Sportarten bei den Olympischen Spielen in London (Teil 4)

Bis zum Beginn der Sommerspiele in London am 27. Juli stellen wir in einer täglichen Serie die olympischen Sportarten vor. Heute: Hockey, Badminton, Boxen.

Die Hockey-Männer feiern in Peking den Olympiasieg. Foto: picture-alliance
Die Hockey-Männer feiern in Peking den Olympiasieg. Foto: picture-alliance

Hockey

Das heutige Hockey entstand im 19. Jahrhundert in England, wo 1852 die "Rules of Harrow" veröffentlicht wurden, das älteste überlieferte Hockey-Regelwerk der Welt. 1860 entstand in Blackbeath der erste englische Hockey-Verein, bereits 1878 in Hannover der erste in Deutschland. Seit 1909 gibt es den Deutschen Hockey-Bund (DHB) als landesweiten Dachverband, der nach seiner Gründung in Bonn und mehreren Umzügen heute seinen Sitz in Mönchengladbach hat und mehr als 76.000 Mitglieder zählt. Schon 1899 gab es in Berlin das erste Hockeyspiel von Damen, die seit jener Zeit klassisch in Röcken spielen, damals allerdings noch knöchellang. Das erste Länderspiel der Herren fand am 29. Oktober 1908 statt (0:4 gegen Schottland), das der Damen am 30. November 1930 (3:2 gegen Australien).

OLYMPIA DER NEUZEIT: 1908 gab es bei den 4. Olympischen Spielen in London erstmals einen Hockey-Turnier, das England gewann. Das erste deutsche Länderspiel (0:4 gegen Schottland) war zugleich das erste olympische Hockeyspiel überhaupt. Nach einem zweiten Auftritt 1920 in Antwerpen gehört Hockey seit den Spielen 1928 in Amsterdam fest zum olympischen Programm. Die Damen spielen dagegen erst seit 1980 um olympische Medaillen. Erster Sieger war bei den Boykottspielen in Moskau das Team aus Simbabwe. Rekordgewinner bei den Herren ist Indien mit acht Goldmedaillen. Allerdings liegt der letzte Erfolg bereits 32 Jahre zurück, 1980 in Moskau setzten sich die Inder zum bislang letzten Mal durch. Bei den letzten fünf olympischen Turnieren triumphierten je zweimal Deutschland und die Niederlande sowie einmal Australien. Die Australierinnen sind dagegen Rekordgewinner bei den Damen mit drei Goldmedaillen, zweimal war Oranje erfolgreich.

STARS DER GESCHICHTE: Der Hockey-Weltverband FIH kürt seit 1998 jährlich die Welthockeyspieler bei den Herren und den Damen. Nachdem Deutschland 2001 in Florian Kunz und 2002 in Michael Green zweimal in Folge die Nummer eins gestellt hatte, dominierten danach vor allem der Niederländer Teun de Nooijer und der Australier Jamie Dwyer ihre Sportart. Seit 2003 teilten sie den Titel mit nur einer Ausnahme unter sich auf, dreimal gewann de Nooijer die Wahl, fünfmal Dwyer, zuletzt dreimal in Folge. Bei den Frauen schaffte Natascha Keller, die in London ihre fünften Olympischen Spiele erleben wird, 1999 den Sprung auf Platz eins. Der absolute Superstar ist jedoch die Argentinierin Luciana Aymar, die sieben Mal als beste Hockeyspielerin der Welt ausgezeichnet wurde. In ihrer Heimat steht sie fast auf einer Stufe mit Tennis-Ikone Gabriela Sabatini und den Fußball-Superstars Diego Maradona und Lionel Messi. Weltfußballer Messi verwies sie 2010 sogar bei der Wahl zu Argentiniens Sportler des Jahres aus Platz zwei.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Das Hockeyspiel gibt es in vielen Varianten. Neben dem klassischen Feldhockey, das früher auf Rasen und heute meist auf Kunstrasen gespielt wird, wird in Europa im Winter Hallenhockey gespielt. Ebenfalls olympisch ist das vor allem in Nordamerika, Russland und Skandinavien populäre Eishockey. Daneben gibt es beispielsweise auch noch Rollhockey, Inline-Hockey oder Bandy. Beim Feld- und Hallenhockey, die beide körperlos gespielt werden, ist eine Besonderheit, dass der Ball anders als der Puck beim Eishockey nur mit einer Seite des Schlägers gespielt werden darf. Die Schläger sind daher auf der linken Seite flach, auf der rechten rund.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Herren 3x Gold, 3x Silber, 3x Bronze - Damen 1x Gold, 2x Silber - Die deutschen Hockey-Herren holten 1928 in Amsterdam als Dritte ihre erste Medaille, 1936 in Berlin gab es Silber nach einer Finalniederlage gegen Indien. 1972 zu Hause in München klappte es dann erstmals mit der Goldmedaille, 1992 in Barcelona und 2008 in Peking wurde Deutschland erneut Olympiasieger. Die Damen triumphierten 2004 in Peking, nachdem sie 1984 in Los Angeles und 1992 in Barcelona jeweils das Finale verloren hatten.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012


Badminton

Badminton entwickelte sich aus der Freizeitbeschäftigung des höfischen Adels in Großbritannien im 18. und 19. Jahrhundert. Der erste Badmintonverband wurde 1893 in England gegründet. Den Deutschen Badminton-Verband (DBV) gibt es allerdings erst seit 59 Jahren.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Bei den Olympischen Spielen 1972 in München war Badminton als Demonstrationssportart erstmals im Programm. 1988 wurde Badminton in Seoul erneut vorgestellt und in Barcelona 1992 ins olympische Programm gehoben.

STARS DER GESCHICHTE: Die Chinesin Zhang Ning gewann nach 2004 in Athen auch 2008 in ihrer Heimat Peking die Goldmedaille. Als bester Spieler der Geschichte gilt der Chinese Lin Dan, der vor heimischem Publikum 2008 Gold gewann. Der einzige europäische Olympiasieger ist der Däne Poul-Erik Høyer Larsen, der 1996 in Atlanta triumphierte. Im Mixed hatten zuvor nur Derek Talbot/Gilian Gilks (Großbritannien) bei der inoffiziellen Auflage 1972 Gold gewonnen.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Bei der ersten offiziellen Auflage 1992 in Barcelona wurden nur vier Disziplinen ausgetragen: Jeweils Damen- und Herren-Einzel sowie Damen- und Herren-Doppel. Seit 1996 kam das Mixed hinzu.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Beim Testwettkampf in München 1972 gewannen Roland Maywald/Brigitte Steden (Bonn/Bochum) Bronze im Mixed. Offizielle Medaillen gewannen Sportler des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) bisher nicht.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012


Boxen

 Auch bei Olympia in der Antike gab es Faustkämpfe, die deutlich weniger Regeln als das heutige Boxen kannten. Man durfte einen Gegner auch dann noch schlagen, wenn dieser bereits hilflos am Boden lag. Die heutige Aufteilung nach Gewicht der Boxer fand in der Antike nicht statt. Auch wurde nicht mit Boxhandschuhen, sondern mit ledernen Riemen geboxt, die um die Hände gewickelt wurden.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Boxen war bei bei den Olympischen Spielen der Moderne erstnmals 1904 in St. Louis dabei. Allerdings stiegen nur Amerikaner in den Ring. Vier Jahre später traten in London immerhin 42 Boxer aus vier Ländern an. 1912 in Stockholm gehörte Boxen nicht zum Programm, weil die Sportart in Schweden verboten war. Im Laufe der Jahrzehnte wurden immer mehr Gewichtsklassen eingeführt. Ab 1984 in Los Angeles unterteilte man das Schwergewicht in die Klassen bis 91 kg (Schwer) und über 91 kg (Superschwer).

STARS DER GESCHICHTE: Das olympische Boxen der Neuzeit ist geprägt von Siegertypen, die sich im Anschluss als Profi-Weltmeister einen großen Namen machten. Muhammad Ali (1960), Joe Frazier (1964) George Formean (1968), Lennox Lewis (1988) oder Wladimir Klitschko (1996) holten zu Beginn ihrer Karriere Gold bei Olympia. Es gab aber auch Persönlichkeiten, die sich ganz dem Olympia-Boxen verschrieben. Dazu zählen die dreimaligen Titelträger Laszlo Papp aus Ungarn (1948 bis 1956) sowie die kubanischen Schwergewichtsboxer Teófilo Stevenson (1972 bis 1980) und Felix Savon (1992 bis 2000).

BESONDERHEIT DER SPORTART: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschloss auf seiner Sitzung in Berlin am 13. August 2009 die Aufnahme von drei Frauen-Wettbewerben ins olympische Programm. Dabei handelt es sich ums Fliegen-, Halbwelter- und Halbschwergewicht. Dafür wurde bei den Männern mit dem Federgewicht eine Gewichtsklasse gestrichen. Insgesamt gibt es in London 13 Gewichtsklassen.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1990: Deutschland liegt in der olympischen Box-Nationenwertung mit elf Gold-, 14 Silber- und 22 Bronzemedaillen auf Rang sechs. Es führen die USA (48/23/38) vor Kuba (32/19/12) und Italien (15/13/17). In den letzten Jahren hat die deutsche Riege immer mehr abgebaut. Das letzte Gold gab es 1992 in Barcelona durch Torsten Mey (Halbschwer) und Andreas Tews (Feder).

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012

 

(Quelle: Sport-Informations-Dienst, SID)


  • Die Hockey-Männer feiern in Peking den Olympiasieg. Foto: picture-alliance
    Die Hockey-Männer feiern in Peking den Olympiasieg. Foto: picture-alliance
  • Badminton-Nationalspielerin Juliane Schenk in Aktion; Foto: picture-alliance
    Badminton-Nationalspielerin Juliane Schenk in Aktion; Foto: picture-alliance
  • Der deutsche Boxer Kay Huste (re.) besiegt bei Olympia in Sydney 2000 in der Klasse bis 67 kg den Argentinier Victor Hugo Castro. Foto: picture-alliance
    Der deutsche Boxer Kay Huste (re.) besiegt bei Olympia in Sydney 2000 in der Klasse bis 67 kg den Argentinier Victor Hugo Castro. Foto: picture-alliance