Prof. Dr. Doll-Tepper beim Gründungsfestakt der DOA Willi Daume

„Die Deutsche Olympische Akademie: Aufgaben, Ziele, Perspektiven“ lautete das Thema des Vortrages der DOSB-Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung und Vorsitzenden der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper.

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper ist Vorsitzende der neugegründeten Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume.
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper ist Vorsitzende der neugegründeten Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume.

Nachfolgend Auszüge aus der Rede beim Gründungsfestakt der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume im Goethehaus in Frankfurt am Main: 

Die große Resonanz auf unsere Einladung für die heutige Veranstaltung erfüllt mich mit Zuversicht im Blick auf die Einrichtung, deren Gründung wir heute vollziehen. Sie ist ein weiterer Beleg für die Attraktivität der olympischen Sache, der wir uns alle auf unterschiedliche Weise verbunden fühlen und der diese Akademie explizit verpflichtet ist. Dabei vertraue ich auf Ihre Zustimmung, wenn ich das Olympische nicht allein - vielleicht nicht einmal in erster Linie - mit Rekorden und Medaillen assoziiere, sondern auch und vor allem mit der damit verbundenen Idee. 

Gerade nämlich die Olympische Idee ist das Besondere, das die Spiele, als Kern des Olympismus, über ein bloßes Sportfest hinaushebt. Selbst wenn diese Idee im Ringen um die Plätze auf dem berühmten Treppchen bisweilen aus dem Blick geraten mag, ist es doch ihr übergreifender Sinn, der die Olympischen Spiele zu einer Erfolgsgeschichte des 20. Jahrhunderts gemacht hat, die jetzt im beginnenden 21. Jahrhundert ihre Fortsetzung findet. Und so ist es kein Zufall, dass gerade die Eröffnungsfeiern der Spiele, bei denen gar keine Wettkämpfe um Medaillen geboten werden, den weltweit größten Zuspruch erzielen. Hier wird ein menschlicher Nerv getroffen, vielleicht die Sehnsucht nach einer „friedlichen und besseren Welt“, der sich die Olympische Bewegung, wie in ihrer Charta fixiert, bis heute explizit verschrieben hat. 

Nun ist das Engagement für die Olympische Idee bei Vertretern und Anhängern des Sports sehr unterschiedlich motiviert und ausgeprägt. Und viele Menschen, die mit den entsprechenden Einrichtungen und Institutionen verbunden sind, widmen sich dieser Idee mit großem Einsatz. Dies gilt auch für den Deutschen Olympischen Sportbund, der nicht zuletzt die Funktion eines Nationalen Olympischen Komitees wahrnimmt und den diesbezüglichen Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees sowie denen seiner eigenen Satzung gerecht werden muss. Dieser Verpflichtung wollen wir mit der Gründung der Deutschen Olympischen Akademie Rechnung tragen. 

Ihre Aufgabe wird es sein, sich im Rahmen ihrer Mittel und Möglichkeiten um die „Vertiefung und Verbreitung des olympischen Gedankengutes“ zu bemühen, sich mit „Sinn- und Grundsatzfragen der Olympischen und der Paralympischen Bewegung“ sowie ihren historischen, politischen, philosophischen, pädagogischen und kulturellen Facetten zu befassen, Veranstaltungen durchzuführen, Publikationen herauszugeben, Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, also Maßnahmen zur olympischen Erziehung zu ergreifen. 

Mit der Gründung dieser Akademie geht es uns darum, auf Bewährtes zurückzugreifen, dieses aber durch eine Bündelung der Kräfte noch effektiver wirksam werden zu lassen.

In diesem Sinne haben wir die Aufgabengebiete und die personellen Ressourcen des Deutschen Olympischen Instituts und des Kuratoriums Olympische Akademie und Olympische Erziehung zusammengeführt und in diesen Prozess auch die Willi Daume-Stiftung einbezogen. Grundlage unserer Arbeit ist eine entsprechend neu gestaltete Satzung. 

Wenn wir vom Erfolg dieses Modells überzeugt sind, dann stützt sich unsere Zuversicht nicht zuletzt auf die bisher von beiden Einrichtungen geleistete Arbeit. Wir wollen aber auch neue Weichenstellungen vornehmen, Visionen entwickeln und interessante innovative Initiativen starten. Dabei wird sich unser Augenmerk auch auf die Kooperation mit Olympischen Akademien anderer Länder richten, ebenso wie auf die bewährte Zusammenarbeit mit der Internationalen Olympischen Akademie. Das im Mai 1993 am Kleinen Wannsee in Berlin eröffnete und seit Anfang 2005 in Frankfurt am Main residierende DOI hat  im Sinne seiner Zielsetzung Beachtliches geleistet und gerade am neuen Standort mit seinen Veranstaltungen und Aktivitäten große Aufmerksamkeit erzielt. 

Das Kuratorium Olympische Akademie und Olympische Erziehung, die zweite Quelle aus der sich unsere neue Akademie speist, ist gleichsam ein ständiger Ausschuss des NOK für Deutschland gewesen, der von 1966 bis zur Fusion von NOK und DSB bedeutende Arbeit geleistet hat und dies im übrigen weitgehend auf der Basis ehrenamtlichen Engagements. Erwähnen möchte ich die regelmäßige Durchführung von Lehrerfortbildungen oder Hochschulkursen im griechischen Olympia sowie die Erarbeitung zahlreicher Handreichungen für die Schule. Dabei könnte man insbesondere die Ausgabe für die Primarstufe, „Olympia ruft: mach mit!“, als einen Bestseller bezeichnen, wenn das Heft nicht kostenlos abgegeben würde und zwar deutschlandweit und flächendeckend an alle Grundschulen. Zur Zeit wird an einer aktualisierten Ausgabe im Blick auf die Spiele in Peking gearbeitet. 

Wenn wir heute etwas Neues in Angriff nehmen, bedeutet dies zugleich, von etwas Altem Abschied zu nehmen. Das Deutsche Olympische Institut in seiner bisherigen Form und sein Name sind von diesem Tag an Geschichte, während das Kuratorium mit der Fusion des NOK und DSB am 20. Mai des vergangenen Jahresoffiziell seine Funktion aufgegeben hat. Auch wenn beide Aufgabengebiete ihre Relevanz nicht verlieren, sondern, im Gegenteil, eine Aufwertung erfahren, ist es mir trotzdem eine Pflicht und ein Bedürfnis, denen zu danken, die sich in beiden Einrichtungen haupt- und ehrenamtlich engagiert haben. 

Ich bitte um Ihr Verständnis, dass ich nicht alle Namen nennen kann. Stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen möchte ich den Vorsitzenden des Direktoriums des DOI, meinen Kollegen Prof. Ommo Grupe, sowie die beiden Vorsitzenden des Kuratoriums, Prof. Klaus Willimczik und Robert Marxen, hervorheben. Sie haben sich über vieleJahre um die olympische Sache verdient gemacht und ein nachahmenswertes Beispiel für das dringend benötigte ehrenamtliche Engagement gegeben. Ich darf mich, auch im Namen des Deutschen Olympischen Sportbundes sowie des Vorstandes der Deutschen Olympischen Akademie, ganz herzlich dafür bedanken und meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass Sie uns auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite stehen werden. Wir sind offen für Ihre Anregungen und Ratschläge. 

Lassen Sie mich zu guter Letzt - und das ist für mich und für viele von Ihnen ganz besonders bedeutsam - einen weiteren Namen nennen, der für die Arbeit und das Selbstverständnis der DOA von Bedeutung sein wird, auch wenn sein Träger seit bald elf Jahren nicht mehr unter uns ist. Ich meine Willi Daume, mit dessen Namen wir unser Projekt explizit verbunden haben. Dies verstehen wir als eine Hommage an einen großen Freund und Förderer des Sports,  einen Denker und Macher, Idealisten und Pragmatiker, der sich in kaum vergleichbarer Weise um den Auf- und Ausbau des Sports in der Bundesrepublik Deutschland sowie auf internationaler Ebene verdient gemacht hat. Zugleich werden uns seine bleibenden Verdienste auch Auftrag und Ansporn sein. Willi Daume war der Gründungspräsident des Deutschen Sportbundes, zudem, einige Jahre in Personalunion, auch Präsident des NOK für Deutschland; er war es, der die Idee hatte, die Olympischen Spiele des Jahres 1972 nach München zu holen, und er hat diese Vision auf großartige Weise realisiert. Nicht weniger als 35 Jahre war er Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, einige davon auch sein Vizepräsident. Er war der Organisator des Olympischen Kongresses 1981 in Baden-Baden, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe und manches mehr - und er war der geistige Vater des Kuratoriums Olympische Akademie und des Deutschen Olympischen Instituts. 

Die Deutsche Olympische Akademie Willi Daume wird sich mit aller Kraft für die Olympische Idee - man könnte auch von den olympischen Werten sprechen - engagieren, und ich lade Sie alle sehr herzlich ein, uns dabei nach Ihren je eigenen Vorstellungen zu unterstützen. Zuspruch ist herzlich willkommen, aber auch jede Rückmeldung kritischer Art wird begrüßt, wenn wir uns nun in der DOA Willi Daume mit Sinn- und Zukunftsfragen des Sports - auch jenseits von Tagespolitik - beschäftigen werden. Aber auch den aktuellen Fragen und den kritischen Themen werden wir nicht aus dem Weg gehen wie. Damit meine ich die Leistungsmanipulation durch Doping und die negativen Begleiterscheinungen einer wachsenden Kommerzialisierung. 

Helfen Sie mit - um mit Goethes Worten zu sprechen -, dass unsere „Mühlen“ mahlen werden, „von der Quelle bis ans Meer“, zum Wohl der olympischen Sache und im Namen einer friedlichen und besseren Welt. Freuen Sie sich mit uns über die Gründung der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume!


  • Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper ist Vorsitzende der neugegründeten Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume.
    Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper ist Vorsitzende der neugegründeten Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume.