Sporthistorisches ABC "vor – in – nach der DDR“

30 Jahre nach dem Mauerfall versucht „Ein sporthistorisches ABC vor – in – nach der DDR“ den „Sport der deutschen Jugend“ umfassend zu beschreiben.

Das sporthistorisches ABC Foto: Screenshot wille-deutscherjugendsport.de
Das sporthistorisches ABC Foto: Screenshot wille-deutscherjugendsport.de

Initiator und Autor ist der Berliner Dr. Ulrich Witte (geb. 1937), einst hauptamtlich tätig im Deutschen Turn- und Sport-Bund (DTSB) der DDR und nach der Wende Leiter der Berliner Außenstelle der Deutschen Sportjugend (dsj) sowie Mitglied der zeitweiligen Ad-hoc-Kommission für die neuen Bundesländer. In diesen Funktionen hat er wesentlich zum Zusammenwachsen und zur Anerkennung der Sportjugend hüben wie drüben beigetragen.

Der Internetplattform liegt eine akribische Recherchearbeit zugrunde, die nur ein „Ruheständler“ mit viel sporthistorischer Leidenschaft angehen und schließlich auch erfolgreich zu Ende führen kann. Dass dies offensichtlich so eindrucksvoll gelungen ist, bezeugen schon in ihrem gemein-samen Nachwort unter der Überschrift „Die Deutsche Sportjugend hat das Wort“ die beiden Berliner Peter Hanisch, langjähriger Präsident des Landessportbundes Berlin und von 1982 bis 1990 zudem 1. Vorsitzender der Deutschen Sportjugend (dsj), zusammen mit Manfred Nippe, von 1970 bis 2000 hauptamtliches Vorstandsmitglied bei der Berliner Sportjugend.

Beide zollen dem Autor Ulrich Wille große Anerkennung und Dankbarkeit für sein Mammut-Werk.  „Er hat seine beruflichen Erfahrungen im früheren DTSB mit Überzeugungskraft in den Dienst der neuen Sportjugend gestellt“, schreiben sie. „Als der Ruhestand kam, sah er es als quasi kriminalistische Herausforderung an, alles, was in der alten DDR unter Sport in Begriffen, Strukturen, Richtlinien, Veranstaltungen und Chronologie subsumiert werden konnte, für die Nachwelt und die Forschung zusammen zu tragen und zu erhalten. Die vorliegende Enzyklopädie lässt nichts aus. Sport, Schule und Bildung stehen im Mittelpunkt eines breiten Netzwerkes von Angeboten und vom Staat vorgegebenen Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Dass durch das von demselben Staat verordnete Doping von Minderjährigen einschließlich eines unsäglichen Leistungsdrucks diese humanitären Absichten korrumpiert wurden, muss von ehe-maligen Akteuren auch heute noch verarbeitet oder zumindest zur Kenntnis genommen werden.“

Wer die Adresse wille-deutscherjugendsport.de im Internet aufruft, sieht auf der Startseite neben kleingedruckten Begriffen aus dem DDR-Sport mittig eine ganze Reihe von (Stoff-) Abzeichen und Anstecknadeln zusammen mit einem Wimpel des DTSB zusammen mit dem Logo der dsj. Ganz rechts wird vom Autor unter der Überschrift „Zum Geleit“ auf das besondere Anliegen verwiesen. Die Dokumentation: „beinhaltet im Schwerpunkt Grundwissen und Darlegungen der Jahre 1945 bis 1990. Berücksichtigung fanden historische Geschehnisse vor allem zum Sport der jungen Generation, die ihn direkt oder indirekt betrafen. Das soll verdeutlichen, dass der Kinder- und Jugendsport im Osten Deutschlands ein gesamtgesellschaftliches Anliegen war.“

Ganz oben auf der Startseite ist das Alphabet zu erkennen, so dass der Suchende bei Aufruf eines bestimmten Buchstabens sofort recherchiert werden kann – am Beispiel: Unter „H“ findet man u.a. das „Handbuch für Sportbildungsabende“, ferner den „Hans-Beimler-Wettkampf“, aber auch den „Hauptausschuss des Deutschen Sportbundes (DSB)“ zusammen mit weiteren jugend-übergreifenden Begriffen wie Habilitation, Hallenwart, Hauptsportlehrer, Haushaltsplan und Hoffnungslauf, die man dann jeweils direkt anklicken kann.

Daneben gibt es „Anlagen“ mit einer Zeittafel Persönlichkeiten und Abkürzungen als weitere Suchbegriffe. Wer z.B. nach den damaligen Leitern der „Gesellschaft für Sport und Technik“ der DDR oder den Rektoren der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig von 1950 bis 1990 sucht, wird hier ebenso chronologisch mit Namen fündig. Unter „Danksagung“ tauchen (ungezählt) mehrere hundert Namen von Personen auf, die Ulrich Wille mit Informationen, aber auch mit den auf der Plattform abgebildeten Devotionalien aus dem DDR-Sport versorgt bzw. unterstützt haben. Das danach folgende „Quellenverzeichnis“ dürfte vermutlich so ziemlich alles enthalten,was zu Zeiten der DDR als sportspezifisches Schrifttum produziert worden ist. Fazit: „Sport der deutschen Jugend“ ist ein gigantisches Werk für die (ost-) deutsche Sportgeschichte allgemein und für das untergegangene Sportland DDR im speziellen.

(Quelle: DOSB/Prof. Detlef Kuhlmann)


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    Ansicht der Website mit Pins, Wimpeln und Ansteckern Foto: Screenshot wille-deutscherjugendsport.de