Senioren: Eine Zielgruppe, die auch im Sport immer wichtiger wird

Wurden vor 20 oder 25 Jahren grau­haarige Jogger noch mitleidig belächelt, vielleicht sogar als Spinner abgetan, so hat sich mittlerweile die Situation sportlicher Senioren grundlegend geändert. Wer mit offenen Augen unterwegs ist, findet eine Vielzahl von Beispielen.

 

Wichtig ist regel­mäßi­ge und alters­ge­mäße Be­we­gung (Foto: DSB-Archiv)
Wichtig ist regel­mäßi­ge und alters­ge­mäße Be­we­gung (Foto: DSB-Archiv)

Und das längst nicht nur bei großen Veranstaltungen: Sie laufen, walken, fahren Rad, schwimmen oder trimmen sich auf andere Weise.

 

Gesundheits- wie wirtschaftspolitisch bedeutsam

 

Bewegungsdrang gebe es in jedem Alter, davon ist jedenfalls Professor Heinz Mechling überzeugt. „Wir sind genetisch immer noch die Jäger und Sammler, die wir vor Millionen Jahren auch schon waren“, meinte der 59-jährige Leiter des Instituts für Alterssport an der Universität Bonn in der Sendung „Nachspiel“ von DeutschlandRadio Berlin. „Und vor diesem Hintergrund muss man sagen: Mit Bewegung und sportlicher Aktivität kann man nicht früh genug beginnen.“

 

Das gilt auch im Alter. Bewundernswert mögen Spitzenleistungen sein, wenn über 60-jährige Frauen die 400 Meter in rund 72 Sekunden laufen. Oder 60-jährige Männer die 10.000 Meter in 35 bis 40 Minuten bewältigen oder 70-Jährige den Diskus über 40 Meter weit schleudern. Wichtiger aber dürften regelmäßige und altersgemäße Bewegung sein. Sich dabei zu quälen, ist nicht nötig. Zwei- bis dreimal wöchentlich etwas aktiv zu tun und sich dabei während der halben bis vollen Stunde unterhalten zu können, schon damit sind erstaunliche Erfolge zu erzielen. So erläuterte der Sportmediziner Professor Klaus Völker von der Universität Münster im DeutschlandRadio: „Ich kann meine Knochendichte, meine Gelenkbeweglichkeit verbessern, ich kann die muskuläre Fähigkeit bessern, ich kann die Koordinationsfähigkeit verbessern.“ Auch Herz-Kreislauf-System, Stoffwechsel, Immunsystem und natürlich die Psyche profitieren von sportlichen Aktivitäten.

 

Körperliche Mobilität erzeugt geistige Flexibilität

 

Die Orientierung an den Jägern und Sammlern bietet also zahlreiche Vorteile gegenüber den Stubenhockern. Dazu gehört auch, dass körperliche Mobilität geistige Flexibilität erzeugt: Die Nervenzellen freuen sich über regelmäßiges Laufen, denn das Gehirn wird angeregt, sich immer dichter zu vernetzen. Relativ neu sei die Erkenntnis, so Professor Mechling, „dass sich auch neue Nervenzellen bilden können“. Im Alter – zu Hause oder auch auf der Straße – selbstständig sein zu können, hierzu würde eine vielseitige körperliche Betätigung wesentliche Impulse beitragen. Doch selbst dann, wenn schwere Erkrankungen eintreten, ist vielseitiges sportliches Treiben hilfreich. Bei Krebspatienten, Diabetikern und Osteoporosekranken leistet gezielter Sport Erstaunliches. Herzpatienten wissen das längst.

 

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen wundert es, dass sich die Sportartikelindustrie diesem Markt relativ wenig widmet. Die Generation 50plus hat häufig Geld und ist qualitätsbewusst. Doch Michael Lehmann, der ein Fachgeschäft für Läufer betreibt, hat festgestellt, dass dieser Wirtschaftszweig vernachlässigt wird. „Der Schuh ist für einen 18-Jährigen genauso wichtig wie für einen 73-Jährigen. Aber bei der Textilie ist das schon so ein gewisser Punkt. Auch hier merken die Leute, dass eine Funktionsjacke doch angenehmer ist, als wenn man mit einer Plastikpelle durch die Gegend rennt oder mit einer Daunenjacke. Und dann hat man das Problem zu sagen, wie kommen wir denn jetzt mit den Größen hin?“ Sehr träge, so Lehmann, reagiere die Industrie auf das vorhandene Interesse. Noch hat sie ja auch Zeit. Während heute jeder Vierte in Deutschland über 60 Jahre alt ist, werden es erst 2050 rund 40 Prozent sein...


  • Wichtig ist regel­mäßi­ge und alters­ge­mäße Be­we­gung (Foto: DSB-Archiv)
    Wichtig ist regel­mäßi­ge und alters­ge­mäße Be­we­gung (Foto: DSB-Archiv)