Spitzensportler verkaufen sich polyglott und souverän

 

Er pries die Jogging-Welle – noch bevor sie so hieß - mit dem Spruch: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“

Emil Zatopek aus Prag sagte das auf seine unnachahmliche Art nicht nur auf Deutsch, sondern so, als sei er gerade einem deutschen Schwejk-Film entsprungen. Der dreimalige Langstrecken-Olympiasieger von Helsinki 1952 steht nicht allein mit seinen Sprachkenntnissen. Sportler, auch und gerade die in der Profibranche, kennen sich oft in mehreren Sprachen aus. Sie müssen mit Kollegen aus vielen anderen Ländern zurechtkommen. Ob sie in der Fußball-Bundesliga spielen, ob sie im Tennis-Zirkus tätig sind oder auch im Radsport.

Die Tour de France lieferte wieder einmal besondere Beweise dafür. Lance Armstrong gab jeden Abend Interviews auf Französisch. Englisch sprach er nur, wenn er auf Distanz gehen wollte. Alexander Winukurow aus Kasachstan fährt für einen deutschen Rennstall (Telekom), er wohnt aus steuerlichen Gründen in Monaco, und seine Interviews gibt er am liebsten auf Französisch. Rolf Aldag bekommt die Renntaktik im Peleton nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Französisch, Italienisch oder Englisch mit. Sportler, die international Erfolg haben wollen, pflegen die Mehrsprachigkeit. Sie pflegen sie schon deshalb, um sich in den Medien besser verkaufen zu können. Außerdem wollen sie auch bei Vertragsverhandlungen mitreden können. Offensichtlich ist der Umgang mit ausländischen Kollegen die beste Sprachschule.

Der ehemalige Tourfahrer und TV-Kommentator Marcel Wüst bewegt sich polyglott in fünf Sprachen durch die Welt. Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht er Englisch und Französisch, daneben auch Italienisch und Spanisch. Manchmal sagt er auch: „... und Kölsch.“ Rudi Altig spricht gut Französisch. Und Italienisch, weil er zeitweise bei einem Rennstall südlich der Alpen angestellt war. Von Boris Becker heißt es, er spreche besser Englisch als Deutsch. Giovane Elber ist schon so lange bei Bayern München, dass er nur noch beim Heimaturlaub in Brasilien von Deutsch auf Portugiesisch umschalten muss.

Jan Ullrich gehört nicht zu den Sprachartisten der internationalen Sportszene. Der Rostocker bewundert wahrscheinlich seinen Mecklenburger Landsmann Jens Voigt, der in Toulouse lebt und schon eher wie ein Franzose wirkt. Der wiederum bewundert Ullrich wegen seiner Talente im Rennsattel. Startrainer Giovanni Trappatoni bemühte sich während seiner Tätigkeit bei Bayern München nur um das nötigste Fußball-Deutsch. Als er einmal von seinen Profis maßlos enttäuscht war, bekam er einen Wutanfall. Es geschah am 10. März 1998.

Damals fuhr er aus der Haut. Er schimpfte: „Mehmet, Mario . . . die waren schwach wie eine Flasche leer.“ Und: „Ich habe immer die Schulde.“ Und: „Ich habe fertig, danke.“ Manchmal kommt es nicht darauf an, wie gut man eine Fremdsprache beherrscht, sondern ob sie mit Temperament eingesetzt wird. Auf jeden Fall wurden Begriffe wie „Ich habe fertig“ sprichwörtlich – nicht nur in der Fußballsprache.