„Sport tut Deutschland gut“ – auch bei der Arbeitsbeschaffung

 

Die gelernte Industriekauffrau und zweifache Mutter hat nie ganz aufgehört zu arbeiten: mal bei einer Exportfirma, dann bei einem Immobilienmakler

und schließlich bei einem Optiker. Doch als die Kinder groß waren, konnte ihr Arbeitgeber Ulla Rohm nicht mehr als eine Teilzeitanstellung bieten. „Ich habe viele Bewerbungen abgeschickt und noch mehr Stellenanzeigen gelesen“, erzählt sie, „aber mit über 40 Jahren ist es schwer.“

Die Wende kam, als im Jahr 2000 die Albstädter Dienstleistungsagentur Dilari den Vertrag mit dem TSV Ebingen kündigte. Bereits zuvor arbeitete Ulla Rohm nebenberuflich für den Turngau Zollern-Schalksburg. Vor allem die Lehrgangsverwaltung für die 75 Turnvereine mit rund 30 Lehrgängen und 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kostet viel Zeit. „Bestätigungen, telefonische Informationen und letzte Details, was zur Aus- und Fortbildung mitgebracht werden soll“, berichtet Ulla Rohm. Zur regelmäßigen Arbeit gehört der gesamte Schriftverkehr und die Turngau-Information mit einer Auflage von 450 Exemplaren. Arbeitshöhepunkte sind die Vorbereitung der Turngau-Gala, und immer öfter findet der Turngau keinen Verein, der das Gau- oder Kinderturnfest ausrichtet. In dieser Zeit reichen die vereinbarten drei Arbeitsstunden pro Woche nicht aus.

Als dann der TSV Ebingen für seine zehn Abteilungen und über 1500 Mitglieder eine Verwaltungsunterstützung suchte, sattelte Ulla Rohm um: „Ich habe mich selbstständig gemacht.“ Noch versteht sie sich nicht als Dienstleistungsagentur, aber nachdem auch der Sportkreis ihre Dienste in Anspruch nimmt und sie für den TSV Meßstetten (1200 Mitglieder) und den TSV Bisingen (800 Mitglieder) die Mitgliederverwaltung erledigt, hat sie eine Dreiviertel-Stelle. Von einem weiteren Verein läuft momentan eine Anfrage. „Natürlich möchte ich mein Büro ausbauen“, sagt Ulla Rohm, „langfristig kann ich mir vorstellen, andere Personen anzustellen oder eine Ausbildungsmöglichkeit als Sport- und Fitnesskaufmann anzubieten.“

Für den TSV Ebingen ist sie zwölf Stunden in der Woche Ansprechpartnerin. „Ich bin Mittlerin zwischen Mitgliedern, Abteilungen und Vorstand“, schätzt Ulla Rohm ihre Tätigkeit ein. Um allen Bürgern allgemeine Informationen über den TSV, seine Angebote und Kurse anzubieten, hat sie an sechs Tagen insgesamt 18 Stunden pro Woche Öffnungszeiten. Von montags bis donnerstags sogar von 17.00 bis 19.30 Uhr. „Ich arbeite für ehrenamtlich geführte Organisationen“, erklärt Ulla Rohm, „da muss ich abends und am Samstag ansprechbar sein.“ Ihr Büro bietet sie auch für Sitzungen an. In dem kleinen Raum können sechs bis acht Personen tagen, im großen sogar bis zu 16.

Für den Verein übernimmt sie alle Schreibarbeiten, sie organisiert die Hallenzeiten und vermietet die Kegelbahn. Bei der Neuverpachtung des Turnerheims haben ihr die Erfahrungen in der Immobilienbranche geholfen. „Selbst meine Erfahrungen beim Optiker sind die für die Vereine wertvoll“, meint Ulla Rohm, „wann hat man schon so viel mit den Krankenkassen zu tun.“

Für den Sportkreis Zollern-Alb organisiert sie die Seminare, bearbeitet die Ehrungen, erstellt den SK-Infodienst und berät telefonisch die Vereine. Bei 295 Vereinen im Sportkreis fällt genügend und meist mehr Arbeit als für die vereinbarten drei Stunden an.

Ulla Rohm sieht die Vorteile der Selbstständigkeit: Sie vertritt nicht einen bestimmten Verein, sie ist für alle Clubs gleichermaßen da. Sie ist unparteiisch, im Gegensatz zu Geschäftsführern von Vereinen, die ihre Geschäftsstelle durch Verwaltungsarbeit für andere Vereine ausbauen wollen. www.sportkreis-zollernalb.de, www.tg-zollern-schalksburg.de, www.tsvebingen.de.