Bewegung mit „Nebeneffekten“

Maimouna Ouattara arbeitet für die Berliner Migrant*innen-Organisation moveGLOBAL e.V., die sich erfolgreich um ein Teilprojekt des DOSB-Projektes GeniAl beworben hat.

Maimouna Ouattara von moveGLOBAL e.V. bei einer Podiumsdiskussion des DOSB.
Maimouna Ouattara von moveGLOBAL e.V. bei einer Podiumsdiskussion des DOSB.

„Seit wir in diesem Projekt sind, haben wir so richtig gemerkt, wie wichtig das Thema für uns ist“, sagt Maimouna Ouattara. Ihre Organisation moveGLOBAL hat sich bei der Vorstellung einer Studie zur Gesundheitsförderung älterer Migrant*innen durch Angebote im Sportverein durch den DOSB vor einiger Zeit für das Thema richtiggehend inspirieren lassen. Bis dahin hatte die noch junge Organisation, 2013 gegründet, Senior*innenarbeit noch nicht unbedingt als Hauptthema auf dem Schirm. Um Gesundheit hingegen hatte sich moveGLOBAL schon im Projekt samo.fa gekümmert. Durch die Netzwerkarbeit in diesem Projekt stieß die moveGLOBAL -Mitarbeiterin dann genau auf jene Veranstaltung des DOSB, in der neben der Studie auch das Projekt GeniAl vorgestellt wurde – und schon war die Verbindung von Gesundheit und Bewegung mit der Zielgruppe der Älteren geknüpft. Maimouna Ouattara: „Für uns war es war ein ganz wichtiges Signal, dass auch Migrant*innen-Organisationen Partner in diesem Projekt des Sports sein können. Wir haben das als große Wertschätzung unserer Arbeit wahrgenommen. Und das hat uns ermutigt, uns zu bewerben.“

Umso schöner, dass es dann auch geklappt hat mit dem DOSB-Projekt GeniAl (Gemeinsam bewegen – Gesund leben im Alter). moveGLOBAL rückt dabei zwei Themenbereiche in den Mittelpunkt: Zum einen werden niedrigschwellige Seminare zu Inhalten aus dem Gesundheitsbereich angeboten, um die Menschen zu informieren und zu qualifizieren, zum Beispiel wie man mit Diabetes umgehen oder gesunde Ernährung gestalten kann und vieles mehr. Der zweite Bereich betrifft natürlich die sportlichen Aktivitäten. Ouattara berichtet unter anderem von spannenden Erfahrungen durch Bewegungsnachmittage in Einrichtungen der Tagespflege: „Das gefällt den Leuten total gut“. Die Veranstaltungen werden jeweils gründlich analysiert, entweder mit Teilnehmenden im so genannten Projektstammtisch oder auch mit der Leitung der Tagespflege, um herauszufinden, was das Angebot für die Zielgruppe noch attraktiver machen könnte. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass gerade bei Menschen in der Tagespflege von Woche zu Woche viel Abwechslung gefragt ist, „damit sich niemand langweilt und alle auch langfristig bei der Stange bleiben“.  

Maimouna Ouattara hatte sich schon vor der Bewerbung auch von Gründungsmitgliedern ihrer Organisation beraten lassen, von denen einige um die 70 Jahre alt sind. „Sie sind, gerade in der Ansprache der Zielgruppe, für uns sehr wichtig“, sagt sie. Speziell bei den Bewegungsnachmittagen in der Tagespflege begleitet z.B. eines der Gründungsmitglieder die Gymnastikstunden mit Gesprächen, das sei fast schon eine Art Seelsorge. „Auch das schätzen die Leute sehr“, sagt sie, „sie wollen sich körperlich bewegen, aber eben auch mitdiskutieren.“ Sie nennt das „Nebeneffekt“, und der passt perfekt zu diesem Projekt, in dem die Maßnahmen genau auf die Lebenssituation und Motivationslage älterer Menschen mit Einwanderungsgeschichte ausgerichtet sein sollten und auch sind.

Die erste Herausforderung dabei heißt: Wie erreicht man diese Zielgruppe? „Wenn Sie keine Multiplikator*innen in der Community haben, werden Sie die Menschen nicht erreichen“, sagt Ouattara. Nur ein Beispiel, wie das funktioniert: In Neukölln, wo moveGLOBAL beheimatet ist, gibt es eine türkischsprachige Gruppe, die von einer türkischsprachigen Person geleitet wird. „Die haben wir natürlich angesprochen für dieses Projekt.“ Dabei ist die Szene in Berlin groß und vielfältig, entsprechend braucht es viel Vernetzung: „Wir haben Menschen aus Afrika, aus Mittel- und Südamerika, wir haben vietnamesische Gruppen, wir haben arabische Gruppen – und für alle brauchen wir jeweils jemanden, der*die den Zugang zu diesen Gruppen hat.“ Viel Arbeit, aber sie lohnt sich.

Weil Maimouna Ouattara viel Wert darauf legt, dass das Thema nachhaltig gestaltet und die Arbeit auf Dauer angelegt wird, sieht sie das Projekt GeniAl als Auftakt einer hoffentlich immer größer werdenden Bewegung in ihrer Organisation. „Wir möchten dem Thema in Zukunft unbedingt noch mehr Aufmerksamkeit schenken. Denn wir haben jetzt erst so richtig gemerkt, wie gut man durch Bewegung Gesundheit und Lebensqualität gerade bei Älteren verbessern kann.“   

Das DOSB-Projekt GeniAl wird – im Rahmen des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ (IdS) – vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI), dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Es ist ein Kernvorhaben des Nationalen Aktionsplans Integration (NAP-I), das bis Ende 2023 umgesetzt werden soll.

(Text: Ulrike Spitz)

 

 


  • Maimouna Ouattara von moveGLOBAL e.V. bei einer Podiumsdiskussion des DOSB.
    Maimouna Ouattara von moveGLOBAL e.V. bei einer Podiumsdiskussion des DOSB.