Sport, Migration und Gender: Schnittstellenkonferenz Sport(Pädgagogik)-Jugendhilfe

Jede zweite Migrantin wünscht sich die Gelegenheit, mehr Sport zu treiben, wie eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) belegt. Junge Mädchen mit muslimischem Hintergrund betreiben gerne Kampfsportarten wie Taekwondo oder Karate, weil sie auch im Wettkampf in „züchtiger“ Kleidung antreten können.

Turnschuhe und Kopftuch? - Diskussion über genderspezifische Aspekte von Sport und Migration

 

Nicht nur Sportarten wie Schwimmen scheiden für sie nach dem Einsetzen der Pubertät aus, auch Judo ist wegen des direkten Körperkontaktes nicht denkbar. Fußball oder Boxen sind dagegen beliebt – weil die Brüder hier den notwendigen Begleitschutz übernehmen können. Dies erfuhren mehr als siebzig TeilnehmerInnen in Frankfurt am Main, die zur Vierten Schnittstellen-Konferenz Sport(pädagogik)-Jugendhilfe zusammengekommen waren.

 

Die Konferenz, die unter dem Titel "Turnschuhe und Kopftuch?! Sport, Migration und Gender" stand, wurde veranstaltet von der Deutschen Sportjugend (dsj), der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS) und Camino gGmbH. Ziel war festzustellen, welche Anforderungen sich an die Umsetzung geschlechtsspezifischer Ansätze bei der Durchführung von Sportangeboten ergeben, wenn sie die selbst gestellten Erwartungen bezüglich der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund erfüllen wollen. Zu den TeilnehmerInnen gehörten PraktikerInnen und MultiplikatorInnen aus Sport und Jugendhilfe, die aus dem ganzen Bundesgebiet sowie einigen Nachbarstaaten zusammengekommen waren.

 

In seinem Grußwort betonte Ingo Weiss, der Vorsitzende der Deutschen Sportjugend, die langjährige Bedeutung der Themenkomplexe Migration und Gender Mainstreaming für die Arbeit der dsj und ihrer Mitgliedsorganisationen. Margit Gottstein, Referatsleiterin im Arbeitsstab der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration, leitete aus Sicht der Politik in die Thematik ein und betonte den Stellenwert des Sports für Mädchen und Jungen verschiedener Herkunftsländer. Prof. Christa Kleindienst-Cachay von der Universität Bielefeld thematisierte darauf aufbauend die Bedeutung des Sports für die Sozialisation und Integration junger Migrantinnen. Anhand einer Studie, die erfolgreiche Leistungssportlerinnen mit muslimischen Hintergrund untersucht, wies sie auf die starke Korrelation von sportlichem Erfolg und erfolgreichen Bildungskarrieren hin.

 

Der Nachmittag bot die Möglichkeit zur intensiven Diskussion in verschiedenen Workshops. Der Schwerpunkt galt der Vorstellung sehr unterschiedlicher Praxisprojekte, die jugendliche MigrantInnen ansprechen und geschlechtsspezifische Aspekte aufgreifen. Die Stellung eigenethnischer Vereine kam in einer weiteren Runde zur Sprache. Abschließend stellten die TeilnehmerInnen fest, wie wichtig es auch in der täglichen Arbeit mit verschiedenen sozialen Gruppen ist, Vielfalt zu berücksichtigen und in die Planungen der konkreten Angebote einzubeziehen.

 

Weitere Infos hierzu finden Sie auch auf der dsj-Homepage hier...