Sportdeutschland braucht nachhaltige Sporträume

Die positiven Wirkungen des Sporttreibens lassen sich nur erzielen, wenn ausreichende, zeitgemäße und bedarfsgerechte Sportstätten und -räume zur Verfügung stehen.

Die meisten Sporthallen sind zwischen 1960 und 1975 sowie dann zwischen 1976 und 1992 entstanden und entsprechen nicht den modernen Anforderungen. Foto: LSB NRW
Die meisten Sporthallen sind zwischen 1960 und 1975 sowie dann zwischen 1976 und 1992 entstanden und entsprechen nicht den modernen Anforderungen. Foto: LSB NRW

Mehr denn je erfüllt der Sport heute wichtige physische, psychische und soziale Funktionen: Er fördert die Gesundheit, stärkt die individuelle Resilienz, bietet Raum für kulturelle Vielfalt, Engagement, Bildung und Naturerfahrung, unterstützt die Integration und Inklusion. Kurzum: Sport fördert maßgeblich die Lebensqualität in unserem Land.

Die positiven Wirkungen des Sporttreibens lassen sich allerdings nur dann erzielen, wenn ausreichende, zeitgemäße und bedarfsgerechte Sportstätten und -räume zur Verfügung stehen. Unverzichtbar ist außerdem ein möglichst geringer ökologischer Fußabdruck.

Leider entspricht ein Großteil der bundesdeutschen Sportstätten nicht diesen Anforderungen. Wir müssen feststellen, dass die überwiegende Zahl der aktuell genutzten, zum größten Teil normierten Sportinfrastruktur im Zuge der „Goldenen Pläne“ zwischen 1960 und 1975 sowie dann zwischen 1976 und 1992 entstanden ist. Diese „klassischen“ Sportstätten werden den heutigen Sportbedürfnissen einer modernen Gesellschaft nur noch teilweise gerecht. Hinzu kommt der hohe Sanierungs- und Modernisierungsbedarf der rund 231.000 Sportstätten in Deutschland, welcher mit mindestens 31 Milliarden Euro beziffert wird.

Für eine erhebliche Verbesserung dieser prekären Ausgangslage hat sich nun eine starke Allianz gebildet, die sich gemeinsam für nachhaltige und bedarfsgerechte Sportstätten und -räume einsetzt. DOSB, Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund und IAKS Deutschland haben vergangene Woche im Rahmen des ersten Deutschen Sportstättentages die derzeitige Situation beschrieben, Innovationen, Perspektiven sowie praktische Beispiele für die zukünftige Entwicklung der Sportstätten und -räume vorgestellt und entsprechende politische Forderungen präsentiert und diskutiert. Die Anregungen der zahlreichen Teilnehmer*innen des Sportstättentages werden nun in das Positionspapier eingearbeitet und anschließend der Politik übergeben. Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg zu dem großen Ziel, die zukünftige Bundesregierung zur Bereitstellung deutlich höherer finanzieller Mittel für soziale Infrastruktur zu bewegen.

Es lohnt sich allemal, denn die notwendige Sanierung und Modernisierung unserer Sportstätteninfrastruktur stärkt die rund 90.000 Sportvereine dabei, nach der schwierigen Phase der Pandemie wieder mit attraktiven Angeboten Mitglieder zu gewinnen, zu begeistern und zum lebenslangen Sporttreiben zu animieren. Zugleich werden durch Investitionen in Sportstätten konjunkturelle Impulse für die Wirtschaft geschaffen und die umfangreichen energetischen und damit auch die beachtlichen klimapolitischen Potenziale der Sportstätteninfrastruktur genutzt.

Infolge der Pandemie drohen viele Kommunen in finanzielle Notlagen zu geraten. In einer solchen „Stresssituation“ neigen die Haushaltsausschüsse dazu, insbesondere bei den freiwilligen Leistungen und investiven Maßnahmen Kürzungen vorzunehmen. Diese Gefahr gilt auch für die Finanzierung von Sportstätten und -räumen. Angesichts des erheblichen Sanierungs- und Modernisierungsbedarfs ist neben den Ländern zunehmend auch der Bund gefordert, die Kommunen bei der Entwicklung moderner, bedarfsgerechter und nachhaltiger Sportstätten und -räume finanziell zu unterstützen. Die neue Bundesregierung sollte daher ein kraftvolles und mehrjähriges Sportstätteninvestitionsprogramm auflegen und somit einen unverzichtbaren Beitrag für ein Mehr an Lebensqualität der Bürger*innen unseres Landes leisten. Sportdeutschland braucht nachhaltige Sporträume - mehr denn je.

(Autor: Christian Siegel, Ressortleiter „Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit“ im DOSB)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.

 


  • Die meisten Sporthallen sind zwischen 1960 und 1975 sowie dann zwischen 1976 und 1992 entstanden und entsprechen nicht den modernen Anforderungen. Foto: LSB NRW
    Ansicht einer alten Sporthalle mit abblätternder Farbe an den Wänden Foto: LSB NRW