Ringen bleibt im Olympischen Programm

Ringen bleibt olympisch. 208 Tage nach dem vorläufigen Ausschluss wählten die Mitglieder des IOC die älteste Kampfsportart der Welt wieder ins Programm für die Sommerspiele 2020 und 2024.

Das IOC hat die Veränderungen anerkannt: Ringen bleibt olympisch (picture alliance)
Das IOC hat die Veränderungen anerkannt: Ringen bleibt olympisch (picture alliance)

Am zweiten Tag der 125. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Sonntag in Buenos Aires setzten sich die Ringer im ersten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit von 49 Stimmen in der Stichwahl gegen Baseball/Softball (24) und Squash (22) durch.

Am 12. Februar hatte die IOC-Exekutive die Traditionssportart, die nur 1900 nicht zum olympischen Programm gehört hat, zunächst aus dem Kreis der Kernsportarten geworfen und damit auf Missstände im Weltverband FILA reagiert. Es folgte ein weltweiter Protest. In einer seltenen Allianz setzten sich sogar die USA, Iran und Russland gemeinsam für die Ringer ein.

Am Sonntagmorgen (Ortszeit) in Buenos Aires rechtfertigte der scheidende IOC-Präsident Jacques Rogge die Entscheidung der Exekutive auf Nachfrage aus dem Plenum noch einmal. "Ringen wurde nicht ausgeschlossen, sondern mit zwei anderen Sportarten auf den Prüfstand gestellt", erklärte der Belgier, "aus den Diskussionen habe ich erkannt, dass der Zustand im Ringer-Weltverband nicht optimal war. Wir mussten konsequent handeln".

Ringer-Weltverband hat sich gewandelt

In der Tat bewirkte der vorläufige Ausschluss bei den Ringern eine Menge. FILA-Präsident Raphael Martinetti (Schweiz) wurde vom Serben Nenad Lalovic abgelöst, der im Verband innerhalb kürzester Zeit ein drastisches Reformprogramm durchsetzte. Er installierte eine Athleten-Kommission, vergab Führungspositionen an Frauen, änderte das komplizierte Regelwerk und machte die Sportart telegener.

"Dies ist eine gute Entscheidung", sagte IOC-Vizepräsident und DOSB-Präsident Thomas Bach. Es sei anerkannt worden, dass Ringen sich reformiert habe, dass in Buenos Aires ein neuer Ringersport und ein neuer Verband vorgestellt worden seien. "Ich glaube, das war eine wirklich gute Entscheidung, die die Tradition respektiert, aber auch den Reformwillen des Verbandes", ergänzte Bach, der am Dienstag IOC-Präsident werden will: "Ich glaube nicht, dass der Einfluss der Politik eine Rolle gespielt hat."

"Wir haben Ringen zu der würdigen olympischen Sportart gemacht, die sie sein sollte", sagte Lalovic in der letzten Präsentation kurz vor der Wahl vor den IOC-Mitgliedern, die seine Delegation danach noch einmal intensiv befragten. Lalovic und seine Mitstreiter mussten sich mehr als eine halbe Stunde lang rechtfertigen.

Schon zuvor hatte der schwergewichtige Serbe von einer "Reise durch schwere See" gesprochen, "aber wir haben den Hafen nie aus den Augen verloren." Die Reformen in der FILA will er nach dem Befreiungsschlag fortsetzen: "Wir werden weitermachen. Buenos Aires ist nur der erste Schritt."

"Die Ringerinnen und Ringer auf der ganzen Welt sind erleichtert, dass ihr ganz persönlicher Traum von Olympia als stärkster Motivationsfaktor erhalten bleibt und feiern die Entscheidung begeistert", sagte Manfred Werner, der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) in einer Erklärung des Verbandes. Auch der DRB sehe das Ganze als Weckruf. "Denn eine Sportart wie Ringen, die zwar von Anfang an olympisch war, heute aber nicht immer im Zentrum der Berichterstattung und eines breiten Publikumsinteresses steht, sollte sich nie mehr in einer falschen Sicherheit wiegen", sagte Werner. "Es geht darum, dauerhaft attraktiv und reformwillig zu sein, ohne den Kern der Sportart zu verwässern."

Auch einen letzten Rückschlag steckten die Ringer kurz vor der Wahl weg. Die IOC-Ethikkommission verwarnte die FILA wegen eines Verstoßes gegen den Verhaltenskodex. Lalovic musste einräumen, dass der japanische Ringerverband in einem Brief an andere Nationalverbände zur Beeinflussung von IOC-Mitgliedern aufgerufen hatte. "Als ich das mitbekommen habe, habe ich sofort das IOC informiert, das von dem Brief noch nichts wusste. Sie sagten mir, ich hätte richtig gehandelt, und der Fall sei damit erledigt. Der Brief hat niemandem geschadet", sagte Lalovic.

IOC bestätigt 25 Kernsportarten

Bevor sie Ringen als Zusatzsportart aufnahmen, hatten die IOC-Mitglieder 25 Kernsportarten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio bestätigt. Als Zusatzsportarten für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro und Tokio 2020 standen zuvor bereits Golf und 7er-Rugby (jeweils Männer und Frauen) fest.

Die 25 Olympischen Kernsportarten für 2020: Badminton, Basketball, Bogenschießen, Boxen, Fechten, Fußball, Gewichtheben, Handball, Hockey, Judo, Kanu, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Radsport, Reiten, Rudern, Segeln, Schießen, Schwimmen, Taekwondo, Tennis, Tischtennis, Triathlon, Turnen, Volleyball.

Zusätzliche Sportarten für 2016: Ringen, 7er-Rugby, Golf.

Zusätzliche Sportarten für 2020: Ringen, 7er-Rugby, Golf.

(Quelle: DOSB, SID)

 


  • Das IOC hat die Veränderungen anerkannt: Ringen bleibt olympisch (picture alliance)
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