Viele Reformen verdienen ihren Namen nicht. Zu oft geht es lediglich um eine andere Verteilung der steigenden Kosten.
Zu wenig geht es darum, etwas Neues zu schaffen und eine höhere Qualität zu produzieren. Zu oft geht es um das jeweilige Parteikürzel, zu wenig um die Bürger. Und in zwei, drei Jahren wird es die nächsten „Reformen“ geben müssen, weil das System nicht nachhaltig verändert wurde.
2002 waren die Todesfälle beinahe zur Hälfte auf Kreislauferkrankungen zurückzuführen. 60.000 Deutsche werden jährlich an der Bandscheibe operiert; ungezählt bleiben die Massagen bei den Physiotherapeuten. Die Belastungen des Gesundheitssystems durch übergewichte Menschen sind kaum quantifizierbar. Zivilisationskrankheiten durch Bewegungsmangel werden neben anderen Faktoren langfristig zum Zusammenbruch unseres Gesundheitssystems führen.
Viele Bürger gehen nicht klug mit ihrem Körper um. Sie mögen eine Einsicht in ihren ungesunden Lebenswandel haben, aber ihre Not ist wohl noch nicht groß genug. Deshalb ist es nicht falsch, die Bürger am Portemonnaie zu packen – gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Allerdings sollte dieses Geld denen zu Gute kommen, die vorab Initiative ergreifen und für sich und ihre Gesundheit sorgen. Es sollte für präventive Maßnahmen verwendet werden, damit weniger akute Behandlungen, nachfolgende Rehabilitationen oder gar Pflege notwendig sind. Ein Beinbruch durch einen Sportunfall ist günstiger als ein Herzinfarkt – für den Betroffenen und für die Volkswirtschaft.
Die Bonusmodelle der Krankenkassen sind ein erster Schritt. Hier soll präventives Verhalten der Mitglieder belohnt werden. Im Sinne einer Nachhaltigkeit sind die Sportvereine die besten Partner, die sich die Krankenkassen wünschen können. Angefangen bei Schnupperangeboten über zehnstündige Kurse bis zu dauerhaften Übungsstunden haben die Vereine ein ständig wachsendes System aufgebaut, dass die Bürger letztlich zum lebenslangen Sporttreiben anhält. Eine Millionen-Bewegung auf Reformkurs im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein überzeugender Schritt in Richtung nachhaltige Prävention wäre eine Kooperation von Schulen, Krankenkassen und Vereinen beim Thema Ganztagsschule. Vielleicht wird so die tägliche Sportstunde Realität, damit alle Grundschüler ihren Körper kennen und ihre Gesundheit wertschätzen lernen.