Silber mit Glanz von Gold am Tag 14 in Tokio

Jonathan Hilbert hat mit seinem 2. Platz heute im 50km Gehen alle überrascht. Auch das Tischtennis-Männerteam bot einen begeisternden Kampf gegen die übermächtigen Chinesen.

50 Kilometer und fast vier Stunden lang hatte Jonathan Hilbert wie ein Löwe gekämpft und dann Silber gewonnen. Foto: picture-alliance
50 Kilometer und fast vier Stunden lang hatte Jonathan Hilbert wie ein Löwe gekämpft und dann Silber gewonnen. Foto: picture-alliance

Die Meldungen des Tages:

Leichtathletik

Geher Jonathan Hilbert hat bei den Olympischen Spielen von Tokio überraschend Silber über 50 km und damit die erste deutsche Geher-Medaille seit 29 Jahren gewonnen. Der 26-Jährige von der LG Ohra musste sich in Sapporo in 3:50:44 Stunden nur dem Polen Dawid Tomala geschlagen geben. Bronze ging an Evan Dunfee aus Kanada. Der WM-Siebte Carl Dohmann kam auf Platz 33, Nathaniel Seiler belegte Rang 42. Zuletzt hatte der heutige Bundestrainer Ronald Weigel 1992 in Barcelona Bronze über 50 km geholt.

Tischtennis

Als Timo Boll seinem alten Freund Dimitrij Ovtcharov auf dem Podest die Silbermedaille um den Hals hängte, war die Enttäuschung endgültig verflogen. "Da waren ein paar Freudentränen mit dabei. Für mich war das eine Ehre - und Timo hat gesagt, für ihn auch", sagte Ovtcharov nach der Siegerehrung sichtlich bewegt. Vom ersten Ärger der deutschen Tischtennis-Männer war nach dem klar verlorenen Finale gegen China (0:3) schon nichts mehr zu sehen. "Direkt nach dem Finale waren wir enttäuscht, klar", sagte Boll, "aber wir haben uns nicht vorzuwerfen. Respekt an die Chinesen, sie haben von Beginn an Vollgas gegeben."

Leichtathletik

Mitfavoritin Christin Hussong (Zweibrücken) hat bei den Olympischen Spielen eine Medaille im Speerwurf klar verpasst. Die 27 Jahre alte Europameisterin kam am Freitag in Tokio nicht über 59,94 m und Platz neun hinaus. Damit blieb Hussong knapp zehn Meter unter ihrer Saisonbestleistung.

Die deutschen Sprinterinnen haben bei den Olympischen Spielen in Tokio die erste Medaille für eine deutsche Staffel über 4x100 m verpasst. Rebekka Haase (Wetzlar), Alexandra Burghardt (Burghausen), Tatjana Pinto (Paderborn) und Gina Lückenkemper (Berlin) kamen im Finale nach einem schwachen letzten Wechsel auf Platz fünf. Dem DLV-Quartett, das im Vorlauf 42,00 gelaufen war, fehlten in 42,12 Sekunden zu Bronze 24 Hundertstel.

Die deutschen Sprinter haben beim Olympiasieg der Italiener über 4 x 100 Meter den sechsten Platz belegt. Julian Reus (Erfurt), Joshua Hartmann (Köln), Deniz Almas (Wolfsburg) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburg) kamen am Freitag in Tokio nach 38,12 Sekunden ins Ziel. Für die Italiener war es nach dem überraschenden 100-Meter-Sieg von Lamont Marcell Jacobs der nächste Triumph. In starken 37,50 Sekunden hielten sie Großbritannien (37,51) und Kanada (37,70) in Schach. Weltmeister USA hatte das Finale verpasst. Italien trat die Nachfolge von Jamaika mit Superstar Usain Bolt an.

Radsport

Die deutschen Bahnrad-Weltmeisterinnen Emma Hinze und Lea-Sophie Friedrich haben nach dem enttäuschenden Auftritt im Keirin zurück in den Angriffsmodus geschaltet. Das deutsche Silber-Duo meisterte die ersten zwei Runden im Sprint jeweils ohne Mühe und nahm nach dem zweiten Platz im Teamsprint die nächsten Olympia-Medaillen ins Visier.

Die Medaillen im Sprint der Männer gingen an die Niederlande und Großbritannien. Harrie Lavreysen siegte vor seinem Landsmann Jeffrey Hoogland. Bronze ging an den Briten Jack Carlin. Maximilian Levy darf sich über einen großartigen fünften Platz freuen. Der Cottbuser gewann das Rennen der Unterlegenen um Platz fünf, ließ den zweimaligen Olympiasieger Jason Kenny deutlich hinter sich.

Im Madison der Frauen, wo erstmals Medaillen vergeben wurden, waren Lisa Klein/Franziska Brauße beim souveränen Sieg der Britinnen chancenlos und belegten am Ende den zwölften Platz.

Patrick Moster darf nach seiner rassistischen Entgleisung bei den Olympischen Spielen bis zum Jahresende keine Aufgaben im internationalen und nationalen Radsport übernehmen. Der Weltverband UCI hat gegen den Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer eine Sperre bis zum 31. Dezember 2021 ausgesprochen. Moster habe dieser Maßnahme zugestimmt, das teilte die UCI am Freitag mit.

Moderner Fünfkampf

Fünfkämpferin Annika Schleu hat ihren Traum von einer Olympiamedaille nach einem völlig missglückten Reiten begraben müssen. Die auf Goldkurs liegende Olympia-Vierte von Rio blieb am Freitag auf Saint Boy ohne Punkte und fiel auf den 31. Platz zurück. Im abschließenden Laser-Run konnte sich die Sportsoldatin nicht mehr verbessern, sie landete damit drei Plätze hinter Mannschaftskollegin Rebecca Langrehr. Nach dem deutschen Drama beim Reiten holte sich die Britin Kate French Gold.

Kanu

Der dreimalige Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel hat ein frühes Aus bei den Olympischen Spielen in Tokio über seine Paradestrecke verhindert und das Halbfinale erreicht. Nach dem dritten Platz im Vorlauf wahrte der Potsdamer über den Umweg Viertelfinale mit einem Sieg seine Chance auf eine Medaille im Einer über 1000 m. Die Entscheidungen fallen am Samstag.

Karate

Der EM-Dritte Noah Bitsch hat bei der Olympia-Premiere der Karateka in Tokio eine Medaille knapp verpasst und anschließend schwere Vorwürfe gegen seine Gegner erhoben. Der letzte Kampf seiner Vorrundengruppe sei abgesprochen gewesen, deshalb habe er das Halbfinale verpasst. "Die zwei Topfavoriten auf den Titel haben mir am Ende leider ein Schnippchen geschlagen", sagte der 31-Jährige aus Waltershausen, der beim Kumite in der Klasse bis 75 kg nach zwei Siegen und zwei Niederlagen Dritter in Pool B wurde.

Beachvolleyball 

Die US-Beachvolleyballerinnen Alix Klineman und April Ross haben bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille gewonnen. Die Weltranglistenfünften, die im Viertelfinale Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig und Margareta Kozuch ausgeschaltet hatten, setzten sich im Finale im Shiokaze Park mit 2:0 gegen die Weltranglisten-17. Mariafe Artacho Del Solar/Taliqua Clancy aus Australien durch. Die Bronzemedaille sicherten sich am Freitag die Europameisterinnen Joana Heidrich und Anouk Verge-Depre.

Wasserspringen

Timo Barthel (Halle/Saale) hat bei den Olympischen Spielen in Tokio das Turm-Halbfinale der Wasserspringer erreicht, Jaden Eikermann (Aachen) schied dagegen im Vorkampf aus. Der EM-Vierte Barthel erhielt für seine sechs Sprünge 395,70 Punkte und landete auf Platz 13. Der erst 16-jährige Eikermann, jüngster Olympiastarter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), belegte mit 330,75 Zählern den 21. Rang.

Sportpolitik

IOC-Präsident Thomas Bach hat die von der Corona-Pandemie geprägten Sommerspiele von Tokio bereits vor der Schlussfeier am Sonntag als großen Erfolg für Japan, das IOC und die gesamte Sportwelt eingeordnet. Wie der Vorsitzende des Internationalen Olympischen Komitees bei der Bilanz-Pressekonferenz am Freitag ausführte, hätten die Anti-Corona-Maßnahmen gegriffen. Bach fügte allerdings hinzu, dass es noch zweieinhalb Tage seien, man sei in Alarmbereitschaft und aufmerksam. Vorausblicken auf die Winterspiele in Peking 2022 wollte Bach nicht.

Sportpolitik

Das Internationale Olympische Komitee hat nach der aufsehenerregenden Flucht der Leichtathletin Kristina Timanowskaja vor der eigenen Teamleitung Sanktionen gegen zwei Funktionäre der belarussischen Delegation verhängt. Juri Moisewitsch und Artur Schumak, die von der Disziplinarkommission des IOC zu Timanowskajas Entführungsvorwürfen befragt worden waren, verlieren ihre Akkreditierungen und müssen das Olympische Dorf verlassen. Timanowskaja war nach eigenen Angaben von Trainer Moisewitsch und Schumak, stellvertretender Leiter des nationalen Trainingszentrums, unter Druck gesetzt worden.

(Quelle: SID)


  • 50 Kilometer und fast vier Stunden lang hatte Jonathan Hilbert wie ein Löwe gekämpft und dann Silber gewonnen. Foto: picture-alliance
    50 Kilometer und fast vier Stunden lang hatte Jonathan Hilbert wie ein Löwe gekämpft und dann Silber gewonnen. Foto: picture-alliance
  • Vom ersten Ärger der deutschen Tischtennis-Männer über das klar verlorene Finale gegen China war bei der Siegerehrung nichts mehr zu sehen (v.li.): Boll, Franziska, Ovtcharov; Foto: picture-alliance
    Vom ersten Ärger der deutschen Tischtennis-Männer über das klar verlorene Finale gegen China war bei der Siegerehrung nichts mehr zu sehen (v.li.): Boll, Franziska, Ovtcharov; Foto: picture-alliance