"Sport um Mitternacht" findet immer mehr Verbreitung

Basketball statt Disko, Klettern und Jonglieren statt Fernsehen - in immer mehr Städten und Gemeinden gibt es öffentliche Abendveranstaltungen, bei denen die Teilnehmer sportlich aktiv werden. Die Angebote sind offen für alle und werden in der Regel von den Vereinen, Kreis- und Stadtsportbünden oder beispielsweise vom Jugendamt veranstaltet.

 

Ein Beispiel: Basketball um Mitternacht (Foto: BUM München)
Ein Beispiel: Basketball um Mitternacht (Foto: BUM München)

Bereits seit mehr als 5 Jahren treffen sich Jugendliche in München zum "Basketball um Mitternacht", einem Projekt der Münchner Jugendarbeit und wird vom Sozialreferat der Landeshauptstadt / Stadtjugendamt finanziell getragen. Ziel ist es vor allem, Jugendliche von der Straße zu holen. In den 11 Treffs im gesamten Stadtgebiet können die Jugendlichen und jungen Erwachsenen jeden Freitag an einem vielseitigen Sportangebot teilnehmen, kostenlos und ohne Vereinszugehörigkeit. Bei den Treffs wird nicht nur Basketball gespielt, sondern auch Volleyball und Fußball. Speziell Mädchen werden mit Hip-Hop-Tanztraining in die Hallen gelockt.

 

Mädchensportnächte sollen die Integration fördern

 

Die 2. integrative Mädchensportnacht in Regensburg am 13.11.2004 bedeutet für Mädchen ab 13 Jahre wieder ausprobieren, was gefällt: klettern, tanzen, boxen, jonglieren, um nur einige Beispiele zu nennen. Sie wird unter Federführung des Bayerischen Landes-Sportverbandes in Zusammenarbeit mit der städtischen Gleichstellungsstelle und dem Streetworkprojekt durchgeführt.

 

Aussiedlerinnen und Zuwanderinnen sollten zum Sporttreiben animiert und Sportvereine in die Pflicht genommen werden, sich noch stärker für diese Zielgruppen zu engagieren.

 

Drei schleswig-holsteinische Sportvereine, ein Jugendclub und zwei Jugendfeuerwehren organisierten mit kräftiger Unterstützung der Jugendpflegerin im Schulverband Bungsberg eine "Nacht des Sports" für neun Basketballteams mit Spielern zwischen 15 und 50 Jahren und weitere 130 Sportinteressierte. Besondere Attraktion: ein Großtrampolin, dazu Tischtennis- und Badmintonturniere mit kurz entschlossener, meist dem Zufall überlassener Spielerpaarung. 16 Mannschaften bestritten das 2. Mitternachts-Fußballturnier, ausgerichtet von den beiden brandenburgischen Vereinen "Kick" Rathenow und Jugendclub Premitz. Ravermusik hielt alle bei bester Laune, das fairste Team wurde gewählt.

 

Basketball statt Rumhängen! (Foto: BUM München)

 

In Sachsen-Anhalt und Thüringen trifft man sich zu Streetballnächten und anderen "Midnight-Events", Jahr für Jahr, an immer mehr Orten und mit schnell wachsenden Teilnehmerzahlen. Stadt- und Kreissportbünde koordinieren vor Ort, die Kommunalverwaltungen sind mit von der Partie, die Angebote offen für alle und sehr gefragt.

 

Ein erfolgreiches Prinzip

 

"Sport um Mitternacht" entwickelt sich kräftig mit traditionellen und trendigen Inhalten, zugleich gesellig, kulturell orientiert und einfallsreich. So hat der Turnverein Windecken großen Zulauf bei seinen "Nidderauer Sommernachtsspielen", sehr beliebt auch bei Skatrunden, Firmenangehörigen, Stammtischen und den Pfadfindern vom Stamm Wartburg. Mit "Talk und Tanzen" und alkoholfreien Cocktails wird beim Verein für Rasenspiele Wilflingen durchgefeiert. 18 Vereins- und Showgruppen gestalteten Non-Stop die 1. Aerobic-Nacht in Idar-Oberstein. 800 Aktive zwischen vier und 81 Jahren wies die Meldeliste für das zum sechsten Mal ausgetragene 24-Stunden-Schwimmen des Turn- und Sportvereins Bayer Dormagen aus. 1.000 Euro erhielt die Kinderkrebsklinik Düsseldorf als Spende nach Abzug der Ausgaben.

 

Was Jung und Alt anspricht und den einzelnen Mitmenschen für Sport und Spiel einnimmt, füttert zugleich die Kampagne "Sport tut Deutschland gut" mit nachahmenswerten Beispielen und unterstreicht das gesamtgesellschaftlich motivierte Anliegen.

 

"Sport um Mitternacht" ist auch deshalb sehr erfolgreich, weil die Vereine bisher nicht beanspruchte Zeiten und Sportgelegenheiten nutzen. Hilfreich sind Partnerschaften vor Ort als gesellschaftliche Netzwerke mit Praxisbezug, die als besondere Stärken kompetent koordinieren, Zuständigkeiten schnell regeln und Reibungsverluste vermeiden. Mit einfachen Veranstaltungsformen und wenig Aufwand für die Teilnehmer werden auch immer mehr nicht Organisierte angesprochen. So fördert Sport als Zugpferd in Verbindung mit geselligen und kulturellen Aktivitäten ein neues Lebensgefühl.

 

Deshalb rechnet Manfred von Richthofen, der Präsident des Deutschen Sportbundes, den Sport den Kulturgütern zu, "die die Nachhaltigkeit des Daseins wesentlich beeinflussen können, zum Beispiel auf den Gebieten der Gesundheit, des Zusammenlebens und der Sinnerfüllung".


  • Ein Beispiel: Basketball um Mitternacht (Foto: BUM München)
    Ein Beispiel: Basketball um Mitternacht (Foto: BUM München)