Olympischer Frevel

In den mythischen Zeiten der alten Griechen sind Entweihungen an der Heiligen Kultstätte in Olympia streng, teils mit dem Tode bestraft worden.

 

Wenn nicht gar der Schirmherr, der Allmächtige Zeus Olympios, Blitze herabgeschleudert hat. Doch 3000 Jahre nach der Geburt Olympischer Spiele im Tal des Alpheios bleiben Frevel offenbar unbestraft, denn die unüberlegte Verlegung der Kugelstoßwettbewerbe anlässlich der XXVIII. Olympiade neuer Zeitrechnung 2004 in den Archäologischen Park von Olympia ist ein doppelter Frevel: Sünde wider die Umwelt und Sakrileg am Kulturbesitz – beides grobe Verstöße gegen die Olympische Charta. Und niemand im modernen olympischen Götterhimmel nimmt Anstoß trotz aller schönen Beteuerungen.

 

Die Ausgrabungsstätte von Olympia – leider noch nicht zum Weltkulturerbe erklärt - ist für die Invasion der Kohorten von Funktionären, Zuschauern und Medienmenschen absolut ungeeignet. Es fehlt die Infrastruktur für ein solches kurzfristiges Massenspektakel. Die übergangenen Archäologen spielen keineswegs Kassandra, wenn sie vor unübersehbaren Schäden warnen. Deutsche Fachleute graben seit über 125 Jahren in Olympia aus, sichern und sorgen sich um das ehrwürdige Erbe an der Geburtsstätte der Spiele.

 

Fast scheint es zu spät, dass die Verantwortlichen der Bundesregierung und des kulturbewussten Sports die Bemühungen der entsetzten Fachleute tatkräftig unterstützen, um das auf bloße Medienwirkung zielende Kugelstoßspektakel in Grenzen zu halten und damit größeren Schaden von Olympia fern zu halten, zumal die Rückkehr nach Olympia widersinnig ist: es gab in der Antike kein Kugelstoßen! Frau Kulturstaatsministerin Christina Weiss – Ihr olympischer Auftritt ist unumgänglich!