Online-Befragung 2021: IdS zeigt Wirkung!

Im Rahmen der Befragung wurde die Wahrnehmung des IdS-Programms und ihrer Maßnahmen aus Perspektive der Stützpunktvereine genauer analysiert.

Foto: DOSB
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Erfahren die Vereine genügend Unterstützung? Wo sind die größten Herausforderungen? Wie sind die Rahmenbedingungen und was macht die Arbeit von „Integration durch Sport“ (IdS) überhaupt aus? Um all diese Fragen ging es bei der digitalen Präsentation der Ergebnisse aus der Online-Befragung der IdS-Stützpunktvereine am 14. September 2022.  

Mehr als 370 Vereine nahmen an der Befragung teil, was einem bemerkenswert hohen Rücklauf entspricht (41% Rücklaufquote). Durchgeführt wurde die Befragung Ende 2021 durch das Team von Kienbaum, das den DOSB und das Bundesprogramm bereits seit einiger Zeit wissenschaftlich begleitet. Zur Präsentation eingeladen waren die IdS Programmleitungen der Landessportbünde bzw. Landessportjugenden (LSB/LSJ), die IdS-Stützpunktvereine wie auch mehrere interessierte Vereine, die bisher noch nicht bei IdS aktiv sind.

Nach der Begrüßung durch Heike Kübler, Leiterin des Bundesprogramms, sowie durch Frau Ebert und Herr Klischat von Kienbaum, hob die Referatsleiterin beim BAMF, Zakia Chlihi, noch einmal die besondere Rolle der Vereine bei der Umsetzung von IdS hervor: „Sie helfen Menschen, Anschluss zu finden, Kontakte zu knüpfen, Freundschaften zu schließen und dadurch auch wirklich an der Gesellschaft teilzuhaben“. Sie dankte allen Beteiligten dafür, dass sie auch in diesen schwierigen Zeiten weitermachen und die notwendige Unterstützung anbieten.

 

Die Vielfältigkeit und Breite der geförderten Angebote und Maßnahmen sticht heraus

Im Rahmen von IdS werden die verschiedensten integrationsfördernden Angebote umgesetzt. Das Repertoire der Vereine reicht von regelmäßigen, integrativen Sportkursen (82% der Vereine) über ein- & mehrtägige Veranstaltungen / Feste / Freizeiten/ Camps (45%) bis hin zu Angeboten zur Förderung von freiwilligem Engagement z. B. Freiwilligendienst, Übungsleitertätigkeit (41%).

Die meisten Vereine sprechen mit ihren Angeboten Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte an (90%), wobei es 3 von 4 Vereinen zusätzlich auch gelingt, mit ihren Maßnahmen weitere Zielgruppen des Programms zu erreichen (Menschen mit Migrationsgeschichte, die in sozial benachteiligten Verhältnissen leben; Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte; Menschen mit Fluchterfahrung; Erwachsene mit Migrationsgeschichte). Lediglich zwei Zielgruppen werden bisher von einer geringen Anzahl an Vereinen angesprochen: Senior*innen mit Migrationsgeschichte ab ca. 60 Jahre und Menschen mit Migrationsgeschichte, die eine Behinderung haben (jeweils 5%).

Freiwilliges Engagement zu stärken, liegt den allermeisten Vereinen sehr am Herzen. So bieten über 90% der Vereine freiwillig Engagierten Freiräume, um ihre eigenen Ideen zur Maßnahmengestaltung einzubringen und umzusetzen. 79% zahlen zudem Aufwandsentschädigungen an freiwillig Engagierte und 52% bieten darüber hinaus noch Weiterbildungsmöglichkeiten an.

 

IdS gleicht fehlende Unterstützung aus

Fast 80% der Vereine geben an, dass sie die meisten ihrer umgesetzten Maßnahmen nicht ohne eine Förderung im Rahmen von IdS in gleicher Weise bzw. im gleichen Umfang hätten realisieren können. So sprechen sich zwar 77% der Gemeinden/Städten öffentlich für die Bedeutung von Integrationsarbeit aus und bieten teilweise (65%) ergänzende Angebote im Bereich der Integrationsarbeit an. Bei der finanziellen Unterstützung (34%) oder der Bereitstellung ausreichender Räumlichkeiten und Plätze für den organisierten Sport (56%) hakt es bisher allerdings noch in der Zusammenarbeit mit Gemeinden und Städten.

Im Ost-West-Vergleich zeigt sich, dass vor allem ostdeutsche Vereine weniger positive Rahmenbedingungen erfahren als westdeutsche Vereine. So geben lediglich 30% der ostdeutschen Vereine an, von ihrer Gemeinde/ Stadt für ihre Integrationsarbeit geschätzt oder überhaupt zu einem Austausch rund um Integration und Sport (z. B. Runder Tisch) eingeladen zu werden. Im Westen trifft dies zumindest noch auf die Hälfte der Vereine zu.

 

IdS zeigt große Wirkung. Das Potenzial für mehr ist da.

Die Zielgruppen profitieren auf vielen verschiedenen Ebenen von IdS. Besonders häufig werden positive Effekte dort erzielt, wo der Schwerpunkt der Programmarbeit liegt – im Ausbau sportlicher Kompetenzen (90%), in der Werbung neuer Mitglieder (88%) und im Abbau von Vorurteilen/ Berührungsängsten (85%). Generell geben 75% der Vereine an, durch IdS die Zielgruppe langfristig an den Verein binden zu können und noch mehr Sichtbarkeit für ihren Verein in der Öffentlichkeit zu erfahren.

Den Zielgruppen konnte durch IdS auch über das sportliche Ziel hinaus geholfen werden, Teilhabe in der Gesellschaft zu erfahren z.B. durch die Unterstützung bei der Verbesserung der deutschen Sprache (75%) oder bei der Suche nach einer Ausbildung bzw. Arbeit (38%).

Trotz der vielen Bemühungen fehlt es bei 80% der befragten Vereine weiterhin an freiwillig Engagierten und bei 79% an genügend hauptamtlichen Personal, um die IdS-geförderten Maßnahmen vor Ort umzusetzen. Im Zuge von Corona hat sich diese Entwicklung noch weiter verschärft.

 

Vereine vertrauen IdS, wünschen sich aber mehr Einfachheit

Die Betreuung und Umsetzung von IdS durch die LSB werden insgesamt sehr gut bewertet. Die Vereine sehen ihre Ansprechpartner als inhaltlich gut aufgestellt (95%), gut zu erreichen (98%) und als vertrauensvolle Partner auf Augenhöhe (97%).

Verbesserungspotenzial sehen die Vereine jedoch bei verschiedenen administrativen und informativen Themen. Hier geht es primär um den Wunsch nach weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und einfachere Prozesse bei der Antragstellung, bei Freigaben und der Erstellung von Sachberichten.

Das positive Verhältnis und das Vertrauen in IdS motivieren viele Vereine sich weiter zu engagieren. So gaben 90% der Vereine an, weiter aktiv bei IdS bleiben zu wollen. Bei einer weiteren Entbürokratisierung würden sogar 98% weitermachen.

 

Das Entstehen von Beziehungen und Freundschaften macht IdS aus

Zum Schluss der Veranstaltung gaben Frau Görgen vom JSV Speyer, dem größten Judoverein Deutschlands, und Herr Blanck, vom bereits seit 1895 bestehenden Fußballclub Rostocker FC, konkrete Einblicke in die Vereinsarbeit mit IdS.  

In Rostock wurden z.B. die Vereinsmitglieder u.a. aktiv als neben ihrem Sportgelände eine Geflüchteten-Unterkunft entstand, woraufhin man im Verein zuerst mit Lebensmitteln und Kleidung unterstützte und schließlich damit begann vielfältige Sportangebote zu initiieren. Neben dem Sport setzt der Verein zwischenzeitlich mit Hilfe von Studierenden und Lehrern verschiedenste Sprachkurse um und organisiert gemeinsam mit dem Jobcenter den „Tag der Chancen“, wo neben der Teilnahme an einem Fußballturnier gleichzeitig bei der Job- und Ausbildungsvermittlung geholfen wird.

Langfristiges Ziel ist es, zukünftig noch mehr Menschen mit Migrationsgeschichte als Übungsleiter*innen zu gewinnen und die verhältnismäßig große Mädchenabteilung des Vereins zugänglicher für Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte zu machen. Auch Frau Görgen sieht in der Einbindung der Frauen, besonders der Älteren, noch großes Potenzial. Mit Kochtreffs neben den Trainings versucht sie den Austausch zwischen den Frauen zu verbessern, was jetzt schon sichtbar im Aufbau von engen Beziehungen mündet.

Für sie ist IdS vor allem langjährige Beziehungsarbeit, die nie aufhört und alle Bereiche des Alltags betrifft: „Eine Familie, die bei uns im Verein war und kurz vor der Abschiebung stand, konnte u.a. dank der unfassbaren Unterstützung durch den ganzen Verein letztlich doch in Deutschland bleiben. Als ich gestern nach 10 Jahren schließlich bei der Einbürgerung der Kinder war, war das sehr emotional. Da habe ich gemerkt, dass wir tatsächlich einen Unterschied im Leben vieler Menschen machen.“ Für Frau Görgen sind es vor allem diese Geschichten und die entstandenen Freundschaften, die sie motivieren immer weiterzumachen.

Die kompletten Ergebnisse der Online Befragung 2021 können hier eingesehen werden.
Die Online Befragung wird fortgeführt und für das Jahr 2022 in Kürze umgesetzt.

(Quelle: DOSB, Kienbaum)


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