Paris Calling: Zugang für Alle

Verena Bentele erinnert anlässlich der Paralympischen Spiele in Paris daran, dass über 55 % der Menschen mit Behinderungen keinen Zugang zum Sport haben.

Team D Paralympics bei der Eröffnung in Paris Foto: picture-alliance
Team D Paralympics bei der Eröffnung in Paris Foto: picture-alliance

Das Feuer brennt wieder in Paris: Nach dem olympischen ist es nun das paralympische Feuer, das in einem Ballon gut sichtbar für alle zu sehen ist.

Dieses Feuer brennt auch im Herz und in den Beinen und Armen der olympischen und paralympischen Athletinnen und Athleten. Jahrelang haben sie hingefiebert auf ihren Traum, haben trainiert und alles gegeben für ihr großes Ziel: Einmal bei den olympischen und paralympischen Spielen zu starten.

Am Ende werden nicht alle Athletinnen und Athleten ihren Traum von der Teilnahme an den Spielen, oder sogar von der Medaille verwirklichen. Aber sie haben den Weg zum Sport gefunden, haben sich mit anderen gemeinsam vorbereitet, konnten sich messen und durften erleben wie viel Spaß gemeinsame Bewegung bringt.

Die Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen, die bei den Paralympics starten, haben ihr persönliches Erfolgsrezept gefunden. Teile dieses Rezepts sind Talent Trainingsfleiss, Ehrgeiz, tolle Trainerinnen und Trainer, ein unterstützendes Umfeld und die richtigen Hilfsmittel oder wichtige Personen, wie die Begleitläufer. Begleitläufer nennt man die Personen, die zum Beispiel beim Marathon, verbunden mit einem Seil, gemeinsam mit blinden Läuferinnen und Läufern unterwegs sind. Sie zeigen den Weg und tragen so wesentlich zur Höchstleistung bei.

Die Paralympics sind aber auch ein Moment um innezuhalten und um darauf hinzuweisen, dass nicht nur die paralympische Karriere keine Selbstverständlichkeit ist. Noch immer ist es nicht die Regel, dass Menschen mit Behinderungen Sport treiben können. Zu oft fehlen die Möglichkeiten weil die Barrierefreiheit nicht gegeben ist, weil die Unterstützung oder die Hilfsmittel nicht vorhanden sind, weil der Sportverein nicht erreichbar ist oder weil das Geld für Ausrüstung, Mobilität und Vereinsbeitrag fehlt.

Über 55 % der Menschen mit Behinderungen haben keinen Zugang zum Sport, das ist ein Umstand, den wir nicht einfach so hinnehmen und erst in 4 Jahren zu den nächsten Paralympics im Sommer 2028 wieder thematisieren dürfen.

Vielmehr ist jetzt die Zeit dafür, dass endlich Sport für alle möglich ist. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Barrieren abgebaut werden, bauliche und die in den Köpfen. Lasst uns für gemeinsamen Sport für Menschen mit und ohne Behinderungen eintreten, denn dieser Erfahrungsraum wird uns allen nutzen, im Alltag, in der Bildung, der Arbeit und im Sport. Schließlich kommen die nächsten Paralympics bald und wir sollten die Talente rechtzeitig finden und fördern, aber auch allen anderen Menschen den Spaß am Sport ermöglichen.

(Autorin: Verena Bentele, DOSB-Vizepräsidentin, 12-fache Paralympics-Siegerin und Präsidentin des Sozialverbandes VdK)


  • Team D Paralympics bei der Eröffnung in Paris Foto: picture-alliance
    Team D Paralympics bei der Eröffnung in Paris Foto: picture-alliance