Schulsport auf dem Prüfstand

Im Rahmen einer Fachtagung hat die Kommission "Sport" der Kultusministerkonferenz mit Vertreterinnen und Vertretern der interessierten Institutionen am 10./11.12.2001 im

Kongresszentrum Karlsruhe die Entwicklungsmöglichkeiten des Schulsports diskutiert.

Die Tagung wurde gemeinsam von der Kultusministerkonferenz und dem Deutschen Sportbund unter Beteiligung der Sportministerkonferenz und des Sportausschusses des Deutschen Bundestages veran-staltet.

In ihren Grußworten haben
Der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Heinz Fenrich,
die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ministerin Dr. Annette Schavan, der Präsident des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, Fritz Rudolf Körper,
der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Friedhelm Julius Beucher und
die Vorsitzende der Sportministerkonferenz,
Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer unterstrichen, dass Bewegung, Spiel und Sport für die gesunde körperliche, seelische und auch für die intellektuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen unverzichtbar sind.

Die KMK-Präsidentin sagte:
Schulen und Sportvereine sind gemeinsam in der Pflicht, aktiv dazu beizutragen, den gesellschaftlich bedingten Bewegungsmangel auszugleichen und zum lebenslangen Sporttreiben zu motivieren und zu befähigen.

Manfred von Richthofen stellte fest:
Die gegenwärtige Diskussion über die Ergebnisse der PISA-Untersuchung bietet für den Schulsport eine große Chance. Es ist schließlich die breite Öffentlichkeit, die nach dieser Offenbarung einen Ruck in der Bildungslandschaft erwartet. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass der Schulsport beim unvermeidlichen Sanierungs- und Erneuerungsprogramm seinen angemessenen Platz erhält.

Prof. Dr. Helmut Digel, Tübingen, kam in seinem Grundsatzreferat "Einflüsse gesellschaftlicher Entwicklungen auf Schule und Sport" zu folgendem Fazit:

Schulsport ist mehr als Sportunterricht. Er kann das notwendige Mehr ermöglichen, wenn es die Verantwortlichen in der Schule selbst wollen und wenn die Rahmenbedingungen erfüllt werden. Dabei kommt der Zusammenarbeit mit den Sportvereinen eine herausragende Bedeutung zu.
Den Schülerinnen und Schülern muss die Möglichkeit eröffnet werden, sich selbst zu organisieren, den Eltern muss eine Mitarbeit dort eröffnet werden, wo sie sich mit ihren spezifischen Kompetenzen einbringen können.
Entscheidend ist jedoch, ob Lehrer, Schüler, Eltern und alle Verantwortlichen zur grundlegenden Übernahme von Verantwortung bereit sind, ohne dass man wartet, bis endlich der andere den ersten Schritt tut.

Anschließend wurden auf der Grundlage aktueller Praxisprojekte der Länder zu den Themen:
; Tägliche Sportstunde;
; Integration von körperbehinderten Schülerinnen und Schülern;
; Schulsport gegen Gewalt und Extremismus;
; Sport- und bewegungsfreundliche Schule;
; Kooperationsmaßnahmen zwischen Schulen und Sportvereinen;
; Erwerb von Übungsleiterlizenzen in Sportunterricht und Ausbildung
von Schülerassistenten;
; Förderung junger Leistungssportlerinnen und Leistungssportler in "Sportbetonten Schulen" und "Partnerschulen des Leistungssports";
; Innovative Modelle der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Sportlehre-rinnen und Sportlehrern
zentrale Fragen des Schulsports diskutiert.

An der abschließenden Podiumsdiskussion der beteiligten Partner und der interessierten Institutionen wurde einvernehmlich als Ergebnis der Fachtagung festgestellt, dass die Praxisinitiativen der Länder und des Sports dazu beitragen, die Entwicklung des Schulsports voranzutrei-ben. Darüber hinaus wurden folgende
Forderungen formuliert:

; Durchführung von drei Sportstunden in allen Klassenstufen,
; Etablierung des Sportunterrichts in der Berufsschule,
; Bedarfsgerechte Einstellung von Sportlehrerinnen und Sportlehrern und dadurch Reduzierung des Stundenausfalls im Sportunterricht,
; Tägliche Bewegungsangebote in der Grundschule,
; Förderung der Eigeninitiative und Eigenverantwortlichkeit von Schülerinnen
und Schülern,
; Anerkennung der Bedeutung des außerunterrichtlichen Schulsports,
; Endlich zur Kenntnis zu nehmen, dass Spiel, Sport und Bewegung für die verbesserte Lernfähigkeit im Hinblick auf den ganzheitlichen Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler von entscheidender Bedeutung sind.

In diesem Zusammenhang wurde die Kultusministerkonferenz erneut gebeten, nicht zuletzt vor dem Hintergrund von PISA 2000, eine wissenschaftliche Untersuchung auch über die Situation des Schulsports zu unterstützen.

Alle Beteiligten waren sich darüber einig, dass der Sport einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen leisten kann und empfehlen den Schulen und Sportvereinen, die Kreativität der jungen Menschen zu nutzen und sie so weit wie möglich in alle Entscheidungen einzubeziehen.