Sport hat Einstieg in digitale Transformation geschafft

Die digitale Transformation in der Bildungsarbeit im Sport war das zentrale Thema des diesjährigen DOSB- Fachforums Bildung am 4. und 5. Mai in Leipzig.

Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers bei seinem Vortrag zu „Digitale Aus- und Weiterbildung der Zukunft: Qualitätsentwicklung durch digitale Transformation“. Foto: DOSB
Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers bei seinem Vortrag zu „Digitale Aus- und Weiterbildung der Zukunft: Qualitätsentwicklung durch digitale Transformation“. Foto: DOSB

DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper und der Generalsekretär des Landessportbundes (LSB) Sachsen, Christian Dahms, konnten über 100 Teilnehmer/innen begrüßen. Die Rekordbeteiligung macht wieder deutlich, dass Digitalisierung in Sportverbänden auf der Agenda steht.

Gudrun Doll-Tepper verwies auf die Anfänge der Digitalisierung in der Bildungsarbeit im DOSB, die mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten SALTO-Projekt 2012 ihren Ausgangspunkt hatten. Mittlerweile ist die Digitalisierung fast überall das beherrschende Thema, und es werden auch hin und wieder Ängste vor der scheinbar übergroßen Aufgabe spürbar. „Ich finde, wir können mit Recht behaupten, dass der Sport den Einstieg in die digitale Transformation der Bildungsarbeit ganz gut geschafft hat“, so Gudrun Doll-Tepper. „Allerdings müssen wir jetzt intensiv weiter am Thema dran bleiben.“

Als Digitalexperte und digitaler Enthusiast, wie er sich selbst bezeichnet, konnte Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers, Professor für Bildungsmanagement und lebenslanges Lernen von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe, für den Hauptvortrag gewonnen werden. Sein spannender Vortrag mit dem Titel: „Digitale Aus- und Weiterbildung der Zukunft: Qualitätsentwicklung durch digitale Transformation“, beleuchtete die Entwicklungen der letzten Jahre und reflektierte die Diskussionen, die insbesondere in der Hochschullandschaft geführt werden.

Vieles davon konnten die Zuhörer/innen auf die eigene Bildungsarbeit in den Sportverbänden übertragen. So stellte er dar, dass die „Content-Orientierung“, also Inhalte frei verfügbar ins Internet zu stellen, den Beginn der Digitalisierung in der Bildungsarbeit markierte. Diese Form der Digitalisierung hat sich allerdings überholt und trifft schon lange nicht mehr umfassend die Herausforderungen der Lernenden. Vielmehr rückte die Frage in den Mittelpunkt, wie die Digitalisierung zur Entwicklung individueller persönlicher Lernszenarien beitragen kann. Digitalisierung sei in diesem Sinne keine Technisierung, sondern eine didaktische, curriculare und organisatorische Innovation, so Ehlers.

Der Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung liegt nach Ulf-Daniel Ehlers in der „Kollaboration“. Der große Mehrwert liegt darin, Menschen in neuen Konstellationen („Learning Community“) zusammenzubringen, die ohne Digitalisierung nicht möglich wären. Diese Lerngemeinschaften helfen und unterstützen sich gegenseitig bei der Suche nach dem richtigen Wissen für die eigenen Kontexte. In diesem Zusammenhang rückt auch das „Learner generated content“- Modell in den Vordergrund. Dieses beschäftigt sich mit der Frage, wie Lernende mit Hilfe der digitalen Medien befähigt werden, produktiv zu arbeiten und selbst Lernmaterialien zu entwickeln, die dann weiter entwickelt werden können. Das Agieren in „Learning Communities“ wird somit zum strategischen Vorteil von Gemeinschaften.

Dr. Karin Fehres, Vorstand Sportentwicklung im DOSB, betonte dann auch in ihrem Zwischenfazit die Erkenntnis, dass zu einer gelingenden digitalen Transformation in der Bildungsarbeit ein Kulturwandel und ein völlig neues Verständnis von Bildungsprozessen und Organisationsentwicklung notwendig sein werden. „Es geht auch um eine neue Fehlerkultur in unserer Arbeit. Fehler sollten als willkommene Lerngelegenheiten wahrgenommen werden“, konkretisierte sie.

Ganz im diesem Sinne war auch das DOSB-Fachforum Bildung in diesem Jahr wieder als „Blended-Learning Konferenz“ angelegt. So hatten die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, in einer voran- und nachgeschalteten Online-Phase im DOSB-Wissensnetz sich über die Konferenzthemen auszutauschen, eigene Themen und Fragen anzumelden und sich aktiv in die inhaltliche Planung und Nachbereitung einzubringen. Vor Ort war die Tagung als „analoge Kollaborations-Plattform“ organisiert, in der sich die Bildungsverantwortlichen in Workshops, Arbeitskreisen und Thementischen mit den Kollegen/innen über die Maßnahmen und Projekte ihrer digitalen Bildungsarbeit verständigen konnten. Insgesamt konnte anhand vieler guter Ansätze gezeigt werden, wie der Schritt in die „digitale Transformation in der Bildungsarbeit“ geschafft werden kann. So hat das Beispiel „LSB Netzwerk Mitteldeutschland“ gezeigt, wie Verbände dabei gemeinsam vorgehen können.

Aber auch wichtige Fragestellungen, die außerhalb des Hauptthemas Digitalisierung lagen, fanden im Fachforum ihren Platz. Die Berufsausbildung zum Trainer hat der Deutsche Skiverband in die Diskussion gebracht. Wissenschaftliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten für Trainer/innen wurden von Studierenden der Universität Erlangen/Nürnberg vorgestellt. Fragen, welche Kompetenzen für die leistungssportliche Bildungsarbeit in den Verbänden notwendig sind, standen ebenso auf der Agenda wie Fragen rund um Präventions- und Inklusionsarbeit im Sport. Weiter-hin konnten sich die Teilnehmer/innen ein Bild von den PotAS- Bewertungskriterien für den Bereich „Traineraus- und -fortbildung“ machen, die von Dr. Mirjam Rebel von der PotAS-Kommission vorgestellt wurden.

Große Aufmerksamkeit konnte ein Thementisch auf sich ziehen, an dem Katharina Morlang von der Deutschen Sportjugend (dsj) sich der Frage nach den „pädagogischen Kompetenzen“ von Trainern/innen widmete. Sehr offen und kritisch reflektierten die Teilnehmer/innen die Tatsache, dass die sportfachlichen Themen in den Ausbildungen häufig im Vordergrund stehen.

Dabei hat sich längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass pädagogische Kompetenzen bei Trainern/innen dringend notwendig sind, um Athletinnen und Athleten mit Begeisterung in einer Sportart zu halten und sportliche Erfolge erringen zu können. Eine Erkenntnis, die sicher nicht neu ist. Allerdings bestand Einigkeit, dass die Verbände Unterstützung für diese anspruchsvolle Aufgabe benötigen.

Am Ende zweier intensiver Tage rund um die Digitalisierung und die Bildungsarbeit im Sport stand aber auch die Erkenntnis, dass reale Treffen und informeller Austausch unverzichtbarer Bestandteil unserer Arbeit bleiben werden. Daher ging der abschließende Dank von Gudrun Doll-Tepper an Hans-Joachim Gleß und Tom Seifert vom Landessportbund Sachsen, die den DOSB bei der Organisation und insbesondere dem gelungenen Rahmenprogramm intensiv unterstützt haben. „Wir kommen wieder nach Leipzig“, betonte Gudrun Doll-Tepper zum Abschluss der Veranstaltung.

(Quelle: DOSB)


  • Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers bei seinem Vortrag zu „Digitale Aus- und Weiterbildung der Zukunft: Qualitätsentwicklung durch digitale Transformation“. Foto: DOSB
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