„Sport zwischen Kommerzialisierung und sozialem Engagement“

Zum vierten Male fand die von der Führungs-Akademie des DOSB ins Leben gerufene und gemeinsam mit der Stadt Köln ausgerichtete Sportrede im historischen Kölner Rathaus statt.

DFB-Präsident Theo Zwanziger im historischen Kölner Rathaus. Foto: Führungs-Akademie
DFB-Präsident Theo Zwanziger im historischen Kölner Rathaus. Foto: Führungs-Akademie

Mehr als 230 Zuhörerinnen und Zuhörer, unter ihnen der Innen- und Sportminister des Landes NRW, Dr. Ingo Wolf, der Oberbürgermeister der Stadt Köln, Jürgen Roters, der Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium Gerhard Böhm, der Präsident des Deutschen Behinderten-Sportverbandes, Friedhelm Julius Beucher, der Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen des DOSB, Hans-Peter Krämer, sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport folgten der programmatischen Rede Dr. Zwanzigers.

Die Erwartungen an die Rede Dr. Zwanzigers waren – genährt gerade auch durch die mit seinem Namen verbundenen sozialen Initiativen – hoch. So hatte Walter Schneeloch, der Präsident des Landessportbundes NRW, die Anwesenden mit der Formulierung begrüßt: „Das Aufzeigen des Spannungsfeldes ‚Sport zwischen Kommerzialisierung und sozialem Engagement’ wird sicherlich gesellschaftspolitische Impulse setzen. Schließlich entfaltet der Sport erst im Zusammenwirken der unterschiedlichen Säulen seine Kraft. Würde sich eine der Säulen daraus verabschieden, würde der Sport seine Kraft verlieren. Würden die wirtschaftlichen Interessen alleine überwiegen, würde der Sport nicht mehr das sein, was er ist: Sport als Spiel, als Lebensfreude und Lebenserfahrung.“

Auch Landesinnenminister Dr. Wolf kündigte Dr. Zwanziger mit Vorschusslorbeer an: „Der wirtschaftliche Erfolg des Fußballs in Deutschland ist nicht erklärbar ohne seine soziale Verwurzelung. Damit verbunden ist seine Integrationsfähigkeit. Ich kann nur jedem empfehlen, das in der Frankfurter Rundschau erschienene Interview mit dem türkischen Nationalspieler Halil Altintop über den Anteil seines kleinen Vereins Schwarz-Weiß Gelsenkirchen an seinem Sozialisationsprozess zu lesen. Der Sport ist Teil einer gesellschaftlich verbindenden Kraft, die soziale und ökonomische Chancen öffnet.“

Damit waren dem vierten Kölner Sportredner, Dr. Theo Zwanziger, die Steilvorlagen zugespielt. Gleichzeitig passte er sich aber auch gut ins Zusammenspiel ein und ließ sich nicht in die Spezialecke des Fußballs abdrängen: „Wenn mir die Gelegenheit zu einer solchen Rede geboten wird, dann nehme ich sie dankbar an. Denn es geht mir immer um den gesamten Sport und nicht nur um den Fußball. Zu meinen Idolen gehörten der Tischtennisspieler Eberhard Schöler und der hier im Saal sitzende Leichtathlet Manfred Germar. Und ich weiß auch, dass das Verhältnis der TV-Sendezeiten verschiedener Sportarten untereinander keineswegs das Leistungsverhältnis der Sportarten richtig wieder gibt. Wir dürfen die Einheit des Sports nicht aufs Spiel setzen.“

Das Spannungsfeld zwischen Kommerzialisierung und sozialem Engagement des Sports zeigte der DFB-Präsident u.a. am Beispiel der Namensgebung von Stadien auf. München hat seine Allianz-Arena, die für Kommerz steht; das WM-Stadion in Kaiserslautern trägt den Namen des legendären Fritz Walter, der Sinnbild ist für Fairness, Teamgeist und andere traditionelle Werte des Sports. Zwanziger: „Ich wünschte mir eine gute Lösung, wie man verständliche wirtschaftliche Interessen mit der Tradition sportlicher Werte verbinden kann.“

„Der DFB ist gemeinnützig,“ betonte Dr. Zwanziger. „Gemeinnützigkeit richtet sich nicht gegen kommerzielles Handeln und die Wirtschaft, sondern betont die gemeinnützige Verwendung der erwirtschafteten Mittel. Mit neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten begann der Sport auch, seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Zwanziger erinnert an die zahlreichen Stiftungen, mit denen der DFB soziale Projekte unterstützt: “Der Kommerz dient diesen sozialen Stiftungen.“ Und er hilft, im Ehrenamt Qualifizierungsmöglichkeiten zu nutzen. Dies sei wichtig, denn „wir müssen Werte vermitteln“. Seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen könne der Sport nur nachkommen, wenn er seine guten Produkte wirtschaftlich vermarkte und er sich auch seiner politischen Verantwortung bewusst werde.

„Mit einer solchen Rede wird die Kölner Sportrede, die von der in der Domstadt beheimateten Führungs-Akademie des DOSB initiierte wurde, immer mehr ein gesellschaftspolitisches Markenzeichen der Sportstadt Köln,“ stellte Walter Schneeloch auch in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender des Vereins `Führungs-Akademie´ fest. Und Kölns neuer Oberbürgermeister Jürgen Roters, erst zehn Minuten vor dem Festakt von einer Reise aus Chicago und Indianapolis zurückgekehrt, meinte: „Die Kölner Sportrede ist inzwischen für alle ein fester Bestandteil, die über die Entwicklung des Sports nachdenken.“


  • DFB-Präsident Theo Zwanziger im historischen Kölner Rathaus. Foto: Führungs-Akademie
    DFB-Präsident Theo Zwanziger im historischen Kölner Rathaus. Foto: Führungs-Akademie