Prävention soll als eigenständige Säule ausgebaut werden

 

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt auf der Linie des Sports

 

Die Bundesministerin für Gesundheit und soziale Sicherung, Ulla Schmidt, hat bei einer Pressekonferenz

des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) in Berlin unterstrichen, dass die Prävention künftig mehr Beachtung im deutschen Gesundheitswesen finden werde. Um Folgeschäden vorzubeugen und eine Verbindung zwischen Qualität und Wirtschaftlichkeit herzustellen, „werden wir die Prävention zu einer eigenständigen Säule neben der Krankheitsbehandlung, Rehabilitation und Pflege ausbauen“, sagte Schmidt im Haus der Bundespressekonferenz. Die jetzigen Regelungen sollten in einem eigenen Gesetz zusammen gefasst und verbessert werden. Gleichzeitig trat die SPD-Ministerin Befürchtungen entgegen, dass sich die Verabschiedung des Präventionsgesetzes wesentlich verzögern werde. „Unser Ziel ist es, schon sehr bald im Bundestag über das Präventionsgesetz entscheiden zu können“, erläuterte Ulla Schmidt bei der Pressekonferenz unter dem Thema „Der Sport in einem zukunftsorientierten Gesundheitswesen: Chancen durch Rehabilitation und Prävention“.

Der Präsident des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, forderte als einen maßgeblichen Schritt zur Gesundheitsförderung eine breit angelegte, attraktive Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für das gesunde Leben, die möglichst als nationale Kampagne angelegt sein müssten. Zudem sollten die künftig erlaubten Bonussysteme der Krankenkassen mit konkreten Vorschriften für die Kassen nachgebessert werden. Bei diesem Thema sei Wettbewerb im Sinne von marketingbezogener Abgrenzung nicht angebracht. Die Krankenkassen können künftig ihre Mitglieder für vorbildhaftes Verhalten mit einem Bonus belohnen. Dabei ist auch besonders die Einbeziehung von sportlichen Angeboten gemeint, an der Spitze die Kursangebote mit dem Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT. Innerhalb von drei Jahren seien unter dieser Dachmarke 7.000 Gesundheitsangebote in Deutschland entstanden, teilte von Richthofen mit. Es seien in den letzten Jahren mehr als zehn Millionen Euro investiert worden, um dieses Präventionsprogramm zu entwickeln. „Es muss ein attraktives Angebotsnetz geschaffen werden, das flächendeckend sowohl primärpräventive Einsteigerangebote als auch Folgeangebote bereit hält“, sagte der DSB-Präsident, der noch einmal auf das Einsparungspotenzial im Gesundheitswesen durch den Sport hinwies.

Von Richthofen befasste sich auch mit der Finanzierungsproblematik eines solchen Modells. „Wir haben es hier mit einer nationalen Aufgabe zu tun, die nicht allein von den Krankenkassen oder Sozialversicherungspartnern getragen werden sollte“, meinte der DSB-Präsident, der 100 Millionen Euro pro Jahr für ein übergreifendes Präventionsmodell für erforderlich hält. Er verwies auf die gleichzeitigen Chancen, die durch den Wachstumsmarkt „Gesundheit“ mit vier Millionen Beschäftigten entstünden. Auch der Gesundheitsbeauftragte des Deutschen Sportbundes, Prof. Dr. Winfried Banzer (Frankfurt), betonte noch einmal die Bedeutung der Geldmittel. „Die Finanzierung ist der Knackpunkt. Ich denke, dass eine staatliche Mitfinanzierung notwendig ist“, sagte Banzer, der ebenso wie von Richthofen die Errichtung einer Präventionsstiftung für sinnvoll hält. Auf diesen Vorschlag hatte Banzer sich bei einer Klausurtagung mit einer Reihe von Spezialisten um den Gesundheitsexperten Ulf Fink, Präsident des Deutschen Kneipp-Bundes, geeinigt.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt deutete an, dass die Bundesregierung sich voraussichtlich finanziell an dem Aufbau der Präventionssäule beteiligen wolle. Eine Summe nannte die Sozialdemokratin allerdings nicht. Es sei noch nicht entschieden, ob es für die Prävention eine Stiftung oder einen Fond geben werde. Sie persönlich würde einen deutschen Fond für Prävention bevorzugen, weil bei ihm die Gelder schneller durchfließen würden, während bei der Stiftung sehr viel Stiftungskapital von Nöten sei.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Karl Hermann Haack, setzte sich ebenfalls für eine Stiftung ein und forderte einen einheitlichen Topf, aus dem sowohl die Prävention als auch die Rehabilitation bezahlt werden sollten. Auch Theodor Zühlsdorf als Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes unterstrich, dass angesichts der Diskussion um die Prävention im Tenor eines Gesamtkonzeptes der Sport in der Rehabilitation nicht in Vergessenheit geraten dürfe. „Unsere Gedanken gehen dabei auch in die Richtung eines ´Forums´, das sich mit der Thematik des Sports in der Rehabilitation auseinandersetzen soll“, sagte Zühlsdorf.

Er verwies ebenso wie seine Vorredner auf die wachsende Bedeutung der Qualität der Leistungen und deren Überprüfung. In diesem Sinne hätte der Deutsche Behindertensportverband unter dem Dach des Deutschen Sportbundes das neue Qualitätssiegel SPORT PRO REHA entwickelt, in dem gewisse Qualitätskriterien festgeschrieben werden sollten, die zur Angleichung an neue Rahmenvereinbarungen ständig nachjustiert werden müssten.

Der Rehabilitationssport gilt für eine Menge von Indikationen wie zum Beispiel Diabetes, Osteoporose, Schlaganfall, chronische Herzerkrankungen und Asthma. Für die davon betroffenen Menschen sei es wichtig, dass sie ein geeignetes Sport- oder Bewegungsangebot erhalten würden, um ihre Leistungsfähigkeit zu behalten oder zu verbessern. Der Sport sei ein „kostengünstiges Element in der Kette von Rehabilitations-Maßnahmen, welches bundesweit und flächendeckend in Vereinen angeboten werden kann“, betonte Zühlsdorf.