Sport und Umweltschutz müssen noch enger kooperieren

Sportvereine engagieren sich längst nicht nur sportlich. Sie sind wichtige Akteure beim Thema Umweltschutz - ein wichtiges Feld finden die Autoren Walter Schneeloch und Andreas Klages.

Der Sport übernimmt Verantwortung für einen zeitgemäßen Umweltschutz. Foto: LSB NRW
Der Sport übernimmt Verantwortung für einen zeitgemäßen Umweltschutz. Foto: LSB NRW

Was haben der „Nationale Preis für integrierte Stadtentwicklung“, der „Deutsche Naturschutzpreis“ und die Ausschreibung zum Jahresprojekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ gemeinsam? In den aktuellen Versionen dieser drei wichtigen Preise des Bundesministeriums für Umwelt und Bauen haben Sportvereine die jeweiligen ersten Preise gewonnen beziehungsweise waren hieran als Kooperationspartner beteiligt.

Diese Beispiele belegen einmal mehr, dass Sportvereine und -verbände unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes sich gesellschaftspolitisch geöffnet haben und in bemerkenswertem Umfang – und über die Sportaktivität hinaus – zur Lebensqualität in Deutschland beitragen.

Sportvereine sind wichtige Akteure im Stadtteil, sie übernehmen Verantwortung für einen zeitgemäßen Umweltschutz, sind klimaschutzpolitisch aktiv und unterstützen die Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt. Sport ist weit mehr als 1:0!

DOSB-Sportorganisationen und der behördliche sowie verbandliche Umwelt- und Naturschutz haben in den vergangenen Jahren ihre Zusammenarbeit weiter ausgebaut. Aus Gegnern sind zunächst entfernte Bekannte und schließlich gute Nachbarn und Kooperationspartner geworden – vor Ort, aber auch auf Länder – und insbesondere auf Bundesebene.

Gemeinsame Projekte und Veröffentlichungen, regelmäßiger naturschutzfachlicher Austausch, kooperativ entwickelte Lösungen für den örtlichen Interessenausgleich zwischen Natursport und -schutz und viele weitere positive Ansätze der Zusammenarbeit füllen eine umfangreiche Liste mit einem mittlerweile sehr breiten Themenspektrum – vom Naturschutz, über die Biologische Vielfalt und den Klimaschutz bis hin zum Immissionsrecht und zu Nachhaltigkeitsaspekten.

Diese Bilanz wurde durch die langjährige Zusammenarbeit des DOSB mit dem Deutschen Naturschutzring und seinen Mitgliedsverbänden sowie die Gründung des Bundesumweltministeriums vor 30 Jahren aktiv unterstützt. Ihr Themenspektrum lässt sich an den 120 Ausgaben des Infodienstes „Sport schützt Umwelt“ seit 1986 ablesen, dessen aktuelle Ausgabe soeben erschienen ist. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung ist es nicht überraschend, sondern vielmehr folgerichtig, dass erstmals Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes als Referenten inhaltlich aktiv am Deutschen Naturschutztag 2016 vom 13. bis 17. September in Magdeburg mitwirken.

Die Kooperationsentwicklung seit Mitte der 1980er Jahre ist also eine gute Basis für die Zukunft. Doch wohin geht die Reise?

Die Zusammenarbeit zwischen dem Sport sowie dem Umwelt- und Naturschutz sollte durch eine Vorwärtsstrategie und strategisch-politische Partnerschaften weiterentwickelt werden, denn die umweltpolitischen Herausforderungen werden zunehmen: Der Klimaschutz benötigt eine breitere gesellschaftliche Basis. Der Erhalt der Biologischen Vielfalt erfordert neue Partnerschaften gerade außerhalb der Umweltszene. Der Naturschutz tut sich in der Konkurrenz der Politikfelder leichter, wenn seine Anliegen durch strategische Partner unterstützt werden.

Hier können Sportorganisationen und die Organisationen des Umweltschutzes zukünftig politischer und strategischer kooperieren, denn beide Akteure sind in besonderer Weise dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen verpflichtet. Die fachliche und politische Abstimmung der Sport- und Umweltverbände anlässlich des sogenannten Fitness-Checks der EU ist hierfür ein gutes Beispiel. Die Sorge der Naturschutzverbände um den Fortbestand der EU Naturschutzrichtlinien wurden vom DOSB geteilt – von hier aus war es nur noch ein kurzer Weg zur inhaltlichen Abstimmung der verbandspolitischen Positionen. Und in den Arbeitsgruppen zum sogenannten „Klimaschutzplan 2050“ waren es regelmäßig die Vertreterinnen und Vertreter der Sport- und der Umweltorganisationen die gemeinsam für einen anspruchsvollen Maßnahmenkatalog eintraten.

Aktuell sollten DOSB, DNR und die Fachressorts des BMUB in den Themenfeldern „Grün- und Freiraumentwicklung“ beziehungsweise „Stadtnatur und -grün“ auf der politischen Ebene zusammenarbeiten. Der Druck auf die städtischen Flächen nimmt zu und zu häufig wird den Zielen der Verkehrs-, Wirtschafts- und Wohnungspolitik Vorrang eingeräumt – dabei gehören zur städtischen Lebensqualität auch Natur-, Grün- und Freiräume nicht nur, aber eben auch für Sport, Spiel und Bewegung.

Auch wenn der Interessenausgleich zwischen sportlicher Nutzung und dem Schutz der Natur sowie sportbezogene Initiativen im Bereich des Klimaschutzes oder zum Erhalt der Biologischen Vielfalt weiterhin zum Brot-und-Butter-Geschäft gehören werden, sollten der DOSB und seine Verbände und Vereine einerseits sowie die Akteure des Umweltschutzes andererseits ihre Zusammenarbeit deutlich politischer, strategischer und insgesamt systematischer ausgestalten.

Hier stehen wir erst am Anfang, an der Startlinie für eine neue Qualität der Kooperation. Es wäre erfreulich, wenn beim 50. Jubiläum des Bundesumweltministeriums und 50 Jahren „Sport schützt Umwelt“ bilanziert werden könnte, dass diese Entwicklung durch ein klares Signal beim 33. Deutschen Naturschutztag in Magdeburg ausgelöst wurde.

(Autoren: Walter Schneeloch und Andreas Klages, der Beitrag ist in der September-Ausgabe des Infodienstes „Sport und Umwelt“ erschienen. Walter Schneeloch ist DOSB-Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung und Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen; Andreas Klages ist stellvertretender Geschäftsbe-reichsleiter Sportentwicklung des DOSB und leitet das Ressort Breitensport/Sporträume.)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier als DOSB-Blog veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

 


  • Der Sport übernimmt Verantwortung für einen zeitgemäßen Umweltschutz. Foto: LSB NRW
    Der Sport übernimmt Verantwortung für einen zeitgemäßen Umweltschutz. Foto: LSB NRW