Risikosportarten müssen gesetzlich versichert bleiben

DSB-Präsident Manfred von Richthofen hat Über­le­gun­gen von Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter Hans Eichel (SPD) zurückgewiesen, nach denen bestimmte Risikosportarten nicht mehr durch die Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung gedeckt sein sollten. „Eine Abgrenzung, was eine gefährliche Sportart ist und was als nicht gefährlich eingestuft werden kann, ist sehr schwierig“, erklärte von Richthofen in Berlin.

 

Deutschlands beste Kite-Suferin Kris­tin Boese de­mons­triert die Sport­art am Strand von St. Peter Ording (Foto: Bongarts)
Deutschlands beste Kite-Suferin Kris­tin Boese de­mons­triert die Sport­art am Strand von St. Peter Ording (Foto: Bongarts)

„Das haben Experten eindeutig festgestellt. Aus diesem Grund wehren wir uns gegen diese Klassifizierung. Es kann nicht sein, dass wir bestimmte Sportarten ausschalten. Dadurch würden wir auf internationalem Feld nur Nachteile hinnehmen müssen.“

 

Aufklärung und vernünftige Vorbereitung selbstverständlich

 

Die Diskussion war von Gesund­heits­ex­perten im sogenannten Sommerloch aufgekommen, nachdem neue Trends im unorganisierten Freizeitsport massenwirksam wurden. Zum Beispiel: Kite-Surfen. Gerade auf dem Gardasee und auf bayrischen Gewässern soll es nach Presseberichten zu schweren Verletzungen von Ungeübten und besonders Risikobereiten gekommen sein. Manfred von Richthofen: „Drachenfliegen ist schlecht vorbereitet gefährlich, gut vorbereitet nicht mehr oder weniger gefährlich als Bobfahren oder Rodeln im Eiskanal.“ Ein aktueller Trend im Vereinssport: Klettern an Kunstklettergerüsten – „man könnte auf den ersten Blick zu dem Schluss kommen: gefährliche Sportart“, sagte der DSB-Präsident. „Das würde Zehntausende von jungen Leuten benachteiligen. Vereine, die gut geschulte Übungsleiter haben, müssten dann diesen Renner aus dem Programm nehmen. Das können wir nicht zulassen.“

 

Auch Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, wies die Überlegungen von Minister Eichel zurück. Die Debatte komme „alle Jahr wieder“ auf, bisher habe dies „kollektiv abgewehrt“ werden können. „Es darf nicht sein, dass die Bürgerinnen und Bürger, die sich körperlich fit halten wollen, bestraft werden“, sagte Hermann. „Teure Operationen an Drachenfliegern, die abgestürzt sind, gibt es maximal 30 im Jahr. Das ist für die Krankenkassen überhaupt nicht beitragsrelevant.“ Hermann appellierte an Kassen, Vereine und Schulen, verstärkt Aufklärung über die Risiken von Trendsportarten zu betreiben. „Alle sollten sich vernünftig aufwärmen und dann erst auf die Piste gehen“, sagte der Grüne. Hermanns Eigenerfahrung: „Für einen Patellasehnen-Abriss müssen die Kassen 1.500 Euro bezahlen. So etwas kann beim Sport passieren, ich kann aber auch auf einer Bananenschale ausrutschen.“

 

Aus dem Hause von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) verlautete, Eichel habe das „nur so gesagt“. Konkretes Regierungshandeln sei nicht geplant. Deshalb werde es zumindest in dieser Legislaturperiode keine Änderungen des Leistungskatalogs der Gesetzlichen Krankenversicherung geben, die den Sport betreffen könnten.


  • Deutschlands beste Kite-Suferin Kris­tin Boese de­mons­triert die Sport­art am Strand von St. Peter Ording (Foto: Bongarts)
    Deutschlands beste Kite-Suferin Kris­tin Boese de­mons­triert die Sport­art am Strand von St. Peter Ording (Foto: Bongarts)