Das Internationale Olympische Komitee hat heute (13.06.2005) den Bericht seiner Programm-Kommission veröffentlicht. Er enthält zahlreiche interessante statistische Aussagen über die 28 Olympischen Sportarten, die derzeit das Olympische Programm ausmachen sowie fünf Sportarten, die sich um Aufnahme in das Olympische Programm bewerben. Die Aussagen beziehen sich u.a. auf Geschichte und Tradition, Universalität, Popularität, Medienakzeptanz, Umweltfreundlichkeit, Gleichberechtigung, Athletenfreundlichkeit, Sportentwicklung und Kosten der jeweiligen Sportart. Der Bericht ist im Internet verfügbar unter der Adresse:
http://multimedia.olympic.org/pdf/en_report_953.pdf
Der Bericht sei Resultat eines zweijährigen Prozesses, der auf der IOC-Session in Mexiko City im Jahr 2002 eingeleitet wurde, heißt es in einer aktuellen Meldung des IOC (vom 13.06.2005). Auf dieser außerordentlichen Session entschied das IOC über eine systematische Auswertung des Sportprogramms nach jeder Ausgabe der Olympischen Spiele. Ziel sollte die Selbstvergewisserung der Qualität des Programs sowie eine Beantwortung der Frage sein, inwiefern das Programm von Relevanz für künftige Sportgenerationen ist. Im Anschluss daran wurden von der Olympischen Programmkommission in Zusammenarbeit mit den Internationalen Fachverbänden 33 Kriterien zur Erstellung eines Fragebogens definiert.
Der Fragebogen wurde an die 28 Olympischen Sommersportverbände sowie die fünf anerkannten Weltorganisationen für Rollsport- und Inline-Sport, Squash, Golf, Karate und Rugby adressiert. Die Antworten lagen zum 15. November 2004 vor.
Die Olympische Programm-Kommission sichtete die Befragungsergbnisse und bereitete einen ersten Berichtsentwurf vor. Jede Organisation hatte die Möglichkeit, die Ergebnisse zu kommentieren und ggf. neue Informationen vorzulegen.
Der nun vorliegende Abschlussbericht enthält keine Empfehlungen zur Zulassung oder Nicht-Zulassung von Sportarten in das Olympische Programm. Er veröffentlicht lediglich Fakten.
Der Bericht wird an alle IOC-Mitglieder versandt, die ihn als Studiengrundlage für die Wahl während der 117. IOC-Session in Singapur benutzen.
Hintergrundinformationen und wichtige Prinzipien
Jede Entscheidung im Hinblick auf Olympische Sportarten wird von der IOC-Session getroffen, alle Entscheidungen im Hinblick auf Disziplinen und Wettkämpfe stehen in der Verantwortung der IOC-Exekutive. Um Teil des Olympischen Programmes zu werden, muss eine Sportart als olympische Sportart anerkannt werden. Die Liste der Olympischen Sportarten umfasst derzeit 28 Sportarten.
Regel 48.1 der Olympischen Charta folgend liegt die Mindestanzahl der Olympischen Sportarten bei 15, die maximale Anzahl bei 28. Die Anzahl von 28 Sportarten ist also nicht obligatorisch für das Olympische Programm.
In Athen waren alle 28 Olympischen Sportarten Teil des Olympischen Programms. Für diese 28 Olympischen Sportarten ist eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen der IOC-Session erforderlich, um Teil des Olympischen Programms zu bleiben.
Für Bewerbersportarten ist eine 2/3 Mehrheit notwendig, weil dies eine Änderung der Regeln der Olympischen Charta notwendig macht, die in Regel 46 die Olympischen Sportarten genau definiert.
Eine Sportart, die nicht als Olympische Sportart wiedergewählt wurde, bleibt Olympische Sportart (z.B. in der Liste der Regel 46 der Olympischen Charta) und kann bei künftigen Wahlanlässen wieder mit einer einfachen Mehrheit ins Olympische Programm gewählt werden.
Wahlprozedur der 117. IOC-Session
Die IOC-Exekutive wird am 8. Juli 2005 keine Empfehlungen über den Verbleib oder den Ausschluss der 28 Olympischen Sommer-Sportarten aus dem Olympischen Programm vornehmen.
Die IOC-Mitglieder stimmen in geheimer Wahl einzeln über alle 28 Olympischen Sportarten ab, die Teil des Olympischen Programms von Athen waren. Die Resultate werden am Ende des Verfahrens bekannt gemacht.
Sollte eine Sportart nicht die erforderliche Mehrheit von 50% der Stimmen erhalten um weiterhin Bestandteil des Olympischen Programms zu sein, bleibt sie dennoch eine Olympische Sportart, findet aber nicht bei den Olympischen Spielen 2012 statt.
Wenn eine Sportart auf diese Weise nicht mehr Bestandteil der Olympischen Spiele 2012 sein sollte und dadurch das Maximum der Sportarten im Olympischen Programm (28) nicht erreicht wird, gibt es die Möglichkeit, einen anderen Sport im Programm der Olympischen Sommerspiele 2012 zu ergänzen. In diesem Falle wird das Exekutive Board zusammentreten und festlegen, welche Bewerbersportart(en) der Session zur Aufnahme vorgeschlagen werden.
Die IOC-Mitglieder stimmen dann durch geheime Wahl über den Vorschlag des Exekutiv-Boards ab. Wie bereits berichtet ist eine 2/3 Mehrheit erforderlich, um eine Olympische Sportart zu werden. Für eine Olympische Sportart ist lediglich eine einfache Mehrheit notwendig, um wieder Bestandteil des Olympischen Programms zu werden.