„Runback“ der Laufbewegung

Ist die Laufbewegung hierzulande der heimliche Gewinner der Corona-Pandemie?

Läufer*innen beim Berlin-Marathon am Brandenburger Tor; Foto: picture-alliance
Läufer*innen beim Berlin-Marathon am Brandenburger Tor; Foto: picture-alliance

Wer so fragt, hat im Blick, dass während der bundesweiten Lockdowns seit Frühjahr letzten Jahres das „freie“ Laufen zu den wenigen körperlichen Betätigungen mit Ausdauerbelastung gehörte, die wir aufgrund die geltenden Einschränkungen draußen ausüben konnten. Sportvereine, Fitnessstudios etc. waren längere Zeit geschlossen. Laufen dagegen war weiterhin möglich, viele haben das Laufen für sich neu entdeckt oder als Alternative genutzt. Folgt jetzt ein neuer Laufboom in Deutschland? Und: Profitieren davon jetzt die Laufveranstalter mit ihren Wettkampfangeboten von 5 km bis Marathon oder noch länger?

Eine Antwort darauf scheint viel zu verfrüht, zumal die die wettkampfmäßige Laufszene die Pandemie längst noch nicht überwunden hat und etliche für den Herbst geplante große City-Marathons z.B. in Köln und Frankfurt allein aus wirtschaftlichen Gründen jetzt schon vorzeitig abgesagt werden mussten. In Berlin dagegen gab es ein „Runback“: Der 40. Berliner Halbmarathon mit exakt 15.096 Teilnehmenden aus 130 Nationen, darunter 14.508 im Laufen, 572 beim Skaten und 16 als Handbiker bzw. im Rollstuhl über die 21,0975-km-Distanz war der weltweit bisher größte Lauf in diesem Jahr und endete gleich mit einem Streckenrekord (65:16 Min.) der Kenianerin Joyciline Jepkosgei und einer Jahresweltbestzeit von Felix Kipkoech (Kenia) in 58:57 Min.: „Das war ein gelungener Auftakt. Wir haben gespürt, dass alle sich freuten, endlich wieder bei einem Rennen auf der Straße laufen zu können,“ zieht Renn-Direktor Mark Milde von SCC Events ein positives Fazit. Geht jetzt von Berlin eine Signalwirkung aus?

Das wäre durchaus zu wünschen: „Berlin zeigt, dass es geht. Wir wollen gerade auch den kleineren Laufanbietern Mut machen, ihre Läufe durchzuführen. Natürlich braucht es dafür immer auch Rückendeckung von der Politik auf der kommunalen Ebene“, sagt Vater Horst Milde, der Begründer des Berlin-Marathons und langjährige Vorsitzende von German Road Races, der Interessenvereinigung der Straßenläufe in Deutschland.

Apropos Berlin-Marathon: Am Wochenende 25. und 26. September schaut die Laufwelt wieder auf Berlin: zum Re-Start der Ausdauer-Community beim 47. Berlin-Marathon nach einjähriger pandemiebedingter Pause und ebenfalls mit einem ausgefeilten Hygienekonzept. Kein Geringerer als die Lauflegende Kenenisa Bekele (Äthiopien), der mehr als 15 Jahre die Weltrekorde über 5.000m und 10.000m hielt, geht dabei wieder als Favorit an den Start. Vor zwei Jahren siegte er in 2:01:41 Std. (nur zwei Sek. vom Weltrekord entfernt!). Mit ihm sollen bis zu 35.000 Läuferinnen und Läufer mit „3-G-Garantie“ auf die Strecke über 42,195km mit Start und Ziel am Brandenburger Tor gehen.

Aufbruchsstimmung macht sich noch in ganz anderer Hinsicht im Laufbereich bemerkbar. So wurde bereits jetzt bekannt, dass SCC Events, der weltweit größte Laufanbieter auf Vereinsbasis (Sport-Club Charlottenburg), und WWF (World Wildlife Fund) Deutschland zukünftig eine Partnerschaft für mehr Umweltbewusstsein im Sport eingehen: „Wir haben die zurückliegenden Monate auch dazu genutzt, um Strategien und Ziele für die nächsten Jahre zu formulieren. Dabei wurde immer wieder deutlich, wie sehr uns gerade die Natur sowie unsere Teilnehmenden am Herzen liegen. Deshalb wollen wir unseren ökologischen Fußabdruck weiter verringern, unser aktuelles Umweltmanagementsystem und unsere Streckenversorgung noch weiter optimieren“, sagt SCC-Events-Geschäftsführer Christian Jost. Hoffentlich auch eine Signalwirkung, die von Berlin ausgeht!

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)


  • Läufer*innen beim Berlin-Marathon am Brandenburger Tor; Foto: picture-alliance
    Läufer*innen beim Berlin-Marathon am Brandenburger Tor; Foto: picture-alliance