„Sport tut Deutschland gut“ – In vielen Problembereichen

 

„Am Anfang haben sich die Kinder derart verschlagen, dass wir nur schlichten mussten“, berichtet Gitte Banas aus der Pionierzeit des

Projektes „Kinder in Bewegung“ in Hildesheim. Die Projektleiterin musste erst lernen, wie man mit den unterschiedlichsten Typen von Kindern aus Kindergärten und Grundschule umgeht - das Projekt will alle Kinder im entsprechenden Alter erreichen. „Ich kannte ja nur Vereinskinder“, gesteht sie.

Übereinstimmend berichteten alle Fachleute landauf und landab, dass die Zahl der Kinder mit Bewegungsdefiziten, Koordinations-, Wahrnehmungs- oder Lern- und Verhaltensstörungen stark zunimmt. Ziel von „Kinder in Bewegung“ ist es, durch spezielle Angebote die körperlich-motorische Bewegung der Kinder zu fördern und Schwächen auszugleichen. Darüber hinaus sollen die Kinder aber auch lernen, besser miteinander auszukommen – Förderung der sozialen Kompetenz, wie es neudeutsch heißt.

Seit eineinhalb Jahren ist Gitte Banas Projektleiterin und sie sieht deutliche Fortschritte: „Anfangs hätten die mir den Fallschirm zerrissen, jetzt können sie mit ihren Konflikten besser umgehen.“ Auch körperlich verbucht sie Erfolge: „Bei Koordinationstests schneiden unsere Kinder besser ab“, sagt Gitte Banas. Zur Zeit versucht sie die Berufsakademie für eine Studie zu gewinnen, damit dieser Erfolg auch wissenschaftlich nachweisbar ist.

Sieben Kindergärten und zwei Schulen - im Rahmen der verlässlichen Grundschule – sind an dem Projekt beteiligt. So leisten die zehn
Übungsleiterinnen und Übungsleiter zusammen rund 50 Stunden wöchentlich und bewegen dabei 365 Kinder. Ein Grundprinzip ist, dass die Kinder nicht zum Heidenheimer Sportbund (HSB) gehen müssen, sondern die Übungsleiter zu den Kindern in die Kindergärten und die verlässliche Grundschule kommen. Nur so erreicht das Projekt die Kinder, die diese Förderung wirklich benötigen. „Eltern, die für das Thema sensibel sind, fördern ihre Kinder oft“, berichtet Diplom-Sportpädagogin Gitte Banas, „aber etliche haben das Problem erst durch unsere Arbeit erkannt.“ Die Rückmeldungen der Eltern sind durchweg positiv.

Viele Eltern können sich die Förderung ihrer Kinder auch finanziell nicht leisten, deshalb ist es wichtig, dass das Projekt kostendeckend arbeitet und die Eltern keinen finanziellen Beitrag leisten müssen. Durch Zuschüsse, einen Stiftungsfond und die bezahlten Stunden in der verlässlichen Grundschule können alle Ausgaben ausgeglichen werden. Auch der HSB ist finanziell nicht beteiligt, aber aus versicherungsrechtlichen Gründen ein wichtiger Baustein des Projektes.

Seinen Ursprung hat das Projekt schon Ende der 90er Jahre gehabt. Geli und Klaus Hensolt, beide Lehrer, hatten versucht, mit speziellen Kursen den Kindern wieder Zugang zu ihrer ureigenen Kreativität zu geben und die verlorengegangenen Spielräume zu ersetzen. Doch erst durch eine hauptberufliche Projektleiterin und ein Netzwerk von Partnern (siehe Kasten) gelang es, das Projekt auf solide Füße zu stellen. Inzwischen denkt Gitte Banas über eine Erweiterung und die Beteiligung von Unternehmern nach. Auch die Fortbildung der Erzieher selbst soll gestärkt werden, damit die tägliche Bewegungsstunde möglich wird.

Gegenüber der Schule hat das Projekt den Vorteil, dass höchstens zehn Kinder pro Gruppe teilnehmen. Motorik und Wahrnehmung der Kinder sollen gefördert werden. Deshalb stehen neben Grobmotorik, konditionellen Fähigkeiten und Gleichgewicht auch Entspannungsübungen im Stoffplan. Gitte Banas: „Die Kinder sind mit so vielen Informationen konfrontiert, die sie oft nur passiv verarbeiten – wie vor dem Fernseher oder Computer, dass sie auch lernen sollten, sich körperlich und geistig zu entspannen.“


Partner des Projektes

Projektteam „Kinder in Bewegung“ – Es gilt, körperlich-motorische Schwächen der Kinder auszugleichen und Störungen zu beheben.

Jugendmusikschule – Bewegung mit und nach Musik ist ein zentrales Element der vielseitigen Förderung. Die Kinder können Instrumente kennen lernen, ausprobieren und selbst bauen.

Berufsakademie Heidenheim – Sozialpädagogen befassen sich mit der Förderung der sozialen Kompetenz der Kinder.

Haus der Familie – Der Träger öffentlicher Weiterbildung genießt hohe Akzeptanz in Heidenheim und bietet Familien, Frauen, Männern und Kindern einen Ort der Begegnung und Kommunikation.

Kirchliche Organisationen – Evangelische und katholische Kindergärten nutzen das Bewegungsangebot von „Kindern in Bewegung“.

Polizei – Die Polizei übernimmt die Verkehrsschulung der Kinder und versucht, Kriminalität präventiv zu bekämpfen, beispielsweise durch die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Sportvereine „Kinder stark machen“.

Krankenkassen – Kindern soll ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis vermittelt werden durch gesundheitsbewusste Aufklärung, Beratung und Verhaltenstraining.