Paralympics 2012: Dreimal Gold und eine Dublette in der Dressur

Speerwerferin Birgit Kober, Diskuswerfer Sebastian Dietz und Tischtennis-Spieler Holger Nikelis haben dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) die Goldmedaillen Nummer sechs bis acht beschert.

Sebastian Dietz warf den Diskus weiter als die Konkurrenz. Foto: picture-alliance
Sebastian Dietz warf den Diskus weiter als die Konkurrenz. Foto: picture-alliance

Gold im Diskus- und Speerwerfen

"Das ist das Größte, einfach wunderschön. Es ist einfach geil, in diesem Stadion werfen zu dürfen. Ich habe nicht die bestmögliche Leistung gebracht, aber egal, ich habe Gold", sagte Dietz (Ahle) nach seinem Triumph. Zuvor hatte der 27-Jährige, der wie Weitsprung-Sieger Markus Rehm (Leverkusen) von der früheren Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius trainiert wird, den Diskus im dritten Versuch auf die Tagesbestweite von 38,54 m geschleudert.

Während des Wettkampfes hatte der Westfale, der auf dem Weg zum Profi-Torwart im Fußball war, bis er im Alter von 19 Jahren bei einem Autounfall schwer verletzt wurde, immer wieder die Kapuze über den Kopf gezogen: "Ich wollte möglichst wenig von dem Drumherum mitkriegen und habe es geschafft, mich abzukapseln."

Im Speerwurf ließ die Leverkusenerin Birgit Kober (41), die wegen eines Behandlungsfehlers im Rollstuhl sitzt der Konkurrenz keine Chance, und steigerte ihren Weltrekord von 25,99 m auf 27,03 m (1230 Punkte).

Den deutschen Doppelsieg machte die 21-jährige Marie Brämer-Skowronek (Haldensleben) mit 20,43 m (1018) perfekt. Mit persönlicher Bestleistung von 18,62 m (925) überzeugte auch die zwei Jahre ältere Frances Herrmann (Cottbus) auf Rang fünf.

Als Bonus gab es für die deutsche Leichtathletik-Mannschaft dann noch Bronze für Sydney-Olympiasiegerin Floeth. Die 43 Jahre alte Leverkusenerin musste sich mit der Kugel nur den Chinesinnen Yao Juan und Yang Yue beugen.

Tischtennis-Duell der Weltbesten

Mit einer großartigen Vorstellung eiferte Nikelis dem Solinger Jochen Wollmert nach und ergatterte wie am Sonntag der 47-Jährige an der Tischtennis-Platte die Goldmedaille. Beim 3:1-Sieg über den Franzosen Jean-Francois Ducay hatte der 34-Jährige, der bereits 2004 in Athen gewonnen hatte, nur im dritten Satz leichte Probleme.

"Das ist fantastisch. Ich kann das noch gar nicht fassen. Er war der schwerste Gegner im Turnier", sagte der querschnittsgelähmte Kölner, der die Weltrangliste punktgleich mit Ducay anführt. "Es gibt Spieler wie Holger, die sehr stark gelähmt sind. Nach dem dritten Ball wird er instabil und ist im Nachteil. Er muss daher schnelle Punkte machen. Das hat er heute super hingekriegt", sagte Rollstuhl-Trainer Charly Weber.

Dagegen verpasste Stepanie Grebe (Neumünster), der beide Hände und der rechte Unterschenkel fehlen, durch eine 1:3-Niederlage im kleinen Finale gegen Julia Klimenko (Ukraine) Bronze.

Dritte Medaille für Dressur-Reiterinnen

Ein Déjà-vu erlebten Britta Näpel (Wonsheim) auf Aquilina 3 und Angelika Trabert (Dreieich) auf Ariva-Avanti im Greenwich Park. Die beiden Reiterinnen mussten sich in der Kür wie schon in der Championatsprüfung hinter der Britin Natasha Baker einordnen. Inklusive der Silbermedaille im Team war es für die beiden deutschen Starterinnen die jeweils dritte Medaille in London.

"Das war das letzte Mal, dass ich dieses Pferd geritten bin, es sei denn, Besitzerin Birgit Weiß lässt es mir. Im Gegenzug könnte ich ihrer Tochter mein Pony zum Reiten geben", sagte Näpel, die vor vier Jahren in China die erste Goldmedaille für Deutschland gewonnen hatte, nach ihrem letzten Auftritt in London.

Silber für Verena Schott

Die Berlinerin Verena Schott, die 2002 einen Fahrradunfall mit einem Auto hatte und seitdem inkomplett querschnittsgelähmt ist, zündete über 200 m Lagen auf der abschließenden Kraulbahn den Turbo und schob sich vom fünften noch auf den zweiten Platz. Lediglich Lokalmatadorin Eleanor Simmonds war schneller. "Ich habe nichts erwartet, weil ich erst seit Oktober trainiere", sagte die 23-Jährige überglücklich. Schott hatte im Juni 2011 ihren Sohn Lean zur Welt gebracht und daher ein Jahr pausiert.

(Quelle: SID)


  • Sebastian Dietz warf den Diskus weiter als die Konkurrenz. Foto: picture-alliance
    Sebastian Dietz warf den Diskus weiter als die Konkurrenz. Foto: picture-alliance
  • Birgit Kober (m.) und Marie Brämer-Skowronek (l.) sorgten im Speerwerfen für einen deutschen Doppelsieg. Foto: picture-alliance
    Birgit Kober (m.) und Marie Brämer-Skowronek (l.) sorgten im Speerwerfen für einen deutschen Doppelsieg. Foto: picture-alliance
  • Holger Nikelis mit der Goldmedaille im Tischtennis. Foto: picture-alliance
    Holger Nikelis mit der Goldmedaille im Tischtennis. Foto: picture-alliance