Die große Geste ist nichts für Schützen. Weil Bruchteile von Millimetern wahre Berg- und Talfahrten in den Platzierungen auslösen können, wirken die Athletinnen und Athleten im Wettkampf wie die Gelassenheit selbst. Doch als Barbara Engleder (Bergschützen Voglarn) ihre Bronzemedaille mit dem Luftgewehr sicher hatte, hüpfte sie in ihrer schweren Ausrüstung ausgelassen vom Schießstand, schwang die Fäuste und fiel Bundestrainer Claus-Dieter Roth in die Arme. „Ein absolut tolles Ding, ganz und gar nicht zu erwarten“, sagte die Sportsoldatin.
Engleder machte es spannend beim Luftgewehr-Schießen
Nicht nur, weil die Entscheidung so knapp war. Als Dritte war die Weltmeisterin von München 2010 mit dem Sportgewehr in die Endrunde gegangen, war hier zwischenzeitlich gar Zweite, musste aber auch nach dem zwölften Schuss auf Rang fünf gegen das Ausscheiden kämpfen. Dass sie es wieder auf Position drei schaffte, verblüffte sie, weil sie längst „mitten im Kleinkaliber-Training“ für die Europameisterschaften im Juli in Maribor ist und deshalb „mehr draußen als drinnen“ übt.
Hinzu kommt, dass sie offenbar die Atmosphäre der ersten Europaspiele beflügelte. „Ich hätte das hier nicht so erwartet“, sagte Barbara Engleder nach dem Finale. „Diese Europaspiele kommen schon sehr nah an Olympische Spiele heran. Deshalb ist diese Medaille toll, und ich ordne sie gleich unter der Weltmeisterschafts-Medaille von 2010 ein. Es ist einfach phantastisch, hier zu gewinnen.“
Die Entscheidung um Gold fiel erst im allerletzten Schuss, vor dem Andrea Arsovic (Serbien) und Sarah Hornung (Schweiz) gleichauf lagen. Die Serbin siegte mit 207,8 Ringen zu 207,7 Ringen. Lisa Müller aus Weingarten belegte den 24. Platz.
Janker Siebter mit dem Luftgewehr bei den Herren
Im Luftgewehr der Herren schaffte es Michael Janker (Hofstetten) mit 625,9 Ringen als Achter ins Finale. Hier schied er als Siebter aus. Julian Justus (Homberg/Ohm) verpasste als Zehnter nur knapp das Finale. Gold gewann Witali Bubnowitsch (Weißrussland), der mit dem letzten Schuss Niccolo Campriani (Italien) noch überholte. Dritter wurde Sergey Richter, der damit für Israel die erste Medaille der Spiele gewann.
Im Trap-Schießen schied die aktuelle Weltmeisterin Katrin Quooß (Heiligengrabe) trotz guter Leistung im Stechen mit fünf weiteren Schützinnen ums Finale der besten Sechs aus. Jana Beckmann (Magdeburg) kam auf den 18. Platz.
Beeindruckendes Comeback für Taekwondo-Kämpfer Tuncat
Den vorläufigen Höhepunkt seines beeindruckenden Comebacks nach dreijähriger Pause erlebte Taekwondo-Kämpfer Levent Tuncat (Leopard Lengerich) in Baku. In der Klasse bis 58 kg holte er Bronze. „Ich habe eine dreijährige Verletzungspause hinter mir. Dass ich seit meinem Wiedereinstieg im Oktober 2013 vom Weltranglistenplatz 70 auf drei geklettert bin, ist ein Wunder, denn normalerweise kommt man nach einem Kreuzbandriss, einem Fuß- und einem Handbruch und drei Jahren Pause nicht mehr so einfach zurück“, sagte Tuncat nach seinem Erfolg im Kampf um Platz drei gegen den Serben Milos Gladovic. „Das war am Ende ein klarer Sieg, würde ich sagen. Normal war mein Ziel heute das Finale, das hat aber nicht funktioniert. Man kann leider nicht immer seinen besten Tag haben.“
Tuncat zufrieden mit Bronze
Anders als bei gewöhnlichen Taekwondo-Wettkämpfen wurde die Bronzemedaille bei den Europaspielen ausgekämpft. Der Halbfinal-Einzug allein reichte dafür noch nicht. „Der Modus ist stressig, aber ich wollte meinen Coach und meine Familie nicht enttäuschen und mit leeren Händen zurückkommen, deshalb ist der Druck groß gewesen“, sagte der Industriekaufmann, der im Halbfinale nach taktischen Fehlern gegen den jungen Spanier Jesus Tortosa Cabrera verloren hatte: „Bei den Olympischen Spielen in Peking bin ich als Favorit in der ersten Runde ausgeschieden. Jetzt werde ich nochmal alles geben, um in Rio dabei zu sein.“
Ringerin Selmaier tief enttäuscht
Tief saß die Enttäuschung bei Ringerin Maria Selmaier (KSV Motor Jena), die ihren ersten großen Medaillenkampf in der der Klasse bis 75 kg gegen Maider Unda Gonzalez de Audicana verlor: „Jetzt, direkt nach dem Kampf, habe ich dafür keine Worte. Woran es gelegen hat, werde ich mir auf dem Video ansehen. Ich war zu nervös, vielleicht wollte ich zu viel. Aber so ein Finalkampf ist immer etwas, aus dem man lernen kann.“
Volleyball-Männer feiern ersten Sieg
Ihren ersten Sieg feierten die deutschen Volleyballer und haben damit Kurs auf das Viertelfinale genommen. Zwei Tage nach der 1:3-Auftaktniederlage gegen Russland gewann die Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen souverän 3:0 (25-15, 25-18, 25-23) gegen die Slowakei und sprang in der Tabelle vor dem letzten Spiel zwischen Bulgarien und Italien von Platz sechs auf Platz zwei. Punktbeste Spieler waren Jochen Schöps (17) und Christian Fromm (12).
Guter Start für Bogenschützen
Einen guten Start erlebten die deutschen Bogenschützinnen und -schützen in ihrem Vorkampf. Dabei stellten die Männer einen deutschen Rekord auf und gehen als Sechste in die K.o.-Runden. Erster Gegner ist Norwegen. Bester deutscher Einzelschütze war mit 674 Ringen Europameister Florian Kahllund (Fockbek), der damit auf Rang fünf kam und in seinem Auftaktmatch in der Elimination nun auf Marvin Grischke (Liechtenstein) trifft. Das Frauen-Trio beendete den Vorkampf als Erste und steht im Achtelfinale den Gastgeberinnen aus Aserbaidschan gegenüber. Lisa Unruh (Berlin) geht im Einzelwettbewerb als Führende in die Direktausscheidung.
Das Mixed-Team Lisa Unruh und Florian Kahllund belegte ringgleich hinter Italien den zweiten Platz und wird sich am Mittwoch mit dem Duo aus Slowenien messen. Dann werden in diesem Wettbewerb auch die Medaillen vergeben.
Erfolg für Wasserballer zum Abschluss der Vorrunde
Einen 13:7-Erfolg feierten die U17-Junioren des deutschen Wasserballs gegen die Slowakei zum Abschluss der Vorrunde. Bester Werfer war Dennis Strelezkij, der viermal traf. Damit ist der Viertelfinal-Einzug perfekt gemacht und die WM-Fahrkarte in Reichweite gerückt. Dafür muss am Mittwoch gegen Kroatien ein Sieg her. Gelingt dies, wäre die Runde der besten Vier erreicht und die WM-Teilnahme gesichert. Dafür ist Platz sechs notwendig – das erklärte Ziel vor dem ersten Spiel. Doch nach den positiven Erfahrungen von Baku will das deutsche Team mehr. „Dies ist eine einmalige Veranstaltung für meine jungen Spieler. Wir wollen soweit wie möglich soweit kommen wie möglich“, sagt Bundestrainer Sebastian Berthold.
(Quelle: DOSB)