Mit Beginn des Jubiläumsjahres gelten ab dem 1. Januar die neuen Leistungsanforderungen und Rahmenbedingungen. Was ist neu am reformierten Deutschen Sportabzeichen? Welche Überlegungen und Recherchen sind der Reform vorangegangen? Wie waren Vereine und Verbände in den Verlauf des Reformprozesses eingebunden?
Das Deutsche Sportabzeichen erfreue sich zwar ungebrochen großer Beliebtheit, sagt Walter Schneeloch, Vizepräsident für Breitensport/Sportentwicklung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Doch bei aller Popularität dürfe man den Blick für die Realitäten nicht verlieren. „Beispielsweise haben wir einen großen Mangel an Absolventen mittleren Alters.“ Die meisten Verleihungen gingen an Kinder und Jugendliche, diesen Zuspruch könne man aber nicht in die folgende Altersgruppe hinüberretten. „Dafür muss es Gründe geben“, sagt Schneeloch.
In den letzten beiden Jahrzehnten hat eine Vielzahl von Anpassungen und Überarbeitungen dazu beigetragen, das Profil der Marke Deutsches Sportabzeichen als Leistungsabzeichen zu verwässern. Das Bedürfnis, vermeintlichen Trends zu folgen, ging auf Kosten klarer Strukturen und eindeutiger Positionierung des Sportordens. Zweifelsfreie Zuordnung von Disziplinen zu motori-schen Grundfähigkeiten war vielfach nicht mehr möglich; auch eine einheitliche Leistungsanforderung über alle Einzeldisziplinen hinweg war nicht mehr nachvollziehbar – so waren zum Beispiel nach sportwissenschaftlicher Erkenntnis Einzelanforderungen zum Teil zu niedrig, andere wiederum zu hoch angesetzt.
Grundlegende Überarbeitung
Kritische Analysen und Bestandsaufnahmen bestätigten die Notwendigkeit, den Sportorden einer grundlegenden Überarbeitung zu unterziehen und ihm damit wieder einen eindeutigen und unverwechselbaren Markenkern zu geben, der ihn auch für neue Zielgruppen attraktiv und somit zukunftsfähig macht. Eine punktuelle Veränderung und Anpassung kam angesichts der vielfältigen Problemlagen und der Notwendigkeit, den Leistungskatalog einer Straffung und klaren Systematisierung zu unterziehen, nicht mehr in Frage.
Deswegen hat der DOSB gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen, insbesondere den Landessportbünden und -verbänden und den Spitzenverbänden Deutscher Leichtathletik-Verband (DLV), Deutscher Turner-Bund (DTB), Deutscher Schwimm-Verband (DSV) und Bund Deutscher Radfahrer (BDR), eine umfassende Reform des Deutschen Sportabzeichens initiiert. In enger Abstimmung und mit Unterstützung der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissen-schaft der Technischen Universität München (TUM) wurden auf Grundlage einer Beschlussfassung der DOSB-Mitgliederversammlung als höchstem Gremium des organisierten Sports in Deutschland, Veränderungen am Deutschen Sportabzeichen vorgenommen.
Orientierung an motorischen Grundfähigkeiten
Die Veränderungen des reformierten Deutschen Sportabzeichens sind die Ausrichtung des Fitnessordens an drei Leistungsstufen und die Reduzierung auf vier Disziplingruppen, orientiert an den motorischen Grundfähigkeiten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Koordination. Das Deutsche Sportabzeichen setzt durch die drei Dreistufigkeit Bronze, Silber und Gold auf den Anreiz zur Vorbereitung und Leistungssteigerung durch regelmäßiges Training sowie durch den kumulativen Charakter (Abzeichen mit Zahl) auf Sporttreiben über alle Altersstufen hinweg. Der Nachweis der Schwimmfertigkeit bleibt, wie auch bisher, obligatorische Voraussetzung für den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens.
Für das Prüfen der motorischen Grundfähigkeiten stehen die vier Sportarten Leichtathletik, Gerätturnen, Schwimmen und Radfahren zur Verfügung. Die Einzeldisziplinen wurden nach dem Überwiegenheitsprinzip (Frage: Welche Disziplin prüft überwiegend welche motorische Grundfähigkeit?) den vier Disziplingruppen zugeordnet.
Außerdem sind neue Altersgruppen hinzugekommen. So wurde im Erwachsenenbereich – die Altersklasse „ab 80“ ersetzt durch: 80-84, 85-89, ab 90 Jahre. Im Kinder- und Jugendbereich kam die Altersklasse „6/7 Jahre“ hinzu.
Sportartspezifische Abzeichen der Mitgliedsorganisationen
Rolf Leeb, Sportabzeichenbeauftragter im Sportkreis Landau im Sportbund Pfalz, sieht das Deutsche Sportabzeichen auf einem guten Weg, trotz mehr Recherchearbeit für die Prüfer: „Weil wir ja Punktewerte ermitteln müssen“. Ein paar „liebgewonnene Disziplinen“ wie Inline-Skating oder Bankdrücken fielen zwar weg, „dafür kommen aber andere Sportarten hinzu, wie Zonenweitwurf, Seilspringen oder Zonenweitsprung.“
Die Mitgliedsorganisationen des DOSB haben die Möglichkeit, sich über eigene sportartspezifische Abzeichen am Sportabzeichen-System zu beteiligen. Mit jedem anerkannten Verbandsabzeichen wird die Leistung in Gold nachgewiesen. Für das Deutsche Sportabzeichen anerkannt werden nur die im laufenden Jahr erworbenen Verbandsabzeichen und es kann nur eine Gruppe durch ein verbandsspezifisches Abzeichen kompensiert werden.
(Quelle: Deutsches Sportabzeichen)