 263 Tage vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2012 in London hat das Organisationskomitee (LOGOC) Details über den Fackellauf enthüllt, der anders als vor vier Jahren nicht weltweit, sondern nur in Großbritannien stattfindet.

Statt auf atemberaubende Rekorde und Abenteuer wie 2008 die Tour zum Mount Everest setzen die Briten auf Kreativität. Nach der Entzündung im Heiligen Hain von Olympia wird die Fackel ab dem 18. Mai 2012 zu Lande und zu Wasser und in den unterschiedlichsten Fortbewegungsmitteln transportiert: Unter anderem per Kanalboot, Pferd, Straßenbahn, Heißluftballon, Eisenbahn und in einem Beiwagen eines Motorrads führt die Route bis zur Entzündung des Olympischen Feuers während der Eröffnungsfeier am 27. Juli im Olympiastadion.

Der rund 13.000 km lange Weg der Fackel durch das Königreich beginnt in Land's End, dem südwestlichen Zipfel des britischen Festlandes in Cornwall. Den höchsten Punkt erreicht sie auf 1.085 Metern, wenn einer der 8.000 Fackelträger, die jeweils eine Meile (1,6 km) zurücklegen, den Gipfel von Mount Snowdon, dem höchsten Berg von Wales, erklimmt. Doch auch die sagenumwobenen Schauplätze dürfen nicht fehlen: Am 8. Juni erreicht die Fackel Loch Ness in Schottland, am 12. Juli führt der Weg vorbei an der berühmten Megalithstruktur im englischen Stonehenge.

Auch wenn es anders als vor vier Jahren, als Menschenrechts-Aktivisten immer wieder versuchten, den Fackellauf nach Peking zu stören, keine weltweite Austragung gibt, wird das Thema Sicherheit im kommenden Jahr groß geschrieben. Ein Konvoi von elf Fahrzeugen wird voraussichtlich die Reise des Feuers begleiten.

In erster Linie aber soll es eine Veranstaltung für Jedermann sein. Laut LOGOC sollen 95 Prozent der Bevölkerung die Route innerhalb einer Stunde erreichen können. LOGOC-Chef Sebastian Coe träumt bereits von vollen Straßen, die den Fackelzug säumen: "Wir wollten so viele Menschen wie möglich erreichen. Wir nehmen uns ein Beispiel an der königlichen Hochzeit - so etwas wollen wir auch auf die Beine stellen."

Noch offen ließ Coe die Frage, ob die Route auf einen Besuch in Irland ausgeweitet wird. Die Organisatoren würden gerne mit einer Etappe von Belfast nach Dublin die Fortschritte im Friedensprozess unterstreichen. "Ich bin wirklich dafür, aber es ist jetzt eine politische Diskussion und eine Frage der Sicherheit", sagte Coe.

Hintergrund: Geschichte des Fackellaufs

Neun Olympiaden waren seit der Premiere der Spiele der Neuzeit 1896 ins Land gegangen, als Carl Diem, Generalsekretär von Berlin 1936, seine Vision eines Fackellaufes von der Geburtsstätte Olympias an den Schauplatz der Spiele in die Tat umsetzte.

Im antiken Olympia hatte es keinen Fackellauf gegeben. Das Feuer wurde nach dem ersten Wettbewerb vom Sieger des Stadionlaufes am Tempel der Göttermutter Hera entzündet und brannte dort bis zur Schlusszeremonie. Fackel-Stafetten mit Läufern oder Reitern gab es allerdings bei anderen griechischen Festspielen, zum Beispiel denen in Athen.

Wie im alten Olympia brannte bei den I. Olympischen Spielen 1896 in Athen eine Flamme am Stadion. 1928 in Amsterdam wurde das Feuer erstmals während der Eröffnungsfeier entfacht. Aber erst Diem entwickelte die Idee weiter.

Am 20. Juli 1936 wurde die Flamme im Heiligen Hain von Olympia entzündet und in 13 Tagen über mehr als 3000 km von mehr als 3000 Läufern nach Berlin getragen. Der Weg führte über Delphi und am Olymp vorbei durch Bulgarien, Jugoslawien, Ungarn, Österreich und die Tschechoslowakei nach Deutschland. Am 1. August traf das Feuer in Berlin zur Eröffnungsfeier der Spiele ein. Es war der Abschluss eines Schauspiels, das sich seither zu einem der bedeutendsten olympischen Symbole entwickelt hat.

Einen Lauf über alle fünf Kontinente gab es erstmals 2004 in Athen. Einen Rekord für die Ewigkeit stellten dann die Organisatoren der Sommerspiele 2008 in Peking auf. Sie veranstalteten eine 130-tägige Tour durch 21 Länder (inklusive China und Griechenland) und über 137.000 km mit einem Zwischenstopp auf dem Mount Everest, dem Dach der Welt. Unter anderem daran entzündete sich massiver Protest wegen Chinas Tibet- und Menschenrechts-Politik.

Bei Winterspielen gab es einen Fackellauf erstmals 1952 in Oslo. Dabei beschränkte sich die Strecke jedoch in aller Regel auf Griechenland und das Gastgeberland, so auch zuletzt vor Vancouver 2010.

(Quelle: SID)


  • Der britische Fußballer David Beckham und die Vielseitigkeitsreiterin Zara Phillips präsentieren die Olympische Fackel. Foto: picture-alliance
    Der britische Fußballer David Beckham und die Vielseitigkeitsreiterin Zara Phillips präsentieren die Olympische Fackel. Foto: picture-alliance