Sportarten bei den Olympischen Spielen in London (Teil 8)

Bis zum Beginn der Sommerspiele in London am 27. Juli stellen wir in einer täglichen Serie die olympischen Sportarten vor. Heute: Beachvolleyball, Fechten, Judo.

Europameister Julius Brink (li.) und Jonas Reckermann in Aktion beim Weltcup in Berlin am 11. Juli 2012; Foto: picture-alliance
Europameister Julius Brink (li.) und Jonas Reckermann in Aktion beim Weltcup in Berlin am 11. Juli 2012; Foto: picture-alliance

Beachvolleyball

Zum ersten Mal wurde Beachvolleyball in den 1920er Jahren in Santa Monica gespielt, doch bis zu den ersten professionellen Wettkämpfen verging viel Zeit. 1947 wurde der Sport erstmals in Zweierteams ausgetragen, 1948 trug man in Los Angeles eine erste Meisterschaft aus. 1987 fanden die ersten Weltmeisterschaften statt. Ein offizielles Frauen-Turnier wurde erstmals 1992 ausgetragen und fungierte direkt als Showevent für die Olympischen Spiele. Nur vier Jahre später gehörte der Sport zum Olympischen Programm.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Beachvolleyball ist seit 1996 olympische Disziplin.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Beachvolleyball wird im Gegensatz zu Volleyball auf Sand ausgetragen. Zudem stehen nur zwei Spieler pro Mannschaft auf dem im Vergleich zur Halle kleineren Feld. Der Dresscode ist klar festgelegt: Männer spielen in Shirts und Shorts, Frauen im Bikini. Wärmere Kleidung bei kühlerem Wetter kann extra genehmigt werden. Ein Satz endet nicht bei 25, sondern bei 21 Punkten, nach jeweils sieben Punkten werden die Seiten gewechelt. Der Block wird als erste Berührung gewertet, die Bälle sind wesentlich weicher, geschmeidiger und größer im Umfang.

HÖHEPUNKTE 2008: Erstmals gehen beide Goldmedaillen an die USA. Bei den Männern setzen sich Phil Dalhausser/Todd Rodgers durch, bei den Frauen holen Misty May Trenor und Kerri Walsh zum zweiten Mal in Folge den Titel.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1996: Die beste deutsche Platzierung erreichten Jörg Ahmann/Axel Hager 2000 in Sydney mit dem Gewinn der Bronzemedaille. Zudem stehen noch zwei fünfte Plätze von Christoph Dieckmann/Andreas Scheuerpflug und Stephanie Pohl/Okka Rau (2004) zu Buche. Beate Bühler/Dana Müsch landeten bei der Premiere 1996 auf Rang sieben. Ahmann/Hager (1996), Maike Friedrichsen/Dana Müsch, Ulrike Schmidt/Gudi Staub (beide 2000), Markus Dieckmann/Jonas Reckermann und Susanne Lahme/Dana Müsch (beide 2004) landeten auf Rang neun. Die schlechteste deutsche Platzierung war ein 19. Rang durch Oliver Oetke/Andreas Scheuerpflug (2000).

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012

Fechten

Die Sportart Fechten hat sich aus dem historischen Schwertkampf entwickelt. Aus dem Zusammenschluss der Lehrmeistern des Militärs entstanden erste Zünfte von Fechtmeistern. Eine der ersten waren Ende des 15. Jahrhunderts die Marxbrüder in Frankfurt. 1487 erhielten sie das Privilieg des alleinigen Rechts auf Erteilung von Fechtunterricht. Ende des 18. Jahrhunderts entwickelten sich erste Regeln des Sportfechtens. Darunter auch das Tragen von Schutzkleidung und der Maske. Am 17. Dezember 1911 wurde der Deutsche Fechter-Bund gegründet.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Fechten ist eine der wenigen Sportarten, die seit 1896 immer bei den Olympischen Spielen vertreten waren. Damals allerdings nur im Herrenflorett und Herrensäbel. Seit Paris 1900 auch im Herrendegen. Die ersten Fechterinnen durften 1924 im Florett an den Start gehen. Es blieb bis 1996 die einzige Waffe, mit der Frauen um olympische Meriten kämpfen durften. In atlanta durften dann auch die Degenfechterinnen antreten. Als letzte Waffe wurde 2004 in Athen Damensäbel olympisch.

STARS DER GESCHICHTE: Erfolgreichster Athlet in der Geschichte ist der Italiener Edoardo Magiarotti. Der "König der Fechter" gewann zwischen 1936 und 1960 insgesant 13 Medaillen (6x Gold, 5x Silber, 2x Bronze). Der erfolgreichste italienische Olympionik verstarb Ende Mai im Alter von 93 Jahren. Die meisten Goldmedaillen (7) gewann der Ungar Aladar Gerevich zwischen 1932 und 1960. Erfolgreichste deutsche Fechter sind Alexander Pusch mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen (1976 bis 1988) sowie bei den Frauen Anja Fichtel und Zita Funkenhauser (2x Gold, 1x Silber, 1x Bronze). Erfolgreichste Frau bei den Olympischen Spielen ist die Italienerin Giovanna Trillini mit acht Medaillen (4x Gold, 1x Silber, 3x Bronze). Ihre Landsfrau Valentina Vezzali gewann seit Atlanta 1996 fünfmal Gold, einmal Silber und einmal Bronze. Die einzige Fechterin, die dreimal in Folge Einzel-Gold holte, wird auch in London an den Start gehen und dort bei der Eröffnungsfeier die italienische Flagge tragen. Auch IOC-Vizepräsident Thomas Bach wurde Fecht-Olympiasieger. 1976 im deutschen Herrenflorett-Team. Als einziger Fechter aus der ehemaligen DDR holte Udo Wagner 1988 Silber mit dem Florett, 1992 gewann er mit dem gesamtdeutschen Team Gold. Jüngste Fecht-Olympiasigerin aller Zeiten war 1928 Helene Mayer im Alter von 17 Jahren. 1936 bei den Spielen in Berlin durfte die Tochter eines jüdischen Arztes, die seit 1932 in den USA lebte, erst auf Intervention des IOC und den USA starten und gewann dort Silber. Später nahm sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Sie kehrte 1952 nach Deutschland zurück, starb aber nur ein Jahr später an Brustkrebs.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Seit 2008 sind nur noch vier der sechs Mannschaftswettbewerbe olympisch. Im Rotationsprinzip müssen jeweils zwei Disziplinen (je 1x Männer und Frauen) aussetzen. In London gibt es keine Teamentscheidungen im Herrendegen und Damensäbel. In Peking waren die Teamentscheidungen im Herrenflorett und Damendegen nicht olympisch.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Bisher gab es 42 Medaillen für den Deutschen Fechter-Bund (DFeB): 13x Gold, 18x Silber und 11x Bronze.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012

Judo

Der "sanfte Weg", so die wörtliche Bedeutung von Judo, wurde vom Japaner Jigoro Kano Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt, wenngleich die Wurzeln bis ins achte Jahrhundert zurückgehen. Um 1900 wurde Judo zur Wettkampf-Sport, 1956 wurden in Tokio die ersten Weltmeisterschaften ausgetragen.

OLYMPIA DER NEUZEIT: Die olympische Premiere feierte Judo 1964 in Tokio mit vier Gewichtsklassen bei den Männern. Drei gewannen die Japaner, in der wichtigsten, der offenen Klasse, setzte sich aber der Niederläner Anton Gesink durch. 1968 in Mexiko-Stadt fiel Judo wieder aus dem Programm, seit 1972 gehört ununterbrochen zum olympischen Kanon. 1988 wurde bei den Männern die noch heute gültige Unterteilung in sieben Gewichtsklassen vom Superleichtgewicht bis zum Schwergewicht eingeführt. Die Frauen feierten 1992 mit ebenfalls sieben Gewichtsklassen ihre olympische Premiere.

STARS DER GESCHICHTE: Einziger Judoka der Geschichte mit drei Olympiasiegen ist der Japaner Tadahiro Nomura, der 1996, 2000 und 2004 Gold im Superleichtgewicht holte. Zwei Olympiasiege haben elf Athleten erreicht, darunter der Österreicher Peter Seisenbacher (1984/1988). Die meisten olympischen Medaillen gewann Ryoko Tani mit fünf (je zwei goldene und silberne, eine bronzene) von 1992 bis 2008.

BESONDERHEITEN DER SPORTART: Judo besitzt eine große philosophische Komponente, die nahezu jeder Kämpfer verinnerlicht hat. Die Sportart soll Werte wie Respekt und Disziplin vermitteln, negative Emotionen, lautstarke Proteste und unfaires Verhalten sind auf und neben den Matte kaum vorhanden.

DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1896: Deutsche Judoka gewannen seit der Premiere 1964 32 olympische Medaillen (5 Gold, 7 Silber, 20 Bronze), mehr haben nur Japan (62), Frankreich und Südkorea (je 34) auf dem Konto. Die 20 dritten Plätzen sind zudem Bestwert. Die erste Goldmedaille holte DDR-Athlet Dietmar Lorenz 1980 in Moskau, als Olympiasieger der BRD folgten sind Frank Wieneke (1984), Udo Quellmalz (1996), Yvonne Bönisch (2004) und Ole Bischof (2008). Für die erste deutsche Medaille sorgte der Kölner Wolfgang Hofmann mit Silber bereits 1964 in Tokio.

Ergebnisse von Peking in der Olympia-Datenbank 2008

Olympiadatenbank London 2012


(Quelle: Sport-Informations-Dienst, SID)


  • Europameister Julius Brink (li.) und Jonas Reckermann in Aktion beim Weltcup in Berlin am 11. Juli 2012; Foto: picture-alliance
    Europameister Julius Brink (li.) und Jonas Reckermann in Aktion beim Weltcup in Berlin am 11. Juli 2012; Foto: picture-alliance
  • Olympiasieger Benjamin Kleibrink kurz vor seinem Triumph bei den Spielen in Peking 2008; Foto: picture-alliance
    Olympiasieger Benjamin Kleibrink kurz vor seinem Triumph bei den Spielen in Peking 2008; Foto: picture-alliance
  • Olympiasieger Ole Bischof kämpft beim Pressetag der deutschen Judo-Olympiamannschaft am 11. Juli im Bundesleistungszentrum in Kienbaum. Foto: picture-alliance
    Olympiasieger Ole Bischof kämpft beim Pressetag der deutschen Judo-Olympiamannschaft am 11. Juli im Bundesleistungszentrum in Kienbaum. Foto: picture-alliance