Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport und Sportentwicklung, hob gleich zu Konferenzbeginn in seinem Grußwort die Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich im Sport tätig sind, und ihre Potenziale als „wichtigste Ressource unserer Arbeit“ hervor. Mit dem Ziel, einen „spannenden Austausch“ und „wertvolle Erkenntnisse“ zu gewinnen, läuteten Schneeloch und Moderator Stefan Schulz-Algie die alle zwei Jahre stattfindende DOSB-Konferenz ein. Sie hatte in diesem Jahr das Thema „Personalentwicklung im Sport“.
In Fachvorträgen, einer Podiumsdiskussion und insgesamt 13 Workshops tauschten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Expertinnen und Experten aus dem Sport und von außerhalb neue Ideen, Strategien und konkrete Maßnahmen zur Personalwicklung im Sport aus. In den Workshops wurden Fragen diskutiert z.B. zu Lernen 5.0, Diversity und Personalpolitik, Agile Führung, Neue Modelle zur Arbeitszeitgestaltung im Sport, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Leitbildentwicklung, Demokratische Partizipation, Mentoring, Fachkräftemangel in Haupt- und Ehrenamt, Gesunde Führung, Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt und Instrumente der Personalführung.
Der Direktor der Führungs-Akademie des DOSB, Florian Scheibe, begriff seinen Einstiegsvortrag als „erste Teamansprache“ und stellte die Besonderheiten des Arbeitsfeldes Sport in den Vordergrund. Im sportlichen Training funktioniere Talentmanagement und -förderung , so Scheibe, und so könne man quasi von sich selbst lernen, was Personalentwicklung im Ehrenamt und Beruf betreffe. Bettina Buschhoff, Personalleiterin von Procter & Gamble, sprach in ihrem Beitrag über fünf „Magnete“, die einer erfolgreichen Personalentwicklung bieten: Sinn, Ambition, Freiräume, Diversität und Kultur.
Großes Potenzial im Sport
Die Podiumsdiskussion zum Abschluss des ersten Tages vereinigte vier Experten aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln: die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker, Hockey-Bundestrainer Stefan Kermas, Ilja Waßenhoven, Vorstandsmitglied des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, und Bettina Buschhoff. „Personalentwicklung ist eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen“, stellte Veronika Rücker mit Blick auf die Zukunft fest. Die Grundaufgabe sei, Personalentwicklung zu verstehen und zu akzeptieren, dass sie auch beinhalte, Vertrauen aufzubauen und Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse abzugeben, um den Mitarbeitenden eigene Freiräume zu schaffen. Führungspersönlichkeiten würden so „vom Entscheider zum Ermöglicher - im Haupt- wie im Ehrenamt“ so Rücker weiter. Speziell für das Ehrenamt als einem der wichtigsten Zukunftsthemen wurde klar, dass es auch hier einer gezielten Personalentwicklung bedarf, um Ehrenamt attraktiver zu machen. Gute Argumente sprechen dafür, spezielle Ehrenamtsbeauftragte einzusetzen, die sich explizit um dieses Thema kümmern. Veronika Rücker stellte bei all den Herausforderungen das große Plus des Sports heraus: „Was uns trägt, in all diesen Themen, ist der emotionale Sport mit all seinem Herzblut und seiner Leidenschaft.“
Bettina Buschhoff unterstrich das große Potenzial im Sport, auch in Fragen der Personalentwicklung, das ihr Unternehmen dazu motiviere, mit dem Sport zusammenzuarbeiten. Der deutsche Hockey-Bundestrainer Stefan Kermas ergänzte die von Buschhoff vorgestellten „Magneten“ um zwei für ihn ganz entscheidende Begriffe: Wertschätzung und Entwicklungsfähigkeit. Analog zu Florian Scheibe sagte er, Aufgabe sei es, diese Faktoren, die im Breiten- und Leistungssport eine übergeordnete Rolle spielen, auch „aus dem Sport in den Verband zu bringen“. Dafür müsse vor allem mehr Zeit in das Personal investiert werden; man müsse selbstreflektierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden und entwickeln. An dieser Stelle setzt auch Ilja Waßenhoven an, der als Vorstandsmitglied des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf quasi ein „Heimspiel“ hatte: „Wir müssen den Menschen die Chance geben, sich zu entwickeln.“ Auch wenn das in manchen Fällen zur Folge habe, dass sich Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen „wegentwickeln“ und Verband oder Organisation wechseln – das Potenzial komme aber dem Sport insgesamt zugute. Um Personalentwicklung in den einzelnen Bereichen weiter stärken zu können, sollten sich Führungskräfte außerdem mehr Zeit für Führungsaufgaben nehmen.
Vor der zweiten Workshop-Phase am zweiten Tag erwartete die Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer ein Vortrag des Leiters für Kommunikation, Marketing und Fundraising des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Marc Groß. Er zeigte, wie das DRK als Organisationen mit vergleichbaren Strukturen Personalentwicklung verstehe. So hat das DRK eine föderale Struktur wie der Sport – und Groß beschrieb das Ehrenamt „als Wurzel des DRK“, wie es Walter Schneeloch („der Sport lebt vom Ehrenamt“) bereits am Vortage beschrieben hatte. Er unterstrich, dass im DRK die Personalentwicklung zwingend den ehrenamtlichen Bereich einschließe, und berichtete von den „Ehrenamtsbeauftragten“ in seiner Organisation.
Das haben alle aus dem Sport gelernt
Zum Abschluss der DOSB-Konferenz stellte DOSB-Vorstandsmitglied Karin Fehres, die gewissermaßen die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hatte, zentrale Schlüsselaussagen der intensiven zwei Tage heraus. Florian Scheibe habe Personalentwicklung treffend zusammengefasst als „Lust an der Arbeit und an der Mitarbeit im Ehrenamt“. Neben einer kurzen Zusammenfassung aller Workshops sagte Fehres, die fünf „Magnete“ Sinn, Ambition, Freiräume, Diversität und Kultur könnten als Leitplanken für bestehende und zukünftige Personalentwicklungsmaßnahmen betrachtet werden. Die Talentförderung, Exzellenzherstellung und Transformation seien mit einem innerverbandlichen Kulturwandel verbunden, den es in den nächsten Jahren zu gestalten gelte.
Alle Verantwortlichen waren sich einig, dass dies gelingen kann, denn mit Herzblut, Leidenschaft und gegenseitiger Wertschätzung können Veränderungsprozesse erfolgreich angegangen werden: Das haben alle aus dem Sport gelernt.
Abschließend dankte Fehres der Landesregierung und dem LSB Nordrhein-Westfalen für die kurzfristige Unterstützung bei der Verlegung des Kongresses nach Düsseldorf und forderte die Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen dazu auf, geeignete Anknüpfungspunkte in ihre Verbände hineinzutragen und zu diskutieren.
(Quelle: DOSB)