Prof. Banzer: Präventionsgesetz als große Chance für den Sport

Anfang Dezember hat das Bundes­ge­sund­heits­mi­niste­rium den Entwurf eines neuen Prä­ven­tions­gesetzes vorlegt. Prof. Dr. Dr. Winfried Banzer ist Sport­me­di­zi­ner an der Univer­sität Frank­furt und gleich­zeitig Gesund­heits­beauf­tragter des Deutschen Sport­bundes. In einem Inter­view mit der dsb-website beurteilt er den Entwurf aus der Sicht des orga­nisier­ten Sports.

   Wie bewerten Sie als Gesundheits­beauf­tragter des Deutschen Sportbundes den Referenten-Entwurf für das neue Präventions­gesetz, der Ende des Jahres 2004 vorlegt worden ist und im Frühjahr verabschiedet werden soll?

Prof. Banzer: "Aus meiner Sicht ist er für den organisierten Sport mit dem Deutschen Sportbund an der Spitze grundsätzlich als positiv zu bewerten. Die Sportvereine sind explizit in das Gesetz mit einbezogen worden. Wir haben daher eine offizielle Aufforderung durch das Gesetz erhalten, in der Prävention mitzuwirken - vorausgesetzt, das Gesetz wird in der jetzt vorliegenden Form verabschiedet. Dieser Vorgang ist ein deutliches Signal an die verschiedenen Partner des Sports und eine Bestätigung unserer bisherigen Arbeit. Der Sport ist schon jetzt der größte Leistungsanbieter in der bewegungsbezogenen Prävention. Ich erwarte künftig weniger Schwierigkeiten für unsere qualitätsgeprüften Angebote im Gesundheitssport."

 

   Sie sagten, grundsätzlich ist das Gesetz positiv zu bewerten. Gibt es auch Einschränkungen?

Prof. Banzer: "Mir sind auch Schwachstellen aufgefallen, die das Gesetz aufweist. Die Finanzierung ist so ein Schwachpunkt, denn der Gesetzgeber will die Mittel für die Prävention grundsätzlich von den sozialen Versicherungsträgern abholen, ohne selber einzusteigen. Auch die Länder müssen keine finanzielle Unterstützung bereitstellen. Diese Aufteilung ist etwas widersinnig, da die Prävention doch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist."

 

   Was ist Ihnen neben der Finanzierung noch aufgefallen?

Prof. Banzer: "Als zweiter schwieriger Punkt ist keine richtige Verzahnung zwischen den verschiedenen Handlungsebenen zu erkennen. Es ist nicht klar, wie der Bund mit seiner Stiftung, die Länder mit ihren Schwerpunkten und die sozialen Versicherungsträger mit ihren eigenen Projekten zusammen wirken sollen. Selbst wenn die Präventionsstiftung eine Zielrichtung vorgibt, müssen die Länder noch lange nicht mitziehen. Wir werden sehen, wie alle damit umgehen."

 

   Nun wird es darauf ankommen, wie stark sich der organisierte Sport bei der Installierung des neuen Systems engagiert. Worauf sollten beispielsweise die Landessportbünde achten?

Prof. Banzer: "Das ist in der Tat eine sehr wichtige Frage. Es wird vermutlich auf den Landesebenen zu Schwerpunktsetzungen in der Prävention kommen, die stark politisch motiviert sein werden, das heißt, welchen Akzent setzt das jeweils zuständige Ministerium. Ist es das Übergewicht bei Kindern, sind es Herz-Kreislauf-Probleme bei Erwachsenen? Die Entscheidungen fallen in den jeweiligen Ländergremien, wobei fast jedes Land eine andere Konstruktion hat. Es ist dort keine einheitliche Linie zu erkennen. In diesen Gremien müssten die Landessportbünde und die Landes-AG "SPORT PRO GESUNDHEIT" eine wichtige Rolle spielen. Jetzt wäre es hilfreich, wenn die LSB ganz stark in diese Richtung agieren würden und gleichzeitig die qualitätsgeprüften Angebote noch mehr als bisher flächendeckend ausdehnen könnten.“

 

   Was für die Landesebene gilt, muss ja auch für die Bundesebene gelten?

 

Prof. Banzer: "Ganz klar. Es wird jetzt darauf ankommen, wie stark wir uns engagieren. DSB-Präsident Manfred von Richthofen hat sich bereits in einem Brief an die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt für die sich bietenden Chancen für den Sport bedankt, gleichzeitig aber auch um Unterstützung gebeten. Deshalb ist es auch wichtig, dass er eine Stimme im Kuratorium und im wissenschaftlichen Beirat bekommt."