Schulsport schlapp?

Das „Memorandum Schulsport" befindet sich zur Zeit in der Abstimmung, es benennt Eckpunkt für ein zeitgemäßes Sportstudium. Autor Detlef Kuhlmann hält dies für dringend notwendig.

Auch der Sportunterricht ist von der Bildungsmisere betroffen. Foto: LSB NRW
Auch der Sportunterricht ist von der Bildungsmisere betroffen. Foto: LSB NRW

Alle Jahre wieder häufen sich nach den Sommerferien zu Beginn des neuen Schuljahres Nachrichten zur Lage des Schulwesens in unseren Bundesländern. Die schlechten überwiegen meist. Einige Schlagzeilen dabei lauten: 15.000 Stellen für Lehrkräfte bleiben unbesetzt; an Grund- und Förderschulen ist der Mangel besonders hoch; der Anteil der Quer- und Seiteneinsteiger erhöht sich weiter, genauso der Anteil an freien Stellen in der Schulleitung. In Berlin spricht man schon von einer Bildungskrise und wünscht sich eine Bildungsgarantie. Schöne Misere.

Der Sportunterricht ist davon immer irgendwie mit betroffen. Schließlich ist er ein Fach wie jedes andere, wird durchgängig von der ersten Klasse bis zu letzten Jahrgangsstufe obligatorisch und mehrstündig unterrichtet. Aber er unterscheidet sich auch eklatant von allen anderen Unterrichtsfächern – beispielsweise durch besondere Sportstätten, in denen er stattfindet. Selbst um die ist es nicht überall gut bestellt.

In diesem Zusammenhang darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass sich dieser Tage gerade die Neubearbeitung bzw. Fortschreibung des „Memorandums Schulsport“ in der Abstimmungsschleife befindet, bei dem unter Federführung des Deutschen Sportlehrerverbandes auch der Deutsche Olympische Sportbund beteiligt ist. Ein weiteres „Positionspapier zur Stärkung des Lehramts Primarstufe im Fach Sport“ an den deutschen Universitäten und den Pädagogischen Hochschulen, für das der Fakultätentag Sportwissenschaft federführend zeichnet, macht auf die „ausbaufähige“ Studiensituation aufmerksam und benennt Eckpunkte für ein zeitgemäßes Studium im Fach Sport.

Soviel ist klar: Allein mit der Fertigstellung bzw. Verabschiedung solcher feinen Schriftsätze wird sich nicht alles von heute auf morgen sofort zum besseren wenden. Aber: Diese Papiere sind mindestens eine (fach-) öffentliche Steilvorlage für einen Diskurs mit den Verantwortlichen in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik, um Anspruch und Wirklichkeit im Schulsport einmal neu auf den Prüfstand zu stellen und daraufhin Schlüsse für die Verbesserung der gegenwärtigen Situation zu ziehen. So sollen Sorgen verschwinden.

Aber da war noch was: Kanadische Forscher haben neulich festgestellt, dass das (uralte) Völkerballspiel im Schulsport eine Mobbing-Gefahr für Schülerinnen und Schüler mit sich bringt. Sogar die Bild-Zeitung berichtete auf Seite eins. Man könnte daraus schlicht folgern: weg damit! Wie wäre es stattdessen mit (mehr) Schach? Aus Russland kam vorletzte Woche die Nachricht, dass jetzt im Grundschulbereich eine von drei Sportstunden ausdrücklich für Schach als Pflichtfach vorgesehen ist. Schach geht sogar ohne große Sportstätten. Klassenräume reichen. Ganz zu Ende gedacht könnte das zielführende Motto sodann lauten: Schach matt – Schulsport platt!

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Auch der Sportunterricht ist von der Bildungsmisere betroffen. Foto: LSB NRW
    Kinder laufen in einer Sporthalle. Foto: LSB NRW