Schwimmuntericht muss wieder größeres Gewicht erhalten

Bäderschließungen sowie der Rückgang des Schulschwimmens führen zu dramatisch abnehmender Schwimmfähigkeit der Kinder.

Der Schwimmunterricht muss wieder stärker gefördert werden, so das Fazit des 2. Symposiums Schwimmen der DLRG. Copyright: picture-alliance
Der Schwimmunterricht muss wieder stärker gefördert werden, so das Fazit des 2. Symposiums Schwimmen der DLRG. Copyright: picture-alliance

Die Erfolge einer systematischen Schwimmausbildung der letzten Jahrzehnte und die ereichten Sicherheitsstandards sind gefährdet, heißt es in der Abschlusserklärung des 2. Symposiums Schwimmen, das die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft  (DLRG) vom 15.-17. November in Bad Nenndorf veranstaltet hat. 

Schwimmsportqualifikation für Grundschullehrer

Nach Meinung von über 300 Wissenschaftlern und Experten muss der Schwimmunterricht wieder größeres Gewicht erhalten. Für Stadt- wie Landschulen  muss der regelmäßige Zugang zu Schwimmbädern organisatorisch wie finanziell wieder sichergestellt werden. Prof. Dr. Wolf-Dieter Brettschneider hat in der von ihm koordinierten SPRINT-Studie ermittelt, dass 20% der Schulen kein Schwimmbad mehr zur Verfügung steht. Vor dem Hintergrund, dass etwa 50% der Grundschullehrer fachfremd unterrichten, forderten die Kongressteilnehmer, die Schwimmsportqualifikationen vor allem der Grundschullehrer zwingend zu fördern und deutlich zu verbessern. Zur Aufwertung sollten die schwimmerischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in der Sportnote berücksichtigt werden oder in einem zusätzlichen Zeugnisvermerk über die Schwimmfähigkeit dokumentiert werden, wie es auch Liesel Westermann-Krieg, Ministerialrätin im niedersächsischen Kultusministerium, vorgeschlagen hatte. 

Bäder und Ausbildung notwendig

In seiner Zusammenfassung sagte der Sportwissenschaftler Prof. Kurt Wilke, dass Investitionen in Bäder nicht nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht gesehen werden dürften, sondern auch als verpflichtende Aufgabe einer aktiven Sicherheits- und Gesundheitsvorsorge. An die Badbetreiber gewandt sagte Wilke: „Nur wer heute für den Anfängerschwimmunterricht geeignete, preisgünstige Wasserflächen anbietet, erhält sich die Kunden von morgen.“ Dr. Thomas Poller, Beauftragter der Kommission „Sport“ bei der Kultusministerkonferenz (KMK), sagte, dass Schwimmen eine herausgehobene Position im Schulsport habe und sich die KMK mit der Situation des Schwimmens befassen werde. 

Für den Symposiumsveranstalter DLRG zog ihr Präsident Dr. Klaus Wilkens folgendes Fazit: „Schwimmen ist eine gesunde Sportart, die lebenslang betrieben werden kann. Um dies den Kindern zu vermitteln, brauchen wir Bäder und Ausbildung. Hier ist die Politik gefordert, ihre Bäderpolitik wieder so auszurichten, wie sie in den 60er und 70er Jahren mit dem Goldenen Plan erfolgreich war und zu eine signifikante Reduktion der Ertrinkungszahlen  geführt.“ Die DLRG bietet an, Schwimmausbildung im vorschulischen und schulischen Bereich zu qualifizieren. Diese Kooperation könnte die Schwimmfähigkeit wieder auf ein Niveau von über 90% und das Ertrinken „aus der Mode“ bringen.

200-seitiges Buch zum Thema „Erhalt von Schwimmbädern“

Unter dem Titel „Erhalt von Schwimmbädern“ hat der Landessportbund Hessen e.V.(lsb h) jetzt ein knapp 200-seitiges Werk vorgelegt, das sich mit individuellen Möglichkeiten zur Bestandssicherung von Bädern beschäftigt. Das als Band 15 der Reihe „Zukunftsorientierte Sportstättenentwicklung“ erschienene Buch kann ab sofort zum Preis von 18,90 Euro (zzgl. Versand) beim Landessportbund Hessen, Sportinfrastruktur, Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel. 069/6789-266, Fax 069/6789-92266, E-Mail umwelt(at)lsbh.de bestellt werden. 

Schwimmen steht auf der Beliebtheitsskala der ausgeübten Sportarten seit vielen Jahren auf einem vorderen Platz. So verzeichnen die öffentlichen Bäder ein Volumen von rund 600 Millionen Besuchen pro Jahr. Dies geht freilich einher mit einem Zuschussbedarf von jährlich rund 2 Milliarden Euro, den die Betreiber der Bäder, in der Regel die Kommunen, tragen. Bäderschließungen sind die Folge. 

Hier setzt das veröffentlichte Werk an. Die umfassende Darstellung von sieben Schwimmbädern mit unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen zeigt das breite Spektrum gleichsam individueller wie bundesweit interessanter Möglichkeiten zum Erhalt von Bädern auf. Der „interkommunale Schwimmbadbau und Betrieb“ wird ebenso vorgestellt wie das „Hallenbad in Vereinshand“, die „Bürgergenossenschaft Hallenbad“ oder die „Insolvenz des Betreibers - Trägerverein übernimmt“. Das Buch „Erhalt von Schwimmbädern“ versammelt mit seinen umfangreichen Beiträgen zu möglichen Finanzierungsansätzen (Stichwort: ÖPP .- Contracting - Forfaitierung) viele praxisrelevante Ideen zu Umbau, Neubau oder Sanierung von bestehenden Bädern und weist Perspektiven auf. Die Schwerpunkte der durch 25 namhafte Autorinnen und Autoren behandelten Inhalte umfasst die Themenbereiche: „Ist- und Soll-Situation der Bäderlandschaft“, „Anforderungen der Zukunft“, „Betriebsoptimierungen im Bestand“, „Modernisierung und Neubau“, „Betreiberformen“ und „Finanzierungsmöglichkeiten“. 

Durch die gemeinsame Herausgeberschaft des Landessportbundes Hessen mit dem Württembergischen Landessportbund und dem Deutschen Olympischen Sportbund wird die breite Basis und die Bedeutung dieses Bereiches dokumentiert. Als Mitherausgeber beteiligten sich die DLRG Hessen und der DLRG Bundesverband, der Verband Deutscher Sporttaucher, der Hessische Tauchsportverband, der Württembergische Landesverband für Tauchsport, der Hamburger Sportbund, der Deutsche Schwimm-Verband, der Hessische Schwimm-Verband, der Landessportbund Nordrhein-Westfalen und das Hessische Ministerium des Innern und für Sport. 

Das Buch (ISBN 3-89280-917-8) kann über jede Buchhandlung bestellt werden.


  • Der Schwimmunterricht muss wieder stärker gefördert werden, so das Fazit des 2. Symposiums Schwimmen der DLRG. Copyright: picture-alliance
    Der Schwimmunterricht muss wieder stärker gefördert werden, so das Fazit des 2. Symposiums Schwimmen der DLRG. Copyright: picture-alliance