Settingansätze als wirksamstes Mittel in der Prävention

Prävention steht zur Zeit ganz oben auf der Agenda der Gesund­heits­po­litik. Dabei haben vor allem Settingansätze einen hohen Stellenwert bei den Experten, die jedoch ein Problem in der einheitlichen Qualitätssicherung der Maßnahmen sehen. Im Rahmen des 2. Internationalen Ausdauer- und Sport­medizin-Kongress vom 23. bis 25. September anlässlich des BERLIN-MARATHONS berieten sich in Berlin Vertreter aus der Politik, Sportmedizin, Pharmaindustrie, den Medien und der Wissenschaft auf einer Podiumsdiskussion über die Möglichkeiten und Chancen der Prävention.

 

Ein gutes Beispiel für frühe Prä­ven­tion: ein Sport­kin­der­gar­ten in Frei­burg (Foto: DSB-Archiv)
Ein gutes Beispiel für frühe Prä­ven­tion: ein Sport­kin­der­gar­ten in Frei­burg (Foto: DSB-Archiv)

"Das Präventionsgesetz kann nur wirksam umgesetzt werden, wenn die Umweltbedingungen verbessert werden."

In einem Punkt waren sich die Vertreter aus den unterschiedlichen Bereichen einig: in Settingansätzen wird das größte Potenzial für eine langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung gesehen. Setting heißt auf gut deutsch „Umfeld der Handelnden“.  „Das Präventionsgesetz kann nur wirksam umgesetzt werden, wenn die Umweltbedingungen verbessert werden. Die rein mediale Aufklärungsarbeit ist uneffektiv. Wir müssen für öffentliche Sportanlagen sorgen, in Schulen und öffentliche Einrichtungen gehen“, betonte Professor Hans-Herrmann Dickhuth, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sport und Prävention (DGSP). Rolf D. Müller aus dem Vorstand der AOK verwies auf die Kindergärten: „Das Beispiel zunehmender Fälle von Altersdiabetes im Kindesalter zeigt, dass Settingansätze bereits im Kindergarten anfangen müssen“. In Berlin hat die AOK in diesem Sinne bereits gemeinsam mit dem Landessportbund einen Modellversuch zum Ernährungs- und Bewegungstraining in ausgewählten Kindergärten gestartet.  

Der Arzt als Gesundheitsberater

Die Umgestaltung der Lebensumwelt allein ist nach Meinung von Professor Henke von der Technischen Universität Berlin nicht ausreichend: „Settingansätze benötigen Anreize und die laufen vor allem über das Portemonnaie. Die Prämienprogramme der Krankenkassen sind ein Schritt in die richtige Richtung“. Rolf D. Müller appellierte in diesem Zusammenhang auch an die Eigenverantwortung der Versicherten für ihre Gesundheit. Aus Sicht der Medien, vertreten durch Thomas Steffens von der Laufzeitschrift „Runners World“, werden dabei auch Aufklärungskampagnen befürwortet: „Die mediale Berichterstattung zeigt, dass auch die Ärzte über die letzten Jahrzehnte hinweg umgedacht haben. In den Siebzigern konnte der Spiegel noch schreiben ‚Sport ist Mord’, ohne dass von Seiten der Ärzte Widerspruch geäußert wurde“. In diesem Sinne forderte er, den Arzt in Zukunft noch mehr als Gesundheitsberater einzusetzen.
 
Prävention und Pharmaindustrie müssen kein Widerspruch sein, verdeutlichte Professor Zidek vom Universitätsklinikum Charité in Berlin: „Einige Krankheiten lassen sich auch durch eine gesunde sportliche Lebensweise nicht vermeiden, aber durch eine gezielte präventive Medikation. Die medikamentöse Prävention wird jedoch finanziell durch die Kassen kaum unterstützt.“
 
Einen wichtigen Aspekt in der Diskussion um das Präventionsgesetz sehen die Experten in der Qualitätssicherung der Maßnahmen. Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, betonte, dass von Anfang an qualitätssichernde Elemente in das Präventionsgesetz eingebaut werden müssen. Diese Ansicht vertritt auch der Deutsche Sportbund und hat daher im Verbund mit anderen Sportorganisationen die beiden Qualitätssiegel „SPORT PRO GESUNDHEIT“ und „SPORT PRO REHA“ geschaffen. Beiden ist als wichtigstes Element zu eigen, dass mit einem Qualitätsmanagement ständig die Güte der Gesundheitsangebote überprüft und verbessert wird.


  • Ein gutes Beispiel für frühe Prä­ven­tion: ein Sport­kin­der­gar­ten in Frei­burg (Foto: DSB-Archiv)
    Ein gutes Beispiel für frühe Prä­ven­tion: ein Sport­kin­der­gar­ten in Frei­burg (Foto: DSB-Archiv)