Zur Verleihungsveranstaltung, die im Vorfeld des Parlamentarischen Abends des DOSB im Maritim Hotel stattfand, kamen zahlreiche Vertreter aus Sport, Politik und Gesellschaft.
DOSB-Präsident Thomas Bach würdigte den Preisträger: „Hans Lenk hat nach seinem Olympiasieg mit dem Deutschland-Achter auch als Professor für Philosophie und Soziologie national und international hohes Ansehen erworben. Dabei hat er immer wieder die Werte und Herausforderungen des Sports philosophisch beleuchtet.“ Die Vorsitzende des Kuratoriums zur Verleihung des Ethikpreises, Prof. Gudrun Doll-Tepper, zählte in ihrer Einführung ethische Prinzipien zu den "zentralen Grundlagen des Sports". Der Tübinger Theologe und Sozialethiker Prof. Dietmar Mieth, der ebenfalls Mitglied des Kuratoriums ist, hielt die Laudatio und nannte Lenk "eine moralische Institution, die als Frühwarnsystem auf viele moralische Verformungen des Sports hingewiesen und leider viel zu oft Recht behalten hat". Lenk sagte in seiner Erwiderung, Fairness sei die wahre kulturelle Tochter des Sports, "die ein positiv-utopisches Leitziel bleibt, wie die zehn Gebote, die man auch nicht abschaffen wird, weil sie oft übertreten werden".
Mit dem Ethikpreis werden besondere Verdienste um die Förderung der ethischen Werte im Sport geehrt. Er wird in Kontinuität zur Ludwig-Wolker-Plakette des ehemaligen Deutschen Sportbundes verliehen.
Olympischen Spiele der Neuzeit unter sozialwissenschaftlichen Aspekten aufgearbeitet
Er machte als erster deutscher Olympiasieger über die Berufung zum Universitätsprofessor für Philosophie und Soziologie hinaus weltweite wissenschaftliche Karriere und blieb dem Sport als kritischer Denker, Berater und Mahner aber immer eng verbunden. Lenk wurde am 23. März 1935 in Berlin geboren, verbrachte Kindheit und Jugend aber seit 1936 im schleswig-holsteinischen Ratzeburg. Dort war „Ruderprofessor“ Karl Adam sein Lehrer an der Lauenburgischen Gelehrtenschule und im Ratzeburger Ruderclub. Nach der Reifeprüfung 1955 studierte Lenk Mathematik, Sport, Philosophie, Soziologie und Psychologie und promovierte 1961 in Kiel „summa cum laude“ über das Thema „Die Wertsetzung und Wertverwirklichung der neuzeitlichen olympischen Bewegung“. Ein Jahr zuvor in Rom gelang ihm der Olympiasieg auf dem Albaner See im legendären Kiel-Ratzeburger Ruder-Achter. Die Dissertation des damals 26Jährigen wurde vom Deutschen Sportbund 1962 mit der Carl-Diem-Plakette ausgezeichnet. Die sozialwissenschaftlichen Probleme der Olympischen Spiele der Neuzeit waren bis dahin noch von niemandem in dieser Form aufgearbeitet worden.
Der erfolgreiche Sportler Lenk, auch Europameister 1959 mit dem Achter und 1958 mit dem Vierer ohne Steuermann, wurde 1958 und 1960 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Seine Qualifikation als Trainer bewies Lenk von 1963 bis 1966 bei der RG Spandau mit einem Weltmeistertitel, zwei zweiten EM-Rängen und zwei Deutsche Meisterschaften.
1.200 Titel umfasst Lenks Publikationsliste
Am Philosophischen Lehrstuhl der TU Berlin wirkte Lenk nach seiner Habilitation 1966 als Privatdozent, ehe er 1969 als Ordentlicher Professor für Philosophie an die Universität Karlsruhe wechselte. Lenk hat immer deutlich gemacht, wie viele Bezüge Sport und Philosophie zueinander haben. Seine Publikationsliste enthält mehr als 1.200 Titel. Nahezu 120 Bücher sind von ihm erschienen und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden, 25 davon befassen sich mit Fragen des Sports. Daneben nahm Lenk zahlreiche Ehrenämter wahr und lehrte als Gastprofessor auch in den USA, Brasilien, Norwegen, Japan, Indien, Chile, Österreich und der Schweiz. Er gehört seit 1994 dem Institut International de Philosophie an und wurde 2005 in Mexico als erster Deutscher zum Weltpräsidenten gewählt. Im Oktober 2005 zeichnete Bundespräsident Horst Köhler ihn mit dem Großen Bundesverdienstkreuz aus.
Lenk: "Fairness ist eine kulturelle Tochter des Sports"
In vielen Beiträgen und Interviews hat Hans Lenk immer wieder nach zeitgemäßen Formen der Olympischen Spiele gesucht, hat sich kritisch mit vielen Entartungen des modernen Hochleistungssports auseinandergesetzt und in Grundsatzbeiträgen auch daran erinnert, dass „die Fairness in allen Gesellschaftsbereichen eine kulturelle Tochter des Sports“ sei. Lenk lebt mit seiner Frau Ulrike seit mehr als zwanzig Jahren im badischen Kurort Waldbronn. Der dreifache Vater ist nach wie vor seinen Olympia-Kameraden von 1960 verbunden: Das nächste Treffen ist im Juni 2010 bei der World-Cup-Regatta auf der Münchner Olympiastrecke von 1972.
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