Sport und die europäische grüne Evolution

Während das Thema "grüner Sport" nur langsam auf die Agenda der internationalen Sportorganisationen vordringt, ist in der EU in den letzten Monaten ein wahrhaft exponentielles Wachstum des Interesses zu beobachten.

Foto: privat
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Ein Beispiel für dieses wachsende Momentum war die Online-Konferenz „Calling the shots: Sports and the European Green Evolution", die am 25. und 26. Mai von der Surfrider Foundation Europe organisiert und vom französischen Sportministerium unterstützt wurde. 

Die Konferenz brachte die europäische Sportbewegung - von politischen Entscheidungsträger*innen und Funktionär*innen bis hin zu Athlet*innen – zusammen, um den aktuellen Stand der Nachhaltigkeit im Sport zu verstehen und einen Dialog darüber zu führen, wie es weitergehen kann. Die Konferenz brachte fast 200 Teilnehmer*innen zuammen. 

Die französische Sportministerin Roxana Maracineanu, führte in die Konferenz ein und erläuterte, wie Frankreich den Übergang zu einem grüneren Sport unterstützt. Als Teil der vom französischen Ministerium ergriffenen Maßnahmen erwähnte sie die Charta der „umweltverantwortungsvollen“ Verpflichtungen für sportliche Großveranstaltungen in Frankreich, an die sich alle  Veranstalter*innen halten müssten. Sie betonte, wie wichtig die interministerielle Koordination sei, um eine nachhaltige Sportpraxis zu fördern und nannte das Beispiel des Sportunterrichts an Schulen – insbesondere den obligatorischen
Schwimmunterrichts und das Radfahren -, um das Verständnis der Kinder für die Beziehung zwischen Natur und Sport zu  fördern. 

Die zwei jeweils halbtägigen Diskussionen dienten als Plattform, um drei wichtige "grüne Sport"-Themen anzusprechen: Notwendigkeit der Zusammenarbeit, Abfall und Klimawandel. Giulia Carbone Khodabakhsh von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) hob in ihrer Einführung die Abhängigkeit des Sports von der Natur hervor und brachte einen wichtigen Aspekt der Sportausübung in der Natur zur Sprache: die positiven Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Die bekannte Surferin und Forscherin Easkey Britton stimmte dieser Prämisse zu und fügte hinzu: „Gesündere Ökosysteme führen zu gesünderen Sportlern, sowohl physisch als auch psychisch." 

Die Redner*inen waren sich einig, dass der Sport eine große Kraft hat, Menschen zu einer Verhaltensänderung zu motivieren. Théo Curin, ehemaliger paralympischer Athlet, warb für den Sport als eine Möglichkeit, „die Mentalität der Menschen in Bezug auf Behinderungen zu verändern", was ihn zu der Ansicht führt, dass „es auch möglich ist, durch den Sport eine Umweltbotschaft zu senden (...) er ist der richtige Ort, um diese Art von Botschaft zu vermitteln". Allerdings, so Dan Reading, Head of Sustainability bei World Sailing, „kommt mit der großen Reichweite des Sports auch die Verantwortung." Mit anderen Worten: Um die Menschen wirklich zu inspirieren, müssen sowohl Sportorganisationen als auch andere Akteure des Sports, wie z.B. Sportgerätehersteller, Sponsoren, Eigentümer von  Sportinfrastruktur oder Behörden, Verantwortung für die Auswirkungen ihrer Aktivitäten und Tätigkeiten auf Natur und Gesellschaft übernehmen. 

Um Anregungen zu geben, genau das zu tun – Verantwortung zu übernehmen und sich an der Transformation hin zu einem grüneren Sport zu beteiligen - luden die Organisator*innen eine Reihe von Sportorganisationen und Projektvertreter*innen ein, ihre Aktivitäten vorzustellen.

  • Das Organisationskomitee der Olympischen Spiele Paris 2024 gab Beispiele dafür, wie es sein Ziel erreichen will, die ersten klimafreundlichen Olympischen Spiele der Geschichte zu sein;
  • Das Tschechische Olympische Komitee sprach über das Projekt As Sustainable As Possible (ASAP), das darauf abzielt, Partnerorganisationen bei der Erstellung, Annahme und Umsetzung umfassender Nachhaltigkeitsstrategien zu unterstützen.
  • ENGSO und UEFA präsentierten Projekte, die zum Engagement von Freiwilligen bei der grünen Transformation (PlayGreen), bzw. zur Verbesserung des Umweltmanagements von Fußballstadien und -veranstaltungen (LIFE Tackle) führen;
  • Und die Internationale Biathlon Union, jüngster Partner des EOC EU-Büros, sprach über ihre kürzlich  verabschiedete Nachhaltigkeitsstrategie und über den partizipativen und engagierten Prozess, der zu ihrer Erstellung führte.

Da Frankreich und die Tschechische Republik das Thema "grüner Sport" zu den Prioritäten ihrer bevorstehenden Ratspräsidentschaften im Bereich Sport erklärt haben und die neu eingerichtete Expertengruppe der Kommission
für grünen Sport aktiv ist (siehe separaten Artikel S. 19 im Monatsbericht Mai des EOC EU-Büro), werden sich die Diskussionen um Nachhaltigkeit im Sport sicherlich intensivieren.

Weitere Informationen:
Konferenz Programm

Quelle: EOC EU-Büro


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