Rudi Gutendorf, Burkhard Pape, Klaus Schlappner - Namen bekannter Fußball-Trainer, die früher sofort genannt wurden, wenn von deutscher Sportentwicklungshilfe die Rede war. Ob in Chile, Uganda oder in China – überall waren sie erfolgreich und trugen in ihren Gastländern viel zum guten Image Deutschlands bei.
Eine Woche lang hörten sich jetzt neun Damen und elf Herren, die diesen erfahrenen Experten nacheifern wollen, hochkarätige Fachvorträge an, wie etwa den von Poul Hansen, dem Büroleiter des UN-Büros „Sports for Development and Peace“. Katrin Merkel, Leiterin des Ressorts Internationales im DOSB, fasste die Workshop-Woche in Köln zusammen: „Neben den Kenntnissen vom Sport in seiner Gesamtheit und je nach Aufgabenstellung von einer Sportart im Speziellen muss ein Sport-Entwicklungsexperte inzwischen auch große interkulturelle Kompetenz vorweisen können“.
Der einwöchige Workshop, durchgeführt vom Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung an der Deutschen Sporthochschule in Köln, war die erste Stufe im Rahmen eines weiterbildenden Zertifikatsstudienganges, der erst nach einem folgenden Inlands- und dann auch einem Auslandspraktikum Mitte 2013 abgeschlossen wird. Die Planung für diese Expertenausbildung startete der DOSB in engster Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt bereits 2008/2009.
Voraussetzung für die Aufnahme in den Zertifikatsstudiengang waren ein abgeschlossenes Hochschulstudium, vorzugsweise im Bereich Sportwissenschaft, und/oder eine A/B-Trainerlizenz in Verbindung mit einer zweijährigen Berufstätigkeit in einem einschlägigen Berufsfeld. Vincent Lange, ehemaliger Volleyball-Nationalspieler und Lizenztrainer, erfüllte sie mit einem Diplom in Sachen Sportmanagement und einem Jura-Studium. „Sport ist ein Medium auf dem Weg zu entwicklungs-politischen Zielen“, hatte Katrin Merkel vom DOSB zuvor gesagt. Und Vincent Lange ergänzte: „Mich interessiert der Sport als Mediator“. Die Rolle des zukünftigen Sport-Auslandsexperten sieht Lange im Sinne des Ausgleichs der Kulturen und der gesellschaftspolitischen Gegensätze sowie der interkulturellen Friedensbildung. „Ich hoffe, nach Abschluss dieses Studienganges gemeinsam mit dem DOSB, nationalen und internationalen Volleyball-Verbänden und dem Auswärtigen Amt Projekte in Europa und im südlichen Amerika entwickeln zu können. Was bislang in Sachen Sport-Entwicklung geleistet wurde, war meiner Meinung nach zu Fußball- bzw. Leichtathletik-lastig“.
Als am Ende des Workshops Bilanz gezogen wurde, erhielt auch die Deutsche Sporthochschule Lob. Gut sei, meinte ein Teilnehmer, dass jetzt auch eine akademische Institution in die Ausbildung und Vorbereitung der Sport-Auslandsexperten mit einbezogen worden sei.
„Und was ist, wenn sich jemand, der ursprünglich nicht von der Sportseite her kommt, für diese Ausbildung interessiert“, fragte eine Teilnehmerin? DOSB-Referentin Katrin Merkel hatte die Frage erwartet: „Wir kennen das Problem. Es reicht nicht, wenn Entwicklungshelfern ein Ball in die Hand gedrückt wird, und dann sollen sie sich auch noch mit Sport beschäftigen. Die Wechselwirkungen und die Vielfalt der Herausforderungen müssen wir in dem Studiengang berücksichtigen.“
(Autor: Hanspeter Detmer)