Spiele der Athleten

Die XXI. Olympischen Winterspiele in Sotschi haben begonnen - mit einer reich inszenierten Tour durch die russische Geschichte und einem kleinen Stolperer.

Gruppenbild vor der Eröffnung: Die Deutsche Olympiamannschaft bereitet sich auf die Feier vor. (Foto DOSB)
Gruppenbild vor der Eröffnung: Die Deutsche Olympiamannschaft bereitet sich auf die Feier vor. (Foto DOSB)

Wenn das der einzige größere Schnitzer bliebe, dürfen wir uns auf schöne Spiele freuen.

Eine von fünf riesigen künstlichen Schneeflocken, die sich weigert, sich in einen Ring zu verwandeln und damit das olympische Symbol zu vervollständigen? Auch wenn sich diese Szene aus der sehenswerten Eröffnungsfeier noch so sehr zur Interpretation anbieten mag - wenn der Sport nun die großartigen Sportanlagen füllt, noch dazu bei herrlichem Winterwetter, ist dieser Schnitzer ganz schnell Schnee von gestern.

Auch die deutschen Athletinnen und Athleten genossen die Feier sehr. Sie boten ein wahrhaft buntes Bild hinter der fröhlichen Fahnenträgerin Maria Höfl-Riesch und twitterten ihre Eindrücke munter in die Welt hinaus: "Einmalig", "beeindruckend", "unbeschreiblich", "Danke für die großartige Eröffnung".

Die Fahnenträgerin erreichte auf diesem Wege auch ein besonderer Gruß aus Übersee von einem ihrer Vorgänger. Basketball-Profi Dirk Nowitzki, der in Peking 2008 die Mannschaft ins Stadion geführt hatte und immer noch in olympischen Gefühlen schwelgt, wünschte per Tweet "allen deutschen Athleten viel Glück in Sotschi" und schob eine "Gratulation an @Maria fuer die große Ehre" hinterher.

Der Gastgeber nutzte die Chance, in aufwändigen Bildern sorgsam ausgewählte Szene aus der reichen Geschichte des Landes zu präsentieren. Mehrere Generationen verdienter russischer Sporthelden trugen die Flamme in die Halle, ehe das Entzünden des Olympischen Feuers den bombastischen Schlusspunkt einleitete.

Doch im Mittelpunkt auch dieser Feier durften sich die Sportler fühlen. Dort sah sie auch Thomas Bach als "beste Botschafter" der teilnehmenden Länder. Der IOC-Präsident erinnerte "meine Olympia-Athletenkollegen" zwar auch an ihre Pflichten: "Respektiert die Regeln, bleibt fair, bleibt sauber, respektiert eure Mitstreiter im Wettkampf und außerhalb".

Aber er brach auch eine weitere Lanze für sie und forderte die anwesenden Staatsmänner und -frauen zum Mut auf, ihre Meinungsverschiedenheiten im friedlichen, direkten politischen Dialog auszutragen - "und nicht auf dem Rücken der Athleten".

In welchem Geiste die kommenden Wettkämpfe stattfinden könnten, bewiesen schon vorher diejenigen, die ihren Athleten die Ausrüstung zubereiten. Ohne Hilfe der russischen Mannschaft hätten die Ski sämtlicher deutscher Biathleten, Langläufer und Nordischen Kombinierer nicht präpariert werden können, weil die eigene Maschine streikte.

Ein bemerkenswertes Zeichen von Fairplay, dass DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der als früherer Chef des Skiverbandes die Bedingungen besonders gut einordnen kann. Hier sehe man, sagte er, „dass die Medaille auch eine andere Seite hat“. Und auch die kann glänzen.

Jörg Stratmann


  • Gruppenbild vor der Eröffnung: Die Deutsche Olympiamannschaft bereitet sich auf die Feier vor. (Foto DOSB)
    Gruppenbild vor der Eröffnung: Die Deutsche Olympiamannschaft bereitet sich auf die Feier vor. (Foto DOSB)