Optimale Vorbereitung und Anpassung soll den Aktiven Furcht vor Hitze, Smog und Ozon nehmen

Prof. Kindermann begrüßte zum Seminar für Ärzte und Physiotherapeuten "Athen 2004" in Hanau/Steinheim

Prof. Kindermann begrüßte zum Seminar für Ärzte und Physiotherapeuten "Athen 2004" in Hanau

Prof. Dr. Wilfried Kindermann, medizinischer Leiter und Chefarzt der deutschen Olympiamannschaft, hat am Abend (des 20.02.) in Hanau Steinheim einen Kreis von 76 Ärzten und Physiotherapeuten zu einem zweitägigen Vorbereitungsseminar auf die Olympischen Spiele in Athen empfangen. Aus diesen in der Zusammenarbeit mit früheren Olympiamannschaften und Aktiven der Spitzenverbände bewährten Fachkräften sollen in den kommenden Wochen die medizinischen Betreuer der deutschen Olympiamannschaft 2004 ausgewählt werden.

 

„Olympische Spiele sind für die Aktiven aber auch für die Betreuer ein einmaliges Ereignis, das sogar Welt- und Europameisterschaften in vielerlei Hinsicht zu übertreffen vermag. Die medizinische Abteilung ist für ihre besondere Kollegialität bekannt. Ich appelliere an alle, dem besonderen Ereignis auch im Olympia-Jahr durch einen besonderen Teamgeist und ein besonderes Engagement für unsere Athletinnen und Athleten zu entsprechen“, begrüßte Prof. Kindermann die Mediziner und Physiotherapeuten in Hanau.

 

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, im Hauptberuf selbst Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Hochwaldkliniken im saarländischen Weiskirchen, informierte seine Kolleginnen und Kollegen über die Zusammensetzung der Mannschaftsleitung. NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank berichtete ergänzend über den Stand der Vorbereitungen der Olympischen Spiele in Athen und die wie geplant verlaufenden Vorbereitungen auf die Entsendung der Olympiamannschaft. Einen Einblick in die sportfachliche Vorbereitung gab der stellvertretende Geschäftsführer des Bereichs Leistungssport im Deutschen Sportbund, Jörg Ziegler, bevor Dr. Holger Nieß (Tübingen) mit einem Referat über Umgebungsbedingungen (Hitze und Smog) in Athen auf medizinische und gesundheitliche Fragen im engeren Sinne überleitete. Am morgigen Samstag sind Referate zur Asthma-Problematik, zu Medikamenten und technischer Ausstattung zur Physiotherapie, zu den Anti-Doping-Regularien, zu Fragen sinnvoller Substitution, orthopädischen Überlastungsreaktionen und zu neue Erkenntnisse zum Dehnen vorgesehen. Der Sonntag-Vormittag bleibt Abstimmungsgesprächen über Materialien und Gerätschaft vorbehalten.

 

„Die klimatischen Bedingungen werden uns während der gesamten Dauer der Spiele beschäftigen. Ich rechne mit den heißesten Olympischen Spielen der jüngeren Geschichte“, prognostizierte Prof. Kindermann in Hanau. Der südländisch heiße Sommer 2003 habe im letzten Jahr in Deutschland einen Vorgeschmack darauf geliefert, was die Aktiven in Athen erwarte. Empirisch belegt wurden die Prognosen von Kindermann durch Dr. Holger Nieß.

 

Das mittlere tägliche Temperaturmaximum, das in Los Angeles (1984) bei 32, in Seoul (1988) bei 25, in Atlanta (1996) bei 33 und Sydney (2000) bei 20 Grad gelegen habe, sei in den letzten fünf Jahren in Athen durchschnittlich auf 33,7 Grad geklettert. Damit gingen erhöhte UV-Strahlenbelastung, erhöhte Ozonwerte und Sommersmog einher. Anhand von Zahlen und Daten aus dem Marathonlauf belegte Nieß die Temperaturabhängigkeit von Spitzenleistungen in manchen Sportarten. Auch für anschauliche Beispiele blieb genügend Raum. Der dreimalige Sieger des New York Marathons, Alberto Salazar, sei beispielsweise Anfang der 80er Jahre für enorme Flüssigkeitsverluste von bis zu 6 Litern und 8% seines Körpergewichtes bekannt gewesen.

 

Anlass zu gesteigerter Aufregung bestehe dennoch nicht. „Zum einen sind die Bedingungen für alle Starter gleich, zum anderen lässt sich die Thermoregulation durch Akklimatisierungsmaßnahmen, ausreichend Schlaf- und Ruhephasen, Kopfschutz, UV-Schutz, geeignete Textilien, sinnvolle und wohl temperierte Flüssigkeitszufuhr und sogar durch Training unter Saunabedingungen und mit Schwitzweste positiv beeinflussen“, erklärte Nieß. Natürlich spiele auch Veranlagung und individuelle Toleranz eine Rolle. Tröstlich für die genetisch benachteiligten sei die Tatsache, dass in Athen aller Voraussicht nach eine eher trockene Hitze zu erwarten sei, die wie für die meisten Menschen auch für Spitzensportler leichter zu meistern sei.

 

Auch im Hinblick auf die in Athen im August zu erwartenden Ozonwerte von 200-300 Mykrogramm pro Kubimeter Atemluft bestehe kein besonderer Grund zu übertriebener Sorge. Darauf deuteten Veranstaltungen wie die Leichtathletik-WM 1993 in Stuttgart hin, bei der ähnliche Ozonwerte erreicht worden seien, ohne dass gesundheitliche Beeinträchtigungen bekannt geworden seien. „Das einzige mir bekannte Sportereignis, bei dem es zu Zwischenfällen kam, die auf eine erhöhte Ozonbelastung zurückzuführen sind, war ein Spiel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft im gleichen Jahr (1993) in Mexiko-City. Die Ozonwerte im Aztekenstadion waren damals mit 600 Mykrogramm etwa zwei bis drei Mal so hoch, wie sie in Athen erwartet werden“, erklärte Prof. Kindermann.