Sport und Kirche als gesellschaftliche Player

Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag präsentierte sich auch der Sport in Dortmund. Eine Verbindung, die Sinn macht, findet Autor Detlef Kuhlmann.

Der Schlussgottesdienst fand in der Spielstätte von Borussia Dortmund statt. Foto: picture-alliance
Der Schlussgottesdienst fand in der Spielstätte von Borussia Dortmund statt. Foto: picture-alliance

Mit dem Schlussgottesdienst im Signal Iduna Park in Dortmund, der Heimspielstätte des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, ist am Sonntag der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) zu Ende gegangen. Die biblische Losung des DEKT lautete: „Was für ein Vertrauen“ (2. Könige, 18,19). Diese Worte lassen sich leicht mit Bezügen zum Sport auslegen – nicht nur deswegen, weil der DEKT erstmals (fast nur) auf sportlichem Terrain stattfand in Sportstätten und Hallen rund um das altehrwürdige Stadion Rote Erde in Dortmund, wo zudem das Deutsche Fußballmuseum beheimatet ist, wo der Deutsche Handballbund seinen Sitz hat und wo schließlich das größte Fußballstadion Deutschlands steht.

Insofern mag es geradezu geografisch naheliegend und sachlogisch schlüssig gewesen sein, dass die Programmgestalter erstmals in der Geschichte der DEKT jetzt in Dortmund ein so genanntes „Zentrum Sport“ als eine durchgängige Programmsäule eingerichtet hatten. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass das Thema Sport auch schon auf früheren DEKT und selbst bei den beiden zurückliegenden Ökumenischen Kirchentagen 2003 in Berlin und 2010 München „bespielt“ wurde. Sport und Kirche verfügen ohnehin über einige weitere institutionelle Verbindungen, die traditionell fundiert sind – egal, ob man dabei z.B. an die Reihe der Spitzengespräche des DOSB bzw. seiner Vorgängerorganisation mit den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland denkt oder sich auf ganz andere Formate wie die Studienkurse in Sils/Maria (Schweiz) bezieht, die es seit dem Jahr 1970 gibt, und wo Vertreterinnen und Vertreter sowie Expertinnen und Experten von Kirche und Sport einschließlich der Sportwissenschaft zusammenkommen.

Sport und Kirche als gesellschaftliche Player – diese binominale Verbindung mag vielen auf Anhieb einleuchten. Andere mögen kritisch anmerken, ob diese beiden Player tatsächlich auf einem gemeinsamen Spielfeld unterwegs sind und demzufolge das gleiche Spiel mit denselben Regeln spielen – anders gefragt: Haben Sport und Kirche die gleichen Nöte und Sorgen? Was kann möglicherweise die Kirche vom Sport und was kann der Sport von der Kirche lernen? Wie können beide (noch besser) ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden? Wie können beide (noch besser) die Menschen erreichen und mit ihren spezifischen Angeboten möglichst längerfristig an sich binden? Warum lohnt es sich überhaupt, sich im Sport und/oder in der Kirche zu engagieren? Und: Welche Zukunft haben sportliche bzw. kirchliche Großveranstaltungen bei uns?

Diese und noch ganz andere Fragen sind in Dortmund zur Sprache gekommen und sollten einer Antwort nähergebracht werden. Hierzu standen (auch aktive) Sportlerinnen und Sportler sowie Repräsentantinnen und Repräsentanten von Kirche und Sport auf dem Podium im Eissportzentrum Westfalen auf „Bahn 2“, haben sich über die Rollenverteilung als gesellschaftliche Player positioniert, ihre Wertvorstellungen ins Spiel gebracht und mit Anspruch und Wirklichkeit verglichen: „Kreisklasse oder Champions League?“ war dazu z.B. eine 150-minütige Veranstaltung plakativ überschrieben. Wer wollte da nicht „ganz oben“ mitspielen – z.B. beim nächsten Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt?

(Autor: Prof. Detlef Kuhlmann)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Der Schlussgottesdienst fand in der Spielstätte von Borussia Dortmund statt. Foto: picture-alliance
    Teilnehmende des Kirchentags halten im Stadion von Borussia Dortmund ein Transparent mit dem Motto: "Was für ein Vertrauen" hoch. Foto: picture-alliance