Prävention wird großgeschrieben

Der „Sachbericht zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans in Deutschland 2012“ wurde jetzt von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) vorgestellt.

Die Spieler von Mainz 05 bedanken sich bei den Fans. Foto: picture-alliance
Die Spieler von Mainz 05 bedanken sich bei den Fans. Foto: picture-alliance

Was machen Fanprojekte eigentlich genau, wie sieht die Arbeit an den unterschiedlichen Standorten aus, wer finanziert die Einrichtungen und wie viele gibt es? – Diese und andere Fragen beantwortet der „Sachbericht zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans in Deutschland 2012“, den die Koordinationsstelle Fanprojekte vergangene Woche in Anwesenheit von Fachleuten aus Fußball, Forschung und Fanarbeit vorstellte.

Die diesjährige Ausgabe ist die achte Auflage des Sachberichts, in dem sich die lokalen Fanprojekte kurz mit ihren jeweiligen lokalen inhaltlichen Schwerpunkten vorstellen. Die Präsentationen der aktuell 53 Einrichtungen in 47 Städten – an Standorten wie München oder Leipzig werden Fans mehrerer Vereine betreut – vermitteln einen lebendigen Eindruck von der vielfältigen Tätigkeit der pädagogischen Fanarbeit. „Auch wenn die Strukturen ähnlich sind, setzen die Projekte jeweils unterschiedliche Schwerpunkte“, sagt KOS-Leiter Michael Gabriel. „Wir haben Standorte, die sich stark in der pädagogischen Einzelfallhilfe engagieren und hier Unterstützung zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung für die jungen Fans leisten. Es gibt zahlreiche Fanprojekte, die eigene Bildungsprojekte aufgebaut haben, oft in Kooperationen mit anderen Partnern. Die Arbeit gegen Diskriminierung zusammen mit den Fans ist ein weiterer Schwerpunkt.“

Gemeinsam ist den Fanprojekten dabei, dass sie unabhängige pädagogische Arbeit leisten, wie Thomas Beckmann, Leiter des Fanprojekts Mainz und einer der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte, betont: „Die Fanprojekte sind traditionell in der Jugendarbeit verankert. Durch das Medium Fußball haben wir auch Zugang zu einer sogenannten problematischen Klientel, also jungen Menschen, die durch andere Einrichtungen oft nicht mehr erreichbar sind.“ Die pädagogisch arbeitenden Fanprojekte bilden neben den Fanbeauftragten der Vereine die zweite Säule im einzigartigen System der deutschen Fanbetreuung. Thomas Schneider, Fanbeauftragter der Deutschen Fußball Liga, sagt: „Die Fußballverbände nehmen ihre Verantwortung für die Fans und gesellschaftlich relevante Themen wie den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung ernst. Das drückt sich in der Unterstützung der Fanprojekte aus.“

In der aktuell hitzigen Debatte um das Gewaltpotenzial im Fußball und die Auswirkungen der Kommerzialisierung setzen die Fanprojekte weiter auf nachhaltige präventive Arbeit im Sinne der Erhaltung und Förderung einer kreativen, lebendigen und gewaltfreien Fankultur und das unter nicht immer einfachen finanziellen Bedingungen. „Nur wenige Standorten arbeiten mit der modellhaft vorgesehenen personellen Ausstattung“, sagt Michael Gabriel. „Derzeit stehen Forderungen nach repressiven Maßnahmen, nach mehr Überwachung, Sicherheitspersonal und härteren Stadionverboten im Raum. Demgegenüber ist der präventive Ansatz der Fanarbeit, auch was die Finanzierung angeht, leider immer noch unterrepräsentiert.“

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 36)


  • Die Spieler von Mainz 05 bedanken sich bei den Fans. Foto: picture-alliance
    Die Spieler von Mainz 05 bedanken sich bei den Fans. Foto: picture-alliance