Sportjugend NRW und Stiftung Mercator starten Projekt „spin - sport interkulturell“

Nur rund drei Prozent der Mädchen aus türkischstämmigen Familien sind Mitglied in einem Sportverein. Insgesamt ist die Zahl der jungen Frauen mit Zuwanderungsgeschichte, die organisiert Sport treiben, in Deutschland sehr gering.

Das Projekt "spin" will Mädchen und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte in die Sportvereine holen. Copyright: picture-alliance
Das Projekt "spin" will Mädchen und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte in die Sportvereine holen. Copyright: picture-alliance

„Hier gibt es einen sehr großen Handlungsbedarf“, sagt Walter Schneeloch, Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. Schneeloch ist auch Vizepräsident Breitensport und Sportentwicklung beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und in dieser Funktion zuständig für den Bereich Integration. In Essen gab es nun den Startschuss für das genau auf die Zielgruppe zugeschnittene Projekt „spin - sport interkulturell“. Initiatoren sind die Sportjugend im Landessportbund Nordrhein-Westfalen und die Stiftung Mercator. Das Projekt wird vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unterstützt. 

Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen mit Zuwanderungsgeschichte für den Vereinssport zu begeistern und damit auch die zukünftige Mitgliederbasis der Vereine zu sichern. Die Vereine - so das „spin“-Konzept - sollen in ihrer Funktion als Orte stadtteilbezogener Integration gefördert werden. „spin“ startete in Essen, Duisburg, Oberhausen und Gelsenkirchen. Weitere Städte im Ruhrgebiet sollen in den nächsten vier Jahren folgen. Das neue Projekt will vielfältige sportliche Angebote bieten - von Gymnastik und Tanz über Ballsportarten bis zu Selbstverteidigungskursen. Verbunden sein soll dies mit Freizeitaktivitäten wie Kochkursen oder Sprachunterricht. Die Übungsleiterinnen verfügen ebenfalls über einen Zuwanderungshintergrund und können sich daher besonders gut in die Situation der Teilnehmerinnen einfühlen. Sie werden außerdem engen Kontakt zu den Familien der Mädchen pflegen, um Hemmschwellen abzubauen und Vertrauen zu stärken. 

„Die Stiftung Mercator setzt sich dafür ein, dass Menschen, gleich welcher Herkunft, Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe haben. Wir sind dem Ruhrgebiet in besonderer Weise verpflichtet, hier ist der Anteil der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besonders hoch, hier gibt es deshalb im Sinne der Integration besonders viel zu tun. Deshalb haben wir ‚spin’ angeregt und fördern das Projekt, damit mehr Mädchen und junge Frauen mit Zuwanderungsgeschichte Wege in den Vereinssport finden“, so Rüdiger Frohn, Vorsitzender des Beirats der Stiftung Mercator. 

Die Hemmnisse der „spin“-Zielgruppe, in einen Verein einzutreten, sind nach den vorliegenden Erkenntnissen im Kern die gleichen wie bei deutschstämmigen Vergleichsgruppen. Die Ursachen für die geringere Aktivität in Sportvereinen korrellieren mit einer schwächeren sozialen Lage, niedrigerem Bildungsniveau, schlechterem Wohnumfeld und herkömmlicherer Familienstruktur bzw. schwierigerer familiärer Situation. „Sport gehört nicht zum traditionell `weiblichen Bereich` im Leben von Zuwanderungsfamilien vieler Herkunftsländer. Sport genießt bisher im Vergleich zu anderen Arten der Freizeitgestaltung geringere soziale Wertschätzung. So liegt der sportliche Organisationsgrad bei erwachsenen Frauen mit Zuwanderungsgeschichte bei nur ca. einem Prozent. Das ist wirklich eine erschreckende Zahl“, sagt Walter Schneeloch.


  • Das Projekt "spin" will Mädchen und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte in die Sportvereine holen. Copyright: picture-alliance
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