Schulsport Klassenletzter

 

Von Hansjörg Kofink, Ehrenmitglied des Deutschen Sportlehrerverbandes

 

Der Hamburger Senat hat eine Verordnung zur Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer an staatlichen

Schulen beschlossen, die den Sportunterricht im gesamten Hamburger Schulwesen zum billigsten Fach macht. 20 Unterrichtsstunden Sport ergeben in Hamburg durchgängig 25 Zeitstunden. Musikunterricht im gleichen Umfang am Gymnasium ergibt 28 Zeitstunden, Bildende Kunst an der Gymnasialen Oberstufe 30 Zeitstunden und die übrigen zweistündigen Kurse sogar 38 Zeitstunden.

Was werden die Folgen dieser Disqualifikation des Sportunterrichts in Hamburg sein?

• Sie wird Pilot- und Alibifunktion für alle Bundesländer haben, die derzeit die Lehrerarbeitszeit neu regeln. Sportunterricht wird deutschlandweit billiger.
• Sie wird den Mangel an Sportunterricht vergrößern. Lehrkräfte mit zwei Fächern, das ist der Regelfall, werden zukünftig das Fach Sport meiden, um bei angesagtem Lehrermangel andere Löcher zu stopfen und einer Arbeitszeiterhöhung zu entgehen.
• Sie wird das Ende des unbezahlten „Außerunterrichtlichen Sports“ in der Schule durch Lehrkräfte mit Regelausbildung sein. Die Aufkündi-gung des Bundeswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ durch die Hamburger Kollegenschaft ist bereits erfolgt.

Die nicht mehr gegebene Vergleichbarkeit mit anderen Fächern stempelt den Sportunterricht wieder zum technischen Fach. Damit wird die Entwicklung des Schulsports der letzten 50 Jahre in Deutschland zurückgedreht. Die Entscheidung des Hamburger Senats wird die Regelausbildung von Sportlehrkräften an Universitäten in Frage stellen. Und das wird das Gesicht der Sportwissenschaft verändern, denn die Lehramtsstudiengänge Sport beherrschen das Feld an 65 deutschen Hochschulen.

Die Hamburger Entscheidung macht jedes politische Bekenntnis zur besonderen Stellung des Faches Sport im Bildungsauftrag der Schulen, von wem auch immer, zum folgenlosen Lippenbekenntnis. Bisher hat niemand diese neuerliche Diskriminierung des Sportunterrichts angeprangert und verhindert.

Hamburg hat diese Entscheidung übrigens zu dem Zeitpunkt getroffen, als seine deutschlandinterne Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012 gescheitert war und der Schulsport nicht mehr als Bewertungskriterium herhalten musste. Dafür wird nun Hamburgs Disqualifikation des Sportunterrichts der erste deutsche Beitrag für das Europäische Jahr der Erziehung durch Sport 2004 sein!