Sport ist populär – Sportwissenschaft auch?

Sportwissenschaft ohne den „populären“ Sport geht gar nicht, sagt Prof. Detlef Kuhlmann, Professor für Sportwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover.

Studenten der Deutschen Sporthochschule in Köln, die größte sportwissenschaftliche Einrichtung in Deutschland. Foto: picture-alliance
Studenten der Deutschen Sporthochschule in Köln, die größte sportwissenschaftliche Einrichtung in Deutschland. Foto: picture-alliance

Sport kann man treiben … und studieren. Das Studium des Faches wird inzwischen an über 60 sportwissenschaftlichen Hochschulinstituten in Deutschland angeboten. Rund 27.000 hauptsächlich junge Menschen sind in den verschiedenen Studiengängen an den Universitäten von Kiel bis Konstanz und von Wuppertal bis Würzburg immatrikuliert. Mit rund 5.000 Studierenden ist die Deutsche Sporthochschule Köln seit eh und je als „Marktführer“ die mit Abstand größte sportwissenschaftliche Einrichtung in Deutschland. 

Die akademische Karriere der Fachdisziplin Sportwissenschaft lässt sich zeithistorisch mit der zunehmenden Versportlichung der Gesellschaft in der Bundesrepublik seit den frühen 1970er Jahren in Verbindung bringen. Die Olympischen Spiele 1972 in München und die Geburt der Trimm-Dich-Aktionen des damaligen Deutschen Sportbundes (DSB) mit der Formel „Sport für alle“ haben so gesehen mit dazu beigetragen, dass seitdem im Sport verstärkt gelehrt und geforscht wird. Die 1976 gegründete Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) als Verband mit besonderen Aufgaben ist heute Mitgliedsorganisation im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Von einem früheren Präsidenten der dvs stammt das geflügelte Wort: „Der Sport ist populär, die Sportwissenschaft ist es nicht!“ Manche mögen dem zustimmen, andere den Wahrheitsgehalt in Frage stellen. Wie dem auch sei – eins kann man jedenfalls der dvs mit ihrem neu gewählten Präsidium aktuell nicht abstreiten: Sie widmet sich neuerdings „populären“ Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz.

Jüngstes Beispiel dafür ist der kürzlich in Zusammenarbeit mit dem DOSB in Wiesbaden abgehaltene undefined„1. Interdisziplinäre dvs-Expertenworkshop“ zu der Frage: „Droht den öffentlichen Bädern das Aus?“, wo dezidiert aus der Sicht der Wissenschaft, der Praxis und der Kommunen Positionen bezogen und Lösungsbeiträge zur Rettung der Bäderlandschaft auch mit medialer Resonanz präsentiert wurden.

Insofern ist zu wünschen, dass dem ersten Workshop bald ein nächster folgt – möglicherweise mit einem ganz anderen „populären“ Thema aus dem Sport. Mehr noch und ganz allgemein: Solange der Sport „populär“ bleibt, kann sich die Sportwissenschaft mit ihren Kompetenzen hier durchaus „populär“ einbringen. Beide können sich so gesehen sogar permanent befruchten – denn: Sportwissenschaft ohne den „populären“ Sport geht gar nicht!

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Studenten der Deutschen Sporthochschule in Köln, die größte sportwissenschaftliche Einrichtung in Deutschland. Foto: picture-alliance
    Studenten der Deutschen Sporthochschule in Köln, die größte sportwissenschaftliche Einrichtung in Deutschland. Foto: picture-alliance