„Skifahren hält Familien zusammen“

Bewegung, Natur, Zusammenhalt: Laut den Skilegenden Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sollte jeder auf die Bretter – egal ob mit 5 oder mit 75.

Rosi Mittermaier-Neureuther und Christian Neureuther. Copyright: picture-alliance
Rosi Mittermaier-Neureuther und Christian Neureuther. Copyright: picture-alliance

33 Jahre nach Rosi Mittermaier hat Maria Riesch bei der diesjährigen WM in Val d’Isère als erste Deutsche wieder den Weltmeistertitel im Slalom geholt. Doch zum Skilaufen muss man weder jung noch Leistungssportler sein. Das beweist das Buch „Neuer Schwung“, das die „Gold-Rosi“ zusammen mit ihrem Mann Christian Neureuther zu Beginn der Skisaison herausgegeben hat. Im Gespräch erklärt der 59-jährige Neureuther, warum Wintersport gerade im Alter gesund und glücklich macht. 

ERFAHRUNG IST ZUKUNFT (EiZ): Herr Neureuther, bei alpiner Skifahrt denkt man doch an halsbrecherische Pisten und wilde Aprés-Ski-Partys und nicht unbedingt an ältere Menschen. Oder doch?
NEUREUTHER:
Es gibt wenige Sportarten, die man bis ins hohe Alter ausüben kann. Aber der Wintersport gehört dazu. Erstens verlernt man Skifahren nicht, auch nach jahrelanger Pause steht man schnell wieder sicher auf den Brettern. Und außerdem ist Skilaufen eine der sozialsten Sportarten. Nirgendwo kann man leichter Menschen kennenlernen wie im Sessellift, im Skikurs, beim Einkehren. Der Skisport hält die Menschen zusammen.

EiZ: Auch die Generationen?
NEUREUTHER: Natürlich. Alt und Jung können gemeinsam Sport treiben, denn es geht ja nicht um Leistung oder ums Gewinnen. Der Skisport bringt Familien zusammen. Der 75-jährige Vater von der Rosi ist noch mit seinen fünfjährigen Enkeln Ski gefahren. Gerade für ältere Menschen ist es doch ein unheimliches Glück, wenn sie etwas mit der jungen Generation gemeinsam machen können.

EiZ: Trotzdem ist es ein Unterschied, ob man mit 5 auf den Brettern steht oder mit 75. Worauf sollte man mit über 50 achten?
NEUREUTHER: Das Wichtigste ist, dass man auch als älterer Mensch nicht den Mut verliert, nicht aufgibt oder aufhört. Man sollte akzeptieren, dass man nicht mehr so schnell fahren kann, aber den Weg in die Natur darf man sich nicht verbauen. Es gibt nichts Schöneres, als bei gutem Wetter auf dem Berg zu stehen und vor sich eine frisch präparierte Piste zu haben.

EiZ: Sollte man sich auf diesem Weg in die Natur einen Profi zur Seite nehmen?
NEUREUTHER: Unbedingt. Gerade bei Menschen, die im Alter (wieder) anfangen, ist es wichtig, dass ein Profi die Ausrüstung überprüft, dass er sicher durchs Skigebiet führt, dass er Anleitung gibt. Wissen Sie, wenn ich heute mit der Rosi eine schwere Tour fahre, hol ich mir auch einen Bergführer, dem ich vertrauen kann und der Gefahren wie Lawinen kennt.

EiZ: Sie selbst fahren aber nicht nur Abfahrt, sondern auch Langlauf?
NEUREUTHER: Wir sind langlaufsüchtig! Es geht einfach und man hat etwas für den Körper getan. Wissen Sie, wir wollen den Menschen zeigen, wie wichtig es ist, sich zu bewegen. Dafür muss man kein Leistungssportler sein. Nordic Walking ist zum Beispiel die ideale Sportart um den großen Volkskrankheiten wie Osteoporose oder Diabetes vorzubeugen. Egal, ob im Winter oder Sommer, Sport holt die Menschen von der Couch.

EiZ: Nordic Walking, Langlauf, Abfahrtski – haben Sie überhaupt eine Couch? Wie passt das alles in einen typischen Neureuther-Tag?
NEUREUTHER: In der Früh, wenn das Wetter gut ist und die Piste leer, gehen die Rosi und ich erst mal Ski laufen. Danach sofort an den Schreibtisch. Und dann vielleicht um 16 Uhr noch einmal langlaufen. Es ist so schön, den Sonnenuntergang im Schnee zu erleben. Danach fühlt man sich wie neugeboren.


  • Rosi Mittermaier-Neureuther und Christian Neureuther. Copyright: picture-alliance
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