Skiverband: Die Saison 2011/2012 im Rückblick

Anfang Mai schlossen auch die letzten Bergbahnen in Deutschland

den Betrieb für die Wintersportler. Zeit für den Deutschen Skiverband (DSV) Bilanz zu ziehen.

In diesem Winter gab es vermehrt hohe Gefahrenwarnstufen auf den Skipisten. Foto: picture-alliance
In diesem Winter gab es vermehrt hohe Gefahrenwarnstufen auf den Skipisten. Foto: picture-alliance

Der vergangene Winter wurde durch drei Extreme geprägt. Zunächst gab es im Frühwinter aufgrund des warmen und fast niederschlagslosen Novembers kaum Schnee in den Alpen. Nach dem durchwachsenen Start in den Winter schneite es von Mitte Dezember bis Januar jedoch gleich zwei- bis dreimal so viel wie im langjährigen Mittel.

Im Vergleich zum eher schneearmen Winter 2010/11 war die Menge des Neuschnees innerhalb dieser zwei Monate größer als die gesamte Neuschneesumme des letzten Winters. Teilweise wurden zu Beginn des neuen Jahres Rekordschneehöhen gemeldet.

Nach den ergiebigen Schneefällen war es im Januar und Februar wieder eher trockenaber extrem kalt. Zwischen Ende Januar bis etwa 20. Februar brachte der anhaltendeNordostwind sibirische Kaltluft.

Während der IBU-Biathlon-Weltmeisterschaften, die vom 29. Februar bis 11. März 2012 in Ruhpolding stattfanden, waren die Temperaturen ungewöhnlich warm. Das führte dazu, dass Niederschläge teilweise bis auf etwa 2000 Meter als Regen niedergingen. Mitte März brachten zahlreiche teils stärkere Niederschläge dem gesamten Alpenraum 50 bis 90 Zentimeter Neuschnee. Vielerorts schneite es erneut bis in die Tallagen.

Der April war schließlich ziemlich wechselhaft. An Ostern war es für die Jahreszeit extrem kalt, vielerorts fiel Schnee in tiefe Lagen. Aufgrund der niedrigen Temperaturen, die das Abschmelzen stoppten, und der vielen Schneefälle in den Hochlagen, gibt es in den höheren Gebieten bis heute überdurchschnittlich viel Schnee. Die Zugspitze meldete Ende April noch eine Schneehöhe von 485 Zentimetern.

Da es im Februar und März nur wenig Neuschnee gab und es im November fast gar nicht geschneit hatte, kann der Winter 2011/12 bezüglich der gefallenen Gesamtschneemenge insgesamt nur als durchschnittlich eingestuft werden. Die ungewöhnlich hohen Neuschneemengen von Dezember bis Januar führten jedoch dazu, dass es bereits im Frühwinter sehr große Schneehöhen gab. Der März war mit drei bis vier Grad zu warm, sodass diese Schneehöhen wieder auf ein normales Niveau schmolzen.

Erhöhtes Lawinenrisiko – Gefahr von Gleitschneelawinen

Die ergiebigen Schneefälle im Dezember und Januar sorgten in den Alpen für eine hohe Lawinengefahr. Häufig mussten Verkehrswege, wie etwa der Grenzübergang Mittenwald/Scharnitz, über mehrere Tage gesperrt werden. Ungewöhnlich stark betroffen von der Gefährdung waren in diesem Winter auch Skipisten. Diese Situation erforderte anhaltend sehr hohe Aufmerksamkeit und Einsatz der Sicherheitsdienste.

Im Hochwinter gab es außerdem eine sehr mächtige Schneedecke mit wenig Schwachschichten. Die größte Gefahr ging daher von Gleitschneelawinen aus. Grund dafür war, dass im Dezember der noch ungenügend gefrorene Boden an Ost-, Süd- und Westhängen eingeschneit wurde.

Ungünstig für den Aufbau der Schneedecke war, dass während der Kälteperiode im Februar oberflächennah Schwachschichten entstanden, die mit relativ dünnen Neuschneeschichten überdeckt wurden und für Schneesportler vor allem in den Nordhängen bis in den Frühling hinein störanfällig blieben.

Vermehrt hohe Gefahrenstufen

Einen zusammenfassenden Überblick über die Lawinensituationen des letzten Winters in Deutschland, Österreich und der Schweiz liefern die Experten der Lawinenwarnzentralen in München und Innsbruck sowie das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos (SLF). In allen drei Ländern wurden demnach im Saisonverlauf vermehrt höhere Gefahrenstufen ausgegeben.

Am häufigsten wurde in Deutschland die Gefahrenstufe 2 ausgegeben (69 Tage), gefolgt von Stufe 3 (41 Tage). Deutlich öfter als im Vorjahr prognostizierten die Experten eine große Lawinengefahr - Stufe 4 wurde an sechzehn Tagen ausgegeben, im Winter 2010/11 beschränkte sich diese Warnung auf lediglich einen Tag. Die höchste Stufe 5 wurde an keinem Tag ausgerufen, Stufe 1 herrschte lediglich an 13 Tagen (30 Tage im Winter 2010/11).

Während der Früh- und Hochwinter 2011/12 im österreichischen Nordtirol überdurchschnittlich schneereich war, fiel im südlichen Osttirol über die gesamte Saison extrem wenig Schnee. Die Stufe 2 wurde auch in Österreich am häufigsten ausgegeben (51 Tage), Stufe 3 folgte mit 38 Tagen an zweiter Stelle. Vor großer Lawinengefahr (Stufe 4) wurde an neun Tagen gewarnt. 14 Mal herrschte mit Stufe 1 eine geringe Gefahr. Stufe 5 wurde auch in der Alpenrepublik nicht gemeldet. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt wurden somit die Stufen 1 und 4 überdurchschnittlich oft ausgegeben. Einen Rekord verzeichnete der März, in dem noch nie so häufig Stufe 1 herrschte wie heuer (zehn Mal).

In der Schweiz wurden die Gefahrenstufen 3 („erheblich“) und 4 („groß“) etwas häufiger als im Durchschnitt der letzten 15 Jahre ausgerufen. An 13 Tagen des vergangenen Winters herrschte dort Stufe 4. Dies meist in größeren Gebieten des Alpennordhangs, des Wallis und Graubündens. Geringe Lawinengefahr (Stufe 1) wurde etwas seltener als in den vorigen Jahren prognostiziert.

Lawinenlagebericht stößt auf große Resonanz

Eine äußerst positive Bilanz kann in Bezug auf die Nutzung des Lawinenlageberichts (LLB) gezogen werden. „Es besteht ein ungebrochenes Interesse bei den Wintersportlern. Noch nie wurde der LLB so häufig abgerufen wie im letzten Winter“, erklärt Patrick Nairz von der Lawinenwarnzentrale in Tirol. „An Spitzentagen Anfang Januar konnten wir über 100.000 Abrufe in vier Tagen verzeichnen.“ Der Lawinenlagebericht des Landes Tirol ist über http://lawine.tirol.gv.at abrufbar. Einzusehen ist auch ein neuer Blog mit inzwischen 106.000 Zugriffen.

Auch in Deutschland stößt der LLB auf eine erfreulich große Resonanz. Im vergangenen Winter wurden durch die Lawinenwarnzentrale insgesamt 139 Lawinenlageberichte erstellt. Die Internetseite des LLB wurde mehr als 1,1 Millionen Mal aufgerufen und damit deutlich öfter als im Winter 2010/11 (806.708 Aufrufe).

Zur Erhöhung der Sicherheit der Wintersportler veröffentlichte der Lawinenwarndienst Bayern noch bis zum 1. Mai täglich einen Lawinenlagebericht. Erfreulich sind die Zahlen insbesondere dadurch, dass die vermehrte Nutzung des Lageberichts, einhergehend mit einer steigenden Sensibilisierung für die Gefahren in den Bergen, zu einer größeren Vorsicht und damit zu einer geringeren Anzahl an tödlichen Unfällen geführt hat – obwohl der zurückliegende Winter oft durch eine hohe Lawinengefahr gekennzeichnet war.

(Quelle: Deutscher Skiverband)


  • In diesem Winter gab es vermehrt hohe Gefahrenwarnstufen auf den Skipisten. Foto: picture-alliance
    In diesem Winter gab es vermehrt hohe Gefahrenwarnstufen auf den Skipisten. Foto: picture-alliance