Sportarten bei den Olympischen Spielen in London (Teil 1)

Bis zum Beginn der Sommerspiele in London am 27. Juli stellen wir in einer täglichen Serie die olympischen Sportarten vor. Heute: Wasserspringen, Bogenschießen und Gewichtheben.

Wasserspringer Sascha Klein in Peking; Foto: picture-alliance
Wasserspringer Sascha Klein in Peking; Foto: picture-alliance

Wasserspringen

Wasserspringen wurde mit Turnern als Vorreiter wettkampfmäßig erstmals in Schweden und Deutschland im 18. Jahrhundert betrieben. Im späten 19. Jahrhundert besuchte eine Gruppe schwedischer Springer Großbritannien und zeigte ihre Sportart. Der Besuch führte zur Gründung der ersten Wasserspringer-Organisation, der "Amateur Diving Association", im Jahr 1901.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Wasserspringen gehörte erstmals 1904 in St. Louis mit zwei Männer-Wettbewerben vom Turm zum olympischen Programm. Die ersten Titelträger waren die US-Amerikaner William Dickey und George Sheldon. 1908 (London) gab es zum ersten Mal einen Wettkampf vom Sprungbrett. 1912 (Stockholm) sprangen erstmals auch Frauen vom Turm um olympische Medaillen, bei den Männern wurde ein dritter Wettbewerb eingeführt. 1920 (Antwerpen) und 1924 (Paris) gab es jeweils drei Männer- und zwei Frauenwettbewerbe. Von 1928 bis 1996 gab es für beide Geschlechter jeweils einen Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett und einen vom Zehn-Meter-Turm. Seit 2000 in Sydney werden von Brett und Turm auch in Synchronwettbewerben für Männer und Frauen Medaillen vergeben, so dass die Gesamtzahl der Wettbewerbe auf acht gestiegen ist.

STARS DER GESCHICHTE: Als legendärster und erfolgreichster Springer gilt US-Amerikaner Greg Louganis. Der heute 52-Jährige gewann zwischen 1976 und 1988 viermal Olympia-Gold und einmal Silber. 1988 in Seoul wiederholte er als bis heute einziger Springer seine beiden Olympiasiege aus dem Jahr 1984. Legendär ist Louganis' Erfolg in Seoul vom Drei-Meter-Brett, als er im Vorkampf mit dem Hinterkopf auf das Brett knallte und genäht werden musste. Seit Ende der 1980er Jahre haben die chinesischen Athleten die Vormachtstellung übernommen. Bei den vergangenen drei Olympischen Spielen gewann China 18 von 24 möglichen Goldmedaillen, bei der WM 2011 holte das Land in allen zehn Wettbewerben den Sieg. Erfolgreichste Olympionikin ist Guo Jingjing mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen zwischen 2000 und 2008. Bei den Männern gewann die russische Springer-Ikone Dmitri Sautin fünfmal WM-Gold, einmal Silber und dreimal Bronze. Erfolgreichste deutsche Olympia-Teilnehmerin ist die frühere DDR-Athletin Ingrid Krämer-Gulbin (3 Gold, 1 Silber 1960 und 1964).

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Das Wasserspringen beeindruckt durch die enge Verknüpfung von schnellkräftiger Athletik und ästhetischer Ausführung. Aufgrund der verschiedenen Anforderungen gehören nur wenige Springer weltweit sowohl im Kunstspringen vom Brett (1m, 3m) als auch im Turmspringen (10 m) zur Spitze. Der Berliner Patrick Hausding ist einer von ihnen. Da in allen Wettbewerben bestimmte Sprunggruppen vorgegeben sind, zeigen viele Athleten die gleichen Sprünge. Dadurch ist eine hohe Vergleichbarkeit der Leistungen gewährleistet. Aufgrund der unzähligen Eintauchphasen in Trainings und Wettkämpfen sind vor allem die Handgelenke und Ellenbogen hohen Belastungen ausgesetzt. Mit den verschiedenen, ergebnisrelevanten Komponenten (siehe BEWERTUNG) gilt die Sportart als sehr komplex.

ANZAHL DER SPRÜNGE: Die Frauen müssen in den Einzeldisziplinen vom Brett jeweils einen Sprung aus den fünf Sprunggruppen zeigen. Die Männer müssen sechs Sprünge zeigen, dürfen also aus einer Gruppe zwei verschiedene Sprünge absolvieren. Vom Turm springen Frauen ebenfalls fünfmal (Auswahl aus sechs verschiedenen Sprunggruppen, weil es hier auch den Handstand gibt), die Männer sechsmal (je ein Sprung aus jeder Gruppe). In den Synchronwettbewerben gilt es fünf verschiedene Sprünge zu absolvieren, wobei die ersten beiden so genannte "Pflichtsprünge" sind (niedrige Schwierigkeit, Synchronität und exakte Sprungausführung entscheidend).

BEWERTUNG: In den Einzeldisziplinen bewerten sieben Kampfrichter den Sprung unter anderem nach Sprunghöhe, Abstand zum Brett/Turm, technischer Ausführung, Eleganz und dem Eintauchen. Die Wertungsskala reicht in 0,5er-Schritten von 0 bis 10. Die zwei höchsten und zwei niedrigsten Wertungen werden gestrichen, die Sumer der drei verbleidenden Wertungen multipliziert mit dem Schwierigkeitsgrad des Sprunges ergibt die Punktzahl. Im Synchronwettbewerb beurteilen fünf Kampfrichter die Synchronität, niedrigste und höchste Note werden gestrichen. Jeweils zwei weitere Richter bewerten die Einzelsprünge der beiden Athleten, die jeweils schlechtere Wertung wird gestrichen.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Die erste von insgesamt sieben Goldmedaillen gewann Albert Zürner 1908 in London vom Drei-Meter-Brett. Die meisten Siege gab es 1960 in Rom, als Ingrid Krämer-Gulbin unter ihrem Mädchennamen Ingrid Krämer sowohl den Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett (als erste nicht US-Amerikanerin) als auch den vom Turm gewann. Die bis heute letzten Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewannen die DDR-Turmspringer Falk Hoffmann und Martina Jäschke (heute Martina Scheidewig) bei den Boykottspielen 1980 in Moskau.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012

Bogenschießen

Das Bogenschießen gehört zu den ältesten Jagdmethoden der Menschheit. Auch kamen Pfeil und Bogen lange Zeit in kriegerischen Auseinandersetzungen und bei der Landesverteidigung zum Einsatz. Der erste bezeugte sportliche Wettkampf fand 1583 im britischen Finsbury statt.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Bogenschießen gehört seit den Spielen 1972 in München durchgängig zum olympischen Programm. Zuvor war die Präzisionssportart bereits 1900 in Paris, 1904 in St. Louis, 1908 in London und 1920 in Antwerpen olympisch. 1900 in Paris fanden Wettbewerbe im Scheiben- und im Mastschießen statt. Bei Letzterem zielten die Schützen zum Teil auf lebendige Tiere. Überragende Nationen waren Frankreich und Belgien. Frauen durften erstmals 1904 an den olympischen Wettbewerben teilnehmen. Seit 1972 tragen Männer und Frauen bei den Sommerspielen jeweils einen Einzel-Wettbewerb aus. Die Mannschaftsentscheidungen stehen erst seit Seoul 1988 auf dem Programm.

STARS DER GESCHICHTE: Zu den ersten Stars im Bogenschießen zählt der Belgier Hubert van Innis. Van Innis triumphierte 1900 in Paris gleich zweimal und belegte zudem einmal den zweiten Rang. 20 Jahre später gewann er im Alter von 54 Jahren in Antwerpen gar vier Gold- und zwei Silbermedaillen. Damit ist der "belgische Wilhelm Tell" der erfolgreichste Olympiateilnehmer seines Landes. Bei den Frauen sorgte die US-Amerikanerin Matilda Howell 1904 in St. Louis als dreifache Olympiasiegerin für Furore. Deutschland heimste mit der Silbermedaille 1996 in Atlanta und dem Bronzerang 2000 in Sydney im Mannschaftswettbewerb der Frauen nur zwei Podestplätze bei Olympischen Spielen ein.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Das Bogenschießen ist eine Präzisionssportart, die im Weltcup mit einem Recurve- oder einem Compoundbogen betrieben wird. Bei den Olympischen Spielen wird nur mit dem Recurvebogen auf eine 70 m entfernte Scheibe mit einem Durchmesser von 122 cm geschossen. Charakteristisch für den Recurvebogen sind seine zurückgebogenen Wurfarme. Neben den Einzeln treten die Sportler in dreiköpfigen Teams auch im Mannschaftswettbewerb gegeneinander an.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Das Bogenschießen gehört nicht zum Steckenpferd der deutschen Olympioniken. Einzig Barbara Mensing, Cornelia Pfohl und Sandra Wagner-Sachsen gewannen für Deutschland Edelmetall bei Sommerspielen. 1996 in Atlanta reichte es für das Trio zum zweiten, vier Jahre später in Sydney zum dritten Platz.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012


Gewichtheben

Gewichtheben zählt nicht zu den Olympischen Sportarten des Altertums, blickt in verschiedenen Übungsformen aber dennoch auf eine lange Tradition zurück und war bereits im alten China und Ägypten verbreitet. In Deutschland entstand Gewichtheben als Sportart nach der Gründung des Deutschen Athletenverbandes (später DASV).

OLYMPIA DER NEUZEIT: Das Gewichtheben ist seit Beginn der modernen Spiele olympische Disziplin. Die Anzahl der Wettkämpfe und die Art, wie gehoben wurde, variierte dabei stetig. Der heutige Olympische Zweikampf aus Reißen und Stoßen wird seit Montreal 1976 angewandt. Seit Sydney 2000 ist die Anzahl der Gewichtsklassen bei den Männern auf acht festgelegt. Erstmals traten dort im Gewichtheben auch Frauen an.

STARS DER GESCHICHTE: Wassili Alexejew ist der wohl bekannteste Gewichtheber aller Zeiten. Der sowjetische Volksheld wurde 1972 und 1976 Olympiasieger im Superschwergewicht, war achtmaliger Weltmeister und stellte in seiner Laufbahn 80 Weltrekorde aus. Der Iraner Hossein Rezazadeh, zweimalige Olympiasieger wurde in seiner Heimat zur Ikone. Der in Bulgarien geborene Naim Süleymanoglu gewann zwischen 1988 und 1996 drei Goldmedaillen im Federgewicht. Der "Taschen-Herkules" (1,47 m Körpergröße) ist der erste und einzige Heber, der das dreifache seines Körpergewichtes gestoßen hat.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Die wichtigsten Eigenschaften für das Gewichtheben sind neben Kraft vor allem Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit. Durch den großen Kraftaufwand ist aber auch die Dopingproblematik beim Gewichtheben besonders ausgeprägt.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ: Die deutschen Athleten (einschl. DDR) zählen mit insgesamt 40 Medaillen zu den erfolgreichsten Gewichthebern bei Olympischen Spielen.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012

 

(Quelle: Sport-Informations-Dienst, SID)


  • Wasserspringer Sascha Klein in Peking; Foto: picture-alliance
    Wasserspringer Sascha Klein in Peking; Foto: picture-alliance
  • Silbermedaillengewinnerin Sung Hyun Park aus Südkorea in Peking; Foto:picture-alliance
    Silbermedaillengewinnerin Sung Hyun Park aus Südkorea in Peking; Foto:picture-alliance
  • Matthias Steiner, Olympiasieger von Peking; Foto: picture-alliance
    Matthias Steiner, Olympiasieger von Peking; Foto: picture-alliance