Paralympics 2012: Gauck und Friedrich zu Gast im Deutschen Haus

Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich haben am Donnerstag dem Deutschen Haus einen Besuch abgestattet.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Bundespräsident Joachim Gauck und DBS-Präsident Julius Beucher (v.l.) in London. Foto: picture-alliance
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Bundespräsident Joachim Gauck und DBS-Präsident Julius Beucher (v.l.) in London. Foto: picture-alliance

Bundespräsident Joachim Gauck platzte fast vor Stolz. Zwar genoss das deutsche Staatsoberhaupt am Donnerstagabend bei seinem Besuch im Deutschen Haus auch den Applaus der Menge, doch das breite Lächeln hatten die Leistungen der deutschen Teilnehmer an den Paralympics in London auf seine Lippen gezaubert.

"Bei dem, was ihnen erfahren ist, da hätten sie alles Recht der Welt zu sagen, warum geht es mir so schlecht, und an das Mitleid der Leute zu appellieren", sagte der 72-Jährige: "Das ist nicht ihr Ansatz. Sie haben die Kraft entwickelt, zu sagen, das ist mein Leben und ich mache etwas, was niemand erwartet hätte."

Zuvor hatten Athleten und Funktionäre des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), allen voran Präsident Friedhelm Julius Beucher, dem früheren Pastor einen herzlichen Empfang bereitet. Gauck revanchierte sich mit Jubelarien auf das 150-köpfige Aufgebot des DBS bei den mit über 4200 Teilnehmern größten Paralympics der Geschichte. "Sie werden noch viele Menschen mitreißen. Das ist noch viel mehr wert als die Medaillen, dich ich auch gelegentlich zähle", sagte er in seiner Begrüßungsrede und sicherte sich so die Sympathien der Sportler.

"Ich find's gut, dass er da war. Ich find's auch gut, dass der Bundespräsident gesagt hat, dass wir nicht Medaillen wie am Fließband holen sollen, sondern die Leistungen zählen", sagte Leichtathletin Jana Schmidt (Rostock). "Dass der Bundespräsident hier ist, ist schon etwas Besonderes. Das ist schon eine Ehre", meinte Schwimmer Nils Grunenberg (Berlin).

Neben der Bekundung seiner Hochachtung für die Sportler nutzte Gauck das Treffen im Deutschen Haus auch für Kritik. Seine Schelte galt jedoch nicht dem Behindertensport, sondern der zunehmenden Fixierung der Gesellschaft auf die Leistungen der Spitzensportler. "Diese Tendenz wird sich verstärken, weil die Gesellschaft immer mehr auf Unterhaltung ausgerichtet ist", sagte er und beklagte: "Die Breite steht im Schatten."

Mehr Aufmerksamkeit für den Behindertensport forderte auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der dem Deutschen Haus am ersten Wettkampftag der Paralympics ebenfalls einen Besuch abstattete. "Die Paralympics müssen bekannt werden im ganzen Land", sagte der CSU-Politiker, der als Innenminister auch für den Sport zuständig ist.

Diesem Ansinnen habe die Politik bereits Vorschub geleistet. "Wir haben die Professionalisierung vorangetrieben. Wir haben mehr hauptamtliche Trainer, wir haben im öffentlichen Dienst zehn Stellen geschaffen, davon sieben in meinem Ministerium", hatte Friedrich bereits am Nachmittag gesagt. Vor einigen Jahren habe die Zahl noch bei null gelegen. "Wir haben einen guten Anfang gemacht und wir wollen noch besser werden", sagte der 55-Jährige an seinem 26. Hochzeitstag.

Einen wichtigen Beitrag zu einem gesteigerten Interesse an den Paralympics und dem Behindertensport leisten die Athleten aber selbst. Sie seien "beispielgebend, indem sie zeigen, was mit Kraft und Disziplin alles machbar ist", sagte Friedrich. "Das Gelingen des Lebens hängt nicht davon ab, dass alle Bedürfnisse befriedigt werden", sagte Gauck. Dafür seien die Teilnehmer an den Paralympics Paradebeispiele.

(Quelle: SID)


  • Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Bundespräsident Joachim Gauck und DBS-Präsident Julius Beucher (v.l.) in London. Foto: picture-alliance
    Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Bundespräsident Joachim Gauck und DBS-Präsident Julius Beucher (v.l.) in London. Foto: picture-alliance