So mancher Olympia-Teilnehmer steckt kurz vor dem Einsatz in Athen noch in wichtigen Prüfungen im Abitur oder im Studium. Etwa fünf Prozent der deutschen Olympiamannschaft für Athen sind Schüler, rund 30 Prozent Studierende, weitere ca. zehn Prozent haben ein Hochschulstudium abgeschlossen.
In der Kooperation des deutschen Spitzensports mit dem Bildungssystem werden geeignete Rahmenbedingungen aufgebaut für die "Duale Karriere" ohne Abstriche in der Sport- oder der Bildungslaufbahn. Ein Vergleich der nationalen Systeme
Mit dem sportlichen Wettbewerb bei den Olympischen Spielen richtet sich der Blick auch auf den Vergleich der nationalen Systeme. Viele europäische Länder haben in den letzten Jahrzehnten Bedingungen geschaffen, die die Möglichkeiten für Erfolge im Sport und in der Bildung verbessern. Angesichts der vielfältigen Veränderungen in Europa hat der Deutsche Sportbund gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz der Länder im Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport 2004 das Projekt "Education in Elite Sport in Europe" initiiert. Darin werden die Kooperationsmodelle des Leistungssports mit Schulen und Hochschulen in allen 25 EU-Staaten analysiert. Welche aktuellen Entwicklungen und Erfahrungen gibt es in den verschiedenen Ländern? Welche Qualitätskriterien werden realisiert? Die Ergebnisse des internationalen Vergleichs sollen dazu beitragen, die Chancen für junge Leistungssportler in allen EU-Staaten zu verbessern. Für die weitere Qualitätsentwicklung nach Athen 2004 werden wertvolle Informationen auch in der deutschen Nachwuchsförderung verwertbar sein.
In der Bundesrepublik werden an 38 "Eliteschulen des Sports" für 11.000 Sporttalente - davon über 5.000 ausgewählte Nachwuchs-Kader der Verbände - Rahmenbedingungen geboten, um die zeitlichen Anforderungen von Schule und Training auf dem Weg zum Spitzenathleten kompatibel zu gestalten. Die Schüler erhalten hier die Chance, sich sowohl auf sportliche Spitzenleistungen als auch auf einen qualifizierten Bildungsabschluss vorzubereiten. Eine Besonderheit im internationalen Vergleich ist die Unterstützung durch einen Sponsor. Als einziger Förderer aus der Wirtschaft hat die Sparkassen-Finanzgruppe die Eliteschulen des Sports seit ihrer Gründung 1997 mit mehr als 2 Millionen Euro unterstützt. Die Förderbeträge sind zweckgebunden und werden für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der schulischen und sportlichen Bedingungen an den Schulen eingesetzt.
Über 50 deutsche Hochschulen haben sich in Kooperationsvereinbarungen mit dem Allgemeinen Hochschul-Sportverband (adh), Olympiastützpunkten und Spitzenfachverbänden zur Förderung von etwa 750 studierenden Bundeskadern bekannt. Dennoch entstehen auf Grund der Autonomie der Hochschulen und der Fakultäten immer wieder Härten für einzelne studierende Spitzenathleten. Auch in diesem Bereich scheint ein Blick über die Grenzen lohnenswert.
Ein "Schule-Leistungssport-Verbundsystem"
Eine beispielhafte regionale Offensive stellt das Projekt "Einrichtung eines Schule-Leistungssport-Verbundsystems" in der Großregion Saarland - Rheinland-Pfalz - Belgien - Luxemburg - Lothringen" unter Leitung des saarländischen Innenministeriums dar. Der internationale Austausch der Erfahrungswerte wird gezielt für das Qualitätsmanagement genutzt. Die beiden europäischen Projekte des DSB und des Innenministeriums des Saarlandes werden inhaltlich im Sinne des Austausches miteinander gekoppelt, um gegenseitig von den Ergebnissen zu profitieren.
Europa-Workshop in Saarbrücken Vom 5. bis 7. Juli treffen sich Experten aus 20 europäischen Ländern zum Workshop "Education in Elite Sport in Europe" in Saarbrücken. Nationale Systeme präsentieren sich dabei, die seit 1996 insgesamt 2.386 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auf sich vereinen. In Kooperationsmodellen an über 500 Standorten in Europa werden etwa 40.000 junge Leistungssportler gefördert.